Karabiner Klettersteig-Schwierigkeitsskala

Viele Buchautoren haben ihre eigene Bewertungskriterien, wenn es um die Einstufung der Schwierigkeit von Klettersteigen geht, da eine offizielle Skala wie beim Klettern nicht besteht.

Meist fliesen in die „Wertung" neben den eigentlichen technischen Anforderungen weitere Aspekte wie Höhe, Länge oder sogar psychische Gesichtspunkte wie Ausgesetztheit ein, die unseres Erachtens dabei nichts verloren haben.

Denn es nützt demjenigen, der einen Klettersteig begehen will nichts, wenn der Klettersteig auf niedriger Höhe direkt an der Strasse liegt und sehr kurz ist, wenn man eine senkrechte Wand nicht überwinden kann.

Einzig Hans Kammerer unterscheidet in seinem Buch „Klettersteige in den Dolomiten" in Technik, objektive Gefahren (z.B. Steinschlaggefährdung), Ausdauer und psychische Anforderungen. Ein ähnliches System verwendet der Schall-Verlag in seinen Klettersteig-Büchern. Dort wird - wir auch bei klettersteig.de - Armkraft, Erfahrung, Kondition, Mut und Technik als separater Aufwand ausgewiesen. Neben der gewohnten Schwierigkeitsbewertung.

Wird also alles in einen Topf geworfen, so wird die alleine entscheidende Frage nach der technischen Schwierigkeit verwässert, was zu einer unter Umständen fatalen Falscheinschätzung führen kann.

So ist beispielsweise die Watzmannüberschreitung technisch „nur" als leicht einzustufen, wird aber allgemein in der Literatur als „mittel" eingestuft, da es sich ohne Zweifel um eine hochalpine Tour handelt, die bei Wettersturz sehr gefährlich sein kann.

Umgekehrt verführt es zu einer niedrigeren Bewertung, wenn eine Tour niedriger gelegen ist. Zum Beispiel wird die Via Ferrata Geatano Falcipieri im Kompass Klettersteigführer „Klettersteige Dolomiten Süd" als „leicht" bezeichnet (auch Hüsler stufte sie in einigen Ausgaben seines Klettersteigatlasses so ein).
Ein steiler Kamin gleich zu Beginn und wenig später eine senkrechte Leiter mit luftigem Ausstieg auf ein Felsband, sowie weitere teils senkrechte Stellen deuten jedoch keinesfalls auf einen leichten Klettersteig hin. Wehe man verlässt sich auf solche Einstufungen und ist dann überfordert (oder nimmt wegen der Bewertung keine Sicherungen mit).

Die hier verwendete Einstufung bezieht sich daher alleine auf die technische Einstufung der jeweiligen Schlüsselstelle:

Karabiner
1 / 1,5

1 Karabiner (A): sehr leichter Klettersteig: Wanderweg mit (unnötiger) Seilsicherung. Seilsicherung ist mehr Zierde als Notwendigkeit
Beispiele: Vogelbergsteig, Monte Vallon Bianco, Dopplersteig (Salzburger Hochthron)
1,5 Karabiner (A): sehr leichter Klettersteig: steiniger oder felsiger Weg, dessen Seilsicherungen immer noch nicht notwendig sind, aber das Vorwärtskommen etwas erleichtern können, bzw. bei ausgesetzten Wegstellen psychologisch gut sind.
Beispiele: Schober Nordwestanstieg, Roßstein, Brünnstein, Rudl-Eller-Weg, Große Tschierspitze

Karabiner
2 / 2,5

2 Karabiner (A/B): leichter Klettersteig: eingeschlagene Felsstufen, Eisentritte, -klammern, große Tritt- und Griffmöglichkeiten, sowie stark gestufter Felsaufbau verlangen keine größeren Anstrengungen. Die Seilsicherung ist ausschließlich für das Gleichgewicht notwendig.
Beispiele: Drachenwand, Ettaler Manndl, Widauersteig
2,5 Karabiner (B): leichter Klettersteig: Grosse Tritt- und Griffmöglichkeiten, sowie ein keinesfalls vertikaler Verlauf des Klettersteiges verlangen keine größeren Anstrengungen. Die Seilsicherung ist meist ausschließlich für das Gleichgewicht notwendig. Bei Felsstufen kann aber auch schon mal kurzer Armkrafteinsatz notwendig sein.
Beispiele: Oberlandsteig (blau), Alpspitzferrata, Mittenwalder Höhenweg, Watzmannüberschreitung

Karabiner
3 / 3,5

3 Karabiner (B/C): mittlerer Klettersteig: Eisentritte, -klammern oder ausreichende Tritt- und Griffmöglichkeiten, jedoch schon steilere Anlage des Klettersteiges; zum Teil schon Armkrafteinsatz notwendig
Beispiele: Karhornklettersteig, Mathaisenkar, Furcia-Rossa-Klettersteig, Fennbergklettersteig, Burrone-Klettersteig
3,5 Karabiner (C): mittlerer Klettersteig: weitgehend Eisentritte, -klammern oder meist ausreichende Tritt- und Griffmöglichkeiten, jedoch schon steilere Anlage des Klettersteiges; immer wieder Armkrafteinsatz notwendig. Auch einzelne Stellen, die Reibungsklettern erfordern können auftreten.
Beispiele: Innsbrucker Klettersteig, Tschierspitze V, Leiternsteig (Toblinger Knoten)

Karabiner
4 / 4,5

4 Karabiner (C/D): schwerer Klettersteig: oft nur kleine Tritt- und Griffmöglichkeiten, eher selten Eisentritte, -klammern, senkrechte Leitern, teils vertikale Anlage erfordert nicht unerhebliche Armkraft, Reibungskletterstellen, auch im steileren Fels können auftreten.
Beispiele: Jubiläumsgrat, Tiroler Weg (Plamorder Spitze), Tofana di Rozes, Monte Generoso, Oberst-Gressel-Gedenkweg
4,5 Karabiner (D): schwerer Klettersteig: meist nur kleine Tritt- und Griffmöglichkeiten, selten Eisentritte, -klammern, senkrechte Leitern, meist vertikale Anlage erfordert schon viel Armkraft, Reibungskletterstellen, auch im steileren Fels treten öfter auf.
Beispiele: Elferkofel, Pößnecker Klettersteig, Via ferrata Sandro Pertini, Reinhard-Schiestl-Klettersteig

Karabiner
5 / 5,5

5 Karabiner (D/E): sehr schwerer Klettersteig: oft keinerlei Tritte und Griffmöglichkeiten mehr, vertikale, teils überhängende Anlage, nur Seilsicherung oder teilweise ungesicherte Stellen, großer Armkrafteinsatz notwendig.
Beispiele: Citywall (Salzburg), Imster Klettersteig, Weg ohne Grenzen (Frischenkofel), Tomaselli-Klettersteig
5,5 Karabiner (E): sehr schwerer Klettersteig: über längere Passagen keinerlei Tritte und Griffmöglichkeiten mehr, vertikale, vielfach überhängende Anlage, nur Seilsicherung oder teilweise ungesicherte Stellen, sehr großer Armkrafteinsatz notwendig.
Beispiele: Martinswand, Seewandklettersteig, Via ferrata Costantini, Via attrezzata Rino Pisetta, Lehner Wasserfall (Variante)

Karabiner
6 / 6,5

6 Karabiner (E/F): extrem schwerer Klettersteig: fast durchgehend keinerlei Tritte und Griffmöglichkeiten mehr, vertikale, meist überhängende Anlage, nur Seilsicherung oder teilweise ungesicherte Stellen, extrem großer Armkrafteinsatz notwendig.
Beispiele: Guide di Gressoney, Höhlensprint, Wilde Gams
6,5 Karabiner (F): fast unschaffbar. Nur noch senkrecht, nur mit durchgehendem Armkrafteinsatz zu bewältigen. Nur für Freaks.
Beispiel: Karola-Variante an der Jakobswand (Baden-Württemberg), Gosauschmied Hammer

Karabiner
7 / 7,5

7 Karabiner (F/G) und 7,5 Karabiner (G): es gilt die gleiche Beschreibung wie für F, fast unschaffbar. Zusätzlich sind diese Klettersteige nur noch ratsam für Ferratisti mit Erfahrung im technischen Alpinklettern. Anhaltende Dächer müssen überwunden werden, was enorme Kraftausdauer verlangt.
Beispiel: Extraplomix (G)