Hallo zusammen,

meine zwei Geschwister und ich fahren im Juli nach Kostanz um unter anderem
in der Schweiz unsere ersten Klettersteig Erfahrungen machen möchten.
Eine komplette Ausrüstung bekommen wir hier vor Ort von einem kleinen Fachhändler gestellt.

Jetzt meine Frage:
Welche Klettersteige sind für den Anfang, ohne übermäßig große Erfahrung zu haben, in den Appenzeller Alpen oder nahe der Deutsch-/ Schweizer Grenze zu empfehlen und gut zu erreichen? Wollen uns in jedem Fall zwei oder drei Steige vornehmen. Vielleicht auch in Verbindung mit einer Tagestour bzw. Wanderung.
Evtl. gibt es hier in euren Kreisen auch jemand der geführte Kletterungen anbietet oder ggfs. jemanden kennt.

Würde mich sehr über Antworten, Anregungen und Hilfe freuen.

Grüße
Benny

servus Benny,

das ist alles nicht leicht zu beantworten ohne mehr von euch zu wissen. Also: Ob und welche Erfahrungen ihr bereits habt, seid ihr so schon sportlich oder eher Couchpotatoes Jemandem der kein bischen Grundkondition hat würde ich niemals ne 6 Stunden Tour empfehlen, und wer das Zeug zum Iron Man hat wird mit dem Tip zur 2 Stunden Mini Tour genau so wenig glücklich werden.
Die siehst, je mehr man weiß, desto bessere und passendere Empfehlungen kann man geben. Dafür sind wir da, und das machen wir gern

Zur Ausrüstung vorweg: ich kanns verstehen wenn man für den ersten KS nicht sofort die komplette Ausrüstung kaufen will. Daher schaut sie euch beim Verleiher genau an bevor ihr sie mitnehmt. Der Mantel der Seile sollte nicht "aufgepelzt" sein, Metallteile sollten sauber öffnen und schließen, Bandfalldämpfer sind oft verpackt, da kann man aber per Reißverschluss mal rein schauen. Zudem sollte der Verleiher euch in die Funktion / Bedienung einweisen (letzteres könnt ihr euch nat. sparen wenn ihr erfahrene Begleitung dabei habt)

Grüße,
Dan

Hallo Dan, danke erstmal für die Antwort. Wir sind alle durchaus trainiert.
Mein Bruder (24) macht gerade seinen Fitnesstrainerschein
und meine Schwester (17) ist doch verblüffend ausdauernd,
da sie selber im Fitnessstudio sehr aktiv ist.

Ich persönlich bin 27 Jahre alt, liebe die Berge und sehe das Klettern als logische Erweiterung an. Also Tageswandertouren von 40Km in unseren Gefilden sind da doch schon häufiger vorgekommen. Letztes Jahr sind wir sogar den Schildhorn runter und vor zwei Jahren den Säntis hoch. Klar hat man nach der Besteigung die Faxen dicke aber aus rein sportlicher Sicht hat das gut geklappt. Also rein ausdauertechnisch sollten
wir alle eine gute Kondition haben. Sowohl in Fuß als auch Arm

Wie haben hier im Siegerland ein kleines Fachgeschäft für Kletterzubehör
und dem Chef dort, ein sehr netter Almöhi, vertraue ich schon,
dass er uns eine anständige Ausrüstung inkl. Einweisung geben wird.
Er machte mir einen extrem kompetenten Eindruck. Vorallem
will er uns für einen kleinen Obolus sogar neue Ausrüstung mitgeben.
Klar möchte man erstmal austesten ob dieser Sport was für einen ist.
Aber ich bin da ganz zuversichtlich, da mir wie gesagt schon beim
alpinen Wandern die Hände jucken auf irgendwelche Felsvorsprünge
zu kraxeln

So ich hoffe das dass erstmal genug Infos zu uns waren.
Danke schon mal im Voraus für Tips und Ratschläge.

Hallo Benny,

in den Appenzeller Alpen gibt es viele gesicherte Steige, aber keine durchgängig gesicherte Klettersteige. Wenn es in der Zentralschweiz sein darf, kann ich dir den Braunwalder Klettersteig, die Via Ferrata del Diavolo und die Engelberger Klettersteige an Brunnistoeckli und am Rigidalstock empfehlen.

Wenn das zu weit im Westen ist, schaust du dich besser im Allgäu um.

Liebe Grüße
Stephan

Hi Benny,
um eure Fitness ists ja dann gut bestellt. Und den Obulus für Neuware zum Ausleihen tät ich auch investieren. Was natürlich fehlt ist Erfahrung im Alpinen Bereich und am KS entsprechend, die könnt ihr durch keine Theorie der Welt erlangen, aber als Stütze leg ich euch unseren Wissens-Pool klettersteig.de/forum/klettersteigde-college an Herz (der sich auch stetig erweitert).
Hab ich das richtig rausgelesen daß du Kletterst ?

Grüße,
Dan

Nein, ausser in der Halle und im Hochseilgarten bzw. Kletterwald bin ich noch nicht geklettern. Das was man bei alpinen Wanderwegen so als klettern bzw. kraxeln bezeichnen kann. Aber ich möchte es gerne. Der Braunwalder Klettersteig hört sich ganz gut an. Vorallem weil man entscheiden kann ob man den letzten Abschnitt mitnimmt oder nicht. Oder hast du für den Einstieg eine andere Idee?

Was den Braunwalder angeht, da kann Beeler helfen, ich persönlich kenne den Steig nicht.
Zum: Klettern. Es ist ein gutes Technik Backup am Berg, weil du dabei lernst dich in bestimmten Geländeformen entsprechend effektiv und teils auch kraftsparend zu bewegen. Auch die Psyche wird dabei entsprechend gefordert und geschult.
Doch zum Einstieg würde ich trotzdem zu eher leichten KS tendieren. Allein schon um sich an die Handhabung des KS Sets und die Umgebung zu gewöhnen.

Der Braunwalder war mein erster richtiger Klettersteig. Der erste Abschnitt ist gut für Anfänger geeignet. Der zweite Abschnitt fordert dann die mentale Stärke, weil er recht ausgesetzt ist. Der dritte Abschnitt ist hingegen nichts für Anfänger. Die senkrechte bis überhängende Wand mit der kniffligen Schlüsselstelle hat schon viele Aspiranten zum Abbruch gezwungen.

Einen Klettersteig in Graubünden habe ich vergessen: Der Pinut bei Flims. Sehr leicht, aber enorm exponiert, ein großes Erlebnis für jeden Einsteiger.

Der Pinut scheint echt schön zu sein. Vielleicht für den Anfang ganz passabe.
Danke für die Hilfe.

Geografisch kann ich leider nichts beisteuern. Generell würde ich aber für den Anfang (analog zu Der Dan) was ganz leichtes empfehlen, es macht wirklich Sinn, sich mit der Handhabung eines Klettersteigsets stressfrei vertraut zu machen. Und es ist auch nicht immer so, dass Klettersteige durchgehend gesichert sind. Manchmal fehlt ein Stück, dass vielleicht gar nicht so schwer wäre,aber wenn man in Stress ist, kann das ne echte Klippe seinMein Tipp: möglichst viele Tourenbeschreibungen lesen, Internet, Bücher, was auch immer. Die passende Tour auswählen und dann munter drauflos, nicht ohne das Credo zu vergessen: Ich glaube, dass ein rechtzeitiger Rückzug zigmal höher zu bewerten ist als ein Hubschrauberrundflug. Soll jetzt keine angstmacherei sein, aber im zweifel muss man da auch wieder runter, wo man hoch ist. Also zusammenfassend: Vorsicht ist keine Feigheit, Leichtsinn ist kein Mut. Wünsche euch tolle bergerlebnisse und natürlich auch ein sicheres Heimkommen.

Gruß Impfen

Impfen schrieb:
Hört sich richtig an. Danke!

edgarwallace schrieb:
Der Pinut ist total schön! Steigmäßig relativ einfach. Mental fordernd, wenn man jetzt nicht so auf Ausgesetztheit steht. Meine Empfehlung: Nach dem Klettersteig nicht zur Hütte laufen, um mit der Seilbahn abzufahren, sondern Richtung Bargis absteigen. Das ist zwar lang und etwas mühsam, aber man wird mit wunderbaren Aus- und Tiefblicken belohnt...

Hallo.

in Vorarlberg kann man dann ja auch noch die schönen Steige Via Kapf und Via Kessi "mitnehmen" und auch die Via Örfla, wenn man sie denn findet.

Wie Lukian schon sagt, sind die Vie Kapf, Kessi in Örfla in der Tat sehr schöne Klettersteige, jedoch sollten diese nur von erfahrenen Klettersteigern begangen werden.

2006 bin ich an der Via Kapf nach bloß 10 Höhenmetern völlig entkräftet hängen geblieben. Erst im folgenden Jahr und mit 25 Klettersteigen mehr im Erfahrungsschatz war ich in der Lage, die Via Kapf zu bewältigen.

Sind halt D-Steige, also schwere Klettersteige und somit nicht Anfänger-Geeignet.