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Hier der Text:
"Wie gut sich alles, was ein bisschen Schweiß und Überwindung kostet, touristisch vermarkten lässt, wird spätestens klar, wenn man auf dem Schweizer Hotel- und Urlaubsportal HolidayCheck.com in englischer Sprache einen Hinweis und Fotos zur Häntzschelstiege gefunden hat. Klettersteige locken europaweit immer mehr Menschen in die Berge und gehören zu den stärksten Zugpferden im sogenannten Aktivtourismus. Das gilt auch für Mittelgebirgslandschaften wie die Sächsische Schweiz. Was für die Kasse mancher strukturschwachen Gemeinde durchaus ein Segen ist, beobachten mittlerweile aber nicht mehr nur erklärte Naturschützer mit Sorge.
Im Nachbarland Tschechien verursachen Pläne für einen solchen Klettersteig gerade ziemlichen Ärger. In der Felsenstadt Adersbach – einem beliebten Sandsteingebiet mit mehr als 1500 Klettergipfeln östlich vom Riesengebirge – wollte die staatliche Forstverwaltung einen mit Stahlseilen künstlich abgesicherten Aufstieg an einer prominenten Felsgruppe bauen und brachte damit eine ganze Menge Leute gegen sich auf. Inzwischen hat der Protest auch organisierte Formen angenommen – tschechische Zeitungen haben darüber berichtet, zudem ist eine Petition im Umlauf, die jetzt sogar in sächsischen Kletterkreisen die Runde macht. Eine schnell ins Leben gerufene Facebook-Protestseite bekam in nur zwei Wochen fast 1000 Likes.
Kommerzielle Bespaßung?
Worum geht es: Die betroffene Felsgruppe ist eine Formation aus vier Sandsteintürmen, Bergsteiger kennen die Gipfel unter den Namen Indián, Planetárium, Squaw und Severka. Der Hauptgipfel – Indián – ist ein etwa 20 Meter hoher Klotz, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ein bekannter Fotopunkt gewesen sein soll und später als Hintergrundkulisse in mehreren tschechischen Filmen eine Rolle spielte.
Sieben, ausnahmslos schwere Kletterrouten führen zum Gipfel, für die man einiges an Können und Erfahrung mitbringen muss. Kein Terrain für Touristen. Nun aber droht dem „Indianer“ Action. Ein Klettersteig könnte ihn schnell in ein umlagertes Sportgerät verwandeln und den Fels und die bestehenden Freikletterrouten beschädigen, fürchten die Initiatoren der Petition, zu denen bekannte tschechische Bergsteiger gehören.
„Im Isergebirge hat ein solcher Draht an den Katzensteinen zehn Kletterwege zerstört – so etwas wollen wir in Adersbach nicht zulassen“, sagt Jan Pleticha, Leiter der Gipfelkommission Elbsandsteingebirge. Doch es geht den Unterzeichnern der Petition nicht allein um ihren Anspruch auf die bestehenden Routen, sondern auch um einen sanften und naturverträglichen Tourismus. Es sei unangemessen, in der empfindlichen Sandsteinlandschaft einen solchen Klettersteig zu bauen, heißt es in der Petition. Eine solche Anlage diene lediglich der kommerziellen Bespaßung, sie fördere keineswegs den Zugang zur Natur oder die bewusste Auseinandersetzung mit der Adersbacher Felsenwelt.
„Das wäre so, als würden bei uns die Felstürme im Bielatal mit Brücken und Stahlseilen verbunden“, sagt der Dresdner Kletterer Jacob Trülzsch, der die Protestaktion unterstützt. „Klar, auch beim traditionellen Klettern wird die Natur beeinträchtigt, aber nicht in diesem Ausmaß“, sagt er. Immerhin rund 50 Unterschriften sollen auf sächsischer Seite bislang gesammelt worden sein. Ob sie im Nachbarland aber mitzählen, ist eine offene Frage.
Für manchen Kletterer, der in der Vergangenheit mit den lokalen Naturschutzbehörden Bekanntschaft machen durfte, ist es nur schwer zu verdauen, dass nun ausgerechnet die staatliche Forstverwaltung Lesy ČR ein solches Projekt auf die Wege bringen will. Eine Mitarbeiterin der Adersbacher Touristinformation bezeichnete die Pläne gegenüber dem Sandsteinblogger als eine Attraktion „wie in Disneyland“. Es sei nicht normal, wenn auf der einen Seite aus Naturschutzgründen Kletterverbote verhängt und andererseits eine Via Ferrata in Adersbach genehmigt würde. Offenbar gibt es auch vonseiten der Einwohner und Gemeinderäte erheblichen Widerstand gegen das Projekt. Mit 250000 Besuchern pro Jahr verdient das 500-Seelen-Dorf schon jetzt nicht schlecht am Tourismus. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat der Klettersport. Wer in Adersbach bergsteigen oder wandern will, muss zudem Eintritt bezahlen. Das Risiko, Stammgäste zu verlieren, dürfte für manchen Gegner des Projekts ein Argument gewesen sein.
Lesy ČR: “Nur eine Idee”
Die Frage ist, wie lange. Outdoor-Sportarten, die einen gewissen Nervenkitzel versprechen, stehen touristisch hoch im Kurs. In den Alpen werden immer noch jedes Jahr 30 bis 50 neue Klettersteige gebaut, obwohl es dort schon weit über 1000 solcher Aufstiege gibt. Für die Gemeinden bedeuten neue Klettersteige zusätzliche Gäste. Der weltweit größte Bergsportverband, der Deutsche Alpenverein, hingegen sieht die Entwicklung kritisch. „Wir befürworten ganzheitliche und naturverträgliche Tourismuskonzepte in den Bergen“, sagt Stefan Winter, Ressortleiter für Breitenbergsport. „Bergsteigen bedeutet, mit möglichst wenig technischen Hilfsmitteln ein Stück heile Natur zu erleben.“
Ähnlich klingen die Argumente in Adersbach. Lesy ČR ist inzwischen zurückgerudert und hat die Pläne wegen der negativen Reaktionen für beendet erklärt. Behördensprecher Zbyněk Boublik sagte gegenüber dem Sandsteinblogger, das Ganze sei lediglich „eine Idee“ gewesen. Die Sache sei aber nun erledigt. Jan Pleticha will dem Frieden nicht trauen. „Das haben sie im Isergebirge vor drei Jahren auch gesagt – und nun trotzdem einen Klettersteig dort gebaut.“ Auf Nachfrage des Sandsteinbloggers, ob die Pläne bloß zurückgestellt oder endgültig ad acta gelegt wurden, hat die Forstverwaltung in Hradec Králové bislang nicht geantwortet. Die Unterschriftensammlung gegen das Projekt läuft noch bis Jahresende weiter."
Quelle: www.sandsteinblogger.de/2014/12/proteste...lsenstadt/#comment-9
Beim KS an den Katzensteinen handelt es sich um diesen: www.klettersteig.de/klettersteig/ferrata...ny_katzenstein_/2103
Wir haben leider noch keine Beschreibung bzw. Fotos dafür...
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