Generell, ich hab mir die Broschüre von MW durchgelesen und so polarisierend finde ich sie jetzt gar nicht. Auch als begeisterterer KS-Geher, Seilbahnbetreiber oder Hüttenwirt kann man die meiner Meinung nach durchlesen und über manches mal nachdenken ohne jetzt deshalb gleich vor Wut auf und nieder springen zu müssen
ok, ein Stop von Neubauten wird gefordert. Begründet wird dies mit steigenden Unfallzahlen von unbedarften Anfängern die in die Steige gelockt werden und v.a. durch die Auswirkungen auf den Naturraum.
Ich kann halt nur für Österreich und vielleicht noch für Teile von Bayern schreiben - für Italien oder gar Schweiz/Frankreich würde ich mir mangels Kenntnisse kein Urteil erlauben.
Die Unfallstatistik überzeugt mich als Argument nicht. Man merkt auch hier wie fast zwanghaft mit im Grunde sehr wenigen unterschiedlichen Unfällen versucht wird ein Bild vom besonders unfallträchtigen Klettersteiggehen zu zeichnen. Dagegen bin ich immer noch der Meinung das auf KS im Verhältnis relativ wenig passiert. Klar gehört jeder Neubau v.a. in Punkto Sicherheit besonders streng bewertet weil bei der Planung ist es noch am leichtesten einzugreifen - bzw. den geplanten Steig in letzter Konsequenz aus Sicherheitsgründen (Steinschlag etc...) ganz zu verwerfen.
Die Hauptprobleme mit der Sicherheit würde ich allerdings dabei eher bei bereits bestehenden Anlagen sehen - hier muss im Einzelfall ganz klar geprüft werden: Ist eine Sanierung überhaupt sinnvoll bzw. muss im Einzelfall eben die unpopuläre Konsequenz gezogen werden, einen KS eben wieder abzubauen - ich glaube das werden in den nächsten Jahren öfters sehen und sollte auch im Einzelfall nicht unbedingt etwas Negatives sein.
Naturschutz: Ja, jeder KS (genau so wie jede Hütte oder jeder Wanderweg) ist ein Eingriff in den Naturraum v.a. der Hochgebirgsraum reagiert hier sehr sensibel (Was die Erbauer zb. beim Glödis KS geritten hat kann ich auch nicht nachvollziehen - wahrscheinlich ging es wieder mal um eine Hütte - muss ich mich mal schlaumachen..) Ich bin allerdings schon der Meinung, dass es für den einen oder anderen schönen Steig noch Platz ist - einfach generell zu sagen: Genug ist genug ist mir ein zu allgemeiner Ansatz - vielmehr sollte jede neue geplante Anlage einfach kritisch auf die Punkte Sicherheit und Naturschutz hin geprüft werden - sicherlich in Bezug auf unterschiedlichen Interessen der Beteiligten keine einfach Aufgabe.
Fast war ich ja darüberhinaus auch schon versucht zu schreiben, dass ein Innehalten und sich ein wenig Besinnen beim KS-Neubau vielleicht ohnehin schon heuer eingetreten ist - aus welchen Grund auch immer - 2013 war bis jetzt im Vergleich zu den Vorjahren in Ö und D ein sehr ruhiges Jahr....
tja fast hätte ich es geschrieben.... bis ich am Wochenende im Netz einen neuen Steig in Oberösterreich mit dem Namen "Klettersteig zum Geilen Hengst" entdeckt habe den wir in nächster Zeit dann auf ks.de listen dürfen/können/müssen? Bei dem stimmt mal wieder alles perfekt: Name (Geiler Hengst) und Schwierigkeit (selbstverständlich E!)
Noch ein paar Dinge sind mir in der Broschüre aufgefallen:
1)
Sehr entlarvend finde ich auch die Vorgangsweise des OEAV - zum einen wird hier darauf verwiesen, dass jeder KS Neubau einer Sektion vom Bundesverband auf das "Schärfste" geprüft wird. Also gab es in letzter Zeit auch nur 2 Neubauten mit AV Sektionsbeteiligung: Sinabell/Dachstein und Absamer/Karwendel. und jetzt kommt es: 3mal dürft ihr raten wem die Hütten die mit diesen KS verbunden sind (Gutenberghaus und Bettelwurfhütte) gehören? Richtig das sind OEAV Hütten. Wo jetzt genau der Unterschied zu jeden anderen beliebigen KS Neubau liegt, ist damit nicht mehr schwer zu erraten - zumal es im Bereich der Bettelwurfhütte (Bettelwurf) und dem Gutenberghaus (Ramsauer, Jubiläums, Hias, Siega) bereits mehrere KS gibt.
Weil wir gerade bei den Hütten sind:
Kommentar dan:
jeder Bürgermeisterdepp kriegt seinen Talnahen KS für Tagestouristen (oft ohne Übernachtung versteht sich, nur mal als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl was Regionale Umsatzsteigerungen angeht...) Dafür ist immer Geld da. Und auf der anderen Seite sieht die Realität leider so aus daß die wirklich wichtige Infrastruktur jedes Jahr mehr verkommt, weil dafür immer weniger Gelder raus gegeben werden ( www.naturfreunde.at/Berichte/detail/33837/ ).
Wirklich sehr nachhaltig...
für die Übernachtungszahlen und touristische Wertschöpfung magst du damit schon Recht haben....
Allerdings zu fordern das Geld statt für den Neubau von KS zum Ausbau von Hütten zu verwenden finde ich schon irgendwie grotesk denn man muss auch mal klar sagen: Der Betrieb einer Schutzhütte hat wesentlich größere Auswirkungen auf den Naturraum als jeder Klettersteig - siehe Versorgung (Hubschrauber, Seilbahnen, Sanitäranlagen etc...)
Schon klar bei Hütten gibt es keinen Neubauboom eher im Gegenteil - nicht wenige kratzen an der Existenz aber was der frühere achtlose Betrieb von Hütten bereits für Schäden angerichtet hat die jetzt aufwändig saniert werden müssen ist die andere Seite - bzw. zwingen die neuen durchaus richtigen strengen Auflagen die Hütten zu massiven Investitionen die erst wieder über größere Kapazitäten und mehr Besucher verdient werden müssen und da drehen wir uns wieder im Kreis: Wie kommt man zu mehr Besuchern: Eine Möglichkeit ist zb. einen Hüttenklettersteig zu bauen und da sind wir beim Beispiel OEAV
Ich könnte mir daher durchaus auch mal vorstellen eine wirtschaftlich schwierige Hütte aufzugeben und abzutragen anstatt darüber nachzudenken wo bekomme ich das Geld für eine Sanierung her und v.a. wie locke ich möglichst viele neue Besucher an um die Investition wieder zu verdienen.
2)
ich habe vor dem Lesen nicht gewusst, das in den 90er Jahren mal ein KS über den Kopftörlgrat (Koasa) geplant war - puuhhh der "Krieg" Kletterer - Erbauer hätte wohl alles übertroffen was wir von anderen umstrittenen Projekten kennen
- zum Glück wurde der "Unsinn" nicht realisiert...
3)
auch von einem Göll - Westwand KS in Berchtesgaden höre ich das 1. Mal - da halte ich auch nicht viel davon
4) Wie in der Broschüre kurz angeschnitten, das Eisen auf der Watzmannüberschreitung zu entfernen? - tja schon irgendwie eine "radikale" Idee - würde sich wohl auch schwer durchsetzen lassen - allerdings die 2 großen Berchtesgadender Überschreitungen (Hochkalter und Watzmann) so komplett eisenfrei - das hätte schon was
Zum Schluss
Eine Bitte/Forderung hätte ich auch noch:
Bitte baut doch die beiden F-Varianten am Postalmklettersteig und auf der Bürgeralm einfach wieder ab! Ich meine, da geht's um jeweils 30m Stahlseil mit ein paar Verankerungen - Zeitaufwand: ein paar Stunden - verbranntes Geld für dieses Experiment: vielleicht ein paar Tausend Euro. Ok. es war ein Versuch - zum Glück ist meines Wissens nach nichts ernsthaftes passiert - in den paar Jahren wurde wohl jetzt 100mal mehr Zeit damit verbracht um darüber zu diskutieren, als das sich ein paar Leute da hinaufgehangelt haben. Das wäre halt mal ein deutlicher Schritt und die unsägliche Diskussion über die ach so brutal schweren neuen KS mit allen Pro und Contra wäre mit sehr geringen Aufwand zumindest etwas zurechtgestutzt.