Liebes Forum,

nachdem hier eifrig diverse Pfingsttourvarianten diskutiert und durchgeführt wurden, möchte ich meine Erlebnisse in nicht ganz ernstgemeinter Art und Weise schildern.

Der Tag des Pfingstferienbeginns in Bayern rückte näher und näher. Da ich durch die besondere Lage des Pfingstfestes heuer - einen Tag später wäre rein rechnerisch auch noch möglich - einen Packen Abschlussprüfungen zu korrigieren hatte, war nur eine kleine Tour mit der Familie möglich. Naja, Zugspitze Anfang Juni in einem Ratsch viel aus, da das Müncher Haus noch nicht offen hatte und unsere 9jährige die einzige gewesen wäre, die dieser Tour sowohl was das bergsteigerische Können, als auch was die konditionellen Voraussetzungen betrifft, gewachsen gewesen wäre. "Mal keine Klettersteige, nur ein bisschen Bergwandern", war der Wunsch meiner Frau, " Eine nette Hütte", fügte mein Großer hinzu (12 Jahre) kurzum, irgend was im Allgäu oder Tirol.
Dann kam er, der 31.Mai, erster Ferientag und die Geburtsstunde einer neuen Erfahrung - Hexenschuss. Einige Spritzen weiter, gespickt mit einigen Kilo Schmerz- und sonstigen Giftmitteln fühlte ich mich diese Woche an den Rat meines Arztes erinnert, der sagte: "Nicht zuviel Ruhen, sondern Bewegen heißt die Zauberformel!" Nun ja, da Klettersteiggehen, gegen so Vieles hilft, wieso nicht auch gegen Hexenschuss.
Gesagt getan - naja, etwas Vorsicht ist vielleicht doch geboten, warf der Verstand ein, es gibt nicht nur die Bewegungsunfähigkeit wegen psychischer Blockade, sondern auch die durch Wirbelblockade. Also erst mal nicht so etwas Spektakuläres, und auch in der Nähe soll es sein. So schlug ich meinem Großen vor, mal den Eibgrat zu wandern. Am Mittwoch war es soweit. Leicht hüftsteif, wie ein Anfänger im trittsicheren Gelände krabbelte, Pardon kletterte ich über den Grat. Ab und zu musste ich mir die Bemerkung meines Großen gefallen lassen, dass ich diese oder jene Stelle besser umginge, da sie wohl doch etwas zu schwer sei. Aber ich habe es geschafft. Und siehe da, am Ende des Tages fühlte ich mich nicht mehr wie 85, sondern bereits wie 65.
Also musste heute die Steigerung her - auch gleichzeitig ein Vorgriff auf die vielen bröseligen Steige, die jahraus jahrein aus touristischen Überlegungen in Pseudofels geklebt werden - wie wäre es mit dem Lenzsteig am Main.
Gleich zu Beginn die Schlüsselstelle - mit Links 30cm hoch auf Fels antreten, mit Rechts dann 20cm hoch auf den Metallbügel - Links gingen aber nur 25cm!!
Also mit Rechts antreten, gekonnter Fußwechsel und weiter.
Wenn mir heute einer zugeschaut hat, so wird er sich wohl so Einiges gedacht haben.

Also merke, auch wenn es ein Arzt nicht explizit sagt, so beachte lieber Klettersteigfreund: Bei Hexenschuss werden aus B-Steigen schnell D-Steige. Und nie kann man Trittsicherheit besser üben, als wenn es einem vor Schmerzen schwindelig wird - Schwindelfreiheit war gestern.

Apropos: Ich hatte ja auf weitere 20 Jahre Verjüngung gehofft, und wäre damit meinem tatsächlichen Alter doch recht nahe gekommen. Pustekuchen, nach jedem Klettersteig gibt es einen Abstieg und der lässt einem dann u.U. recht alt aussehen.

Gruß, Uwe

Uwe, ich glaube ich kann das z.Z. gut nachvollziehen. Mein Mitgefühl jedenfalls hast Du. Ich hatte am Di einen kleinen Fahrradunfall, nun fehlt rechts der große Zehennagel und links im Schienbein gibt es eine Fleischwunde. Das wäre vielleicht nicht so schlimm, aber morgen geht es für 14Tg in die Hohe Tatra. Mein Arzt meinte ich soll mir lieber ein gutes Fernglas mitnehmen...

Ohhhh Hexenschuss!!! Diese nette Erfahrung (morgens beim Sockenanziehen) durfte ich im Herbst des Jahres 2012 machen... Die geplante Tour in Berchtesgaden fiel dann aus (gell Tom, da kannste dich auch noch dran erinnern, wie ich dir abgesagt hab...).

kletterkiki schrieb:

jo,jo - die böse Hex... zum Glück hat die mich noch nie angeschossen

Hi Uwe,

Sehr schön und ironisch geschrieben.
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Gruß Stephan

Ob Hexenschuss oder nicht - keine Ahnung, aber mir ist vor Jahren mal beim Zähneputzen die Bürste aus dem Maul geflogen, beim Aufheben rasteten gefühlt alle Wirbel in ihrer Position ein und so lag ich erstmal gekrümmt wie ein gekochter Shrimp auf der Seite und wusste nicht wie ich Hilfe erreichen sollte. Wenigstens hatte ich meine Bürste wieder und damit Beschäftigung bis meine Freundin nach 30 Minuten ins Bad kam um raus zu finden ob der jaulende Hund der sie geweckt hat nur geträumt war oder wirklich jammernd im Bad lag...
Will heißen, kann ich absolut nachempfinden, was du erleiden musstest...
VG, Dan

auch Zähne putzen will eben gelernt sein

Ja absolut, inzwischen hab ich ne elektrische Bürste, die muss man nicht so ambitioniert in Schwung bringen...

Aber wenn die runterfällt ist der Mittelfußknochen kaputt. Oder der Zeh, jenachdem ...

Mir ist das beim ersten Mal ebenfalls beim Strümpfeanziehen passiert. Auch von mir die allerbesten Genesungswünsche!!!
Und seit einigen Jahren, nämlich seit der Bandscheiben-OP, hilft mir Yoga beim "Nicht-mehr-wie-60-fühlen". Kann ich nur empfehlen. Je zielgerichteter für den unteren Rückenbereich desto besser ...

Ist "Rücken" eigentlich Bedingung, um Klettersteige ab C zu gehen?
Ihr macht mir doch noch Hoffnung

Impfen schrieb:
Ich schaffe mit "Rücken" (in meinem Fall drei bis vier eingedrückte Brustwirbel, die auf Luft- und Speiseröhre drücken) mittlerweile sogar C/D-Steige ... und ich muss sagen: Im Steig vergess ich meine Beschwerden und hab kaum Probleme... also: Raus in die Natur trotz Wehwehchen!!! Danke an Uwe für den "schönen" Erlebnisbericht!!!

Wenn ich Rücken krieg, hör ich mit Lesen auf und fang die kritischen Steige an