Hallo allerseits!

Endlich finde ich die Ruhe und die Zeit, mich an meinem Tourenbericht zu versuchen.
Ich habe mir die letzten Tage schon Gedanken gemacht, wie er in etwa aussehen soll.
Bemerkungen zu der Schwierigkeit von Einzelstellen sind absolut subjektiv aus meiner Sichtweise widergegeben.
Irgendwie haben mich die Schwierigkeitsgrade im Zillertal anfänglich etwas verwirrt.
Ich war fest der Meinung, dass im Zillertal alles mindestens einen halben Schwierigkeitsgrad zu niedrig
etikettiert sei. Dieses Empfinden war aber wohl der starken Hitze in der prallen Sonne geschuldet, bei der wir alle folgenden Steige - mit der einzigen Ausnahme des Stuibenfalls im Ötztal - begangen haben.

Tag 1:
Am Tag der Anreise ist eigentlich nichts besonderes zu berichten.
Wir sind genau zu der Zeit angekommen, als die Deutschen im letzten Vorrundenspiel waren.
Zudem noch in einem Hotel, das von einer Niederländischen Frau und ihrer Tochter geführt wird.
Wir fühlten uns herzlich aufgenommen und haben bei einem Weizenradler (Russ)über Gott und die Welt gesprochen.

Anreise im Urlaubsort:



Tag 2:
Wie es sich für Ortsunkundige im Zillertal gehört, fängt man zuerst einmal mit dem leichtesten Klettersteig vor Ort an, dem Huterlaner.
Leichter gesagt als getan. Denn als wir morgens in Mayrhofen am Parkplatz ankamen, empfing uns extrem lautes Motorgeräusch eines Helikopters.
Dieser flog genau über die 3 Klettersteige im Zimmereben-Bereich Baumstämme in's Tal.



Proforma sind wir noch zum Beginn des Aufstiegsweges gegangen, wo sich uns dann dieses Bild gezeigt hat:


Ein Anruf beim TVB hat dann ergeben, dass sie selbst davon überrascht sind und sich heute morgen gewundert haben, als sie den Heli aus dem Fenster gesehen haben. Aussage: "Eigentlich sollte uns da der Herr Geisler (Hüttenwirt Zimmereben) anrufen".
Ob die Klettersteige morgen wieder offen seien, wusste die nette Dame auch nicht; wir sollten auf Zimmereben beim Herrn Geisler anrufen.
Dieser bestätigte uns, dass morgen wieder aller Klettersteige begehbar seien. (Das wird später noch wichtig).

Also suchten wir un´s für diesen Tag eine Alternative.
Die Wahl fiel auf den Talbach-KS.
Da die schweren Stellen im vorgelagerten Übungsteil des Klettersteiges praktisch in Absprunghöhe sind und auch umgangen werden können, dachten wir uns, dass es nicht schaden kann, wenn wir die "mitnehmen" (bis D/E).
Nunja, die schwerste Stelle war mit Rastschlaufe schon zu bewältigen...








...aber ein Fehler war es trotzdem. Denn ohne diese unnötige Quälerei in praller Sonne am Anfang des wirklich sehr schönen eigentlichen Talbach-KS, hätte dieser nochmehr genossen werden können. So hatte man leider schon etwas geschwächte Arme.


...weiter in der nächsten Nachricht

Hier ein paar Eindrücke vom eigentlichen Talbach-KS:








Schon aus einiger Entfernung erkennbar: die lange Seilbrücke, von der Isaac so "geschwärmt" hat




Nun, sie ist wirklich recht lang, und jede Bewegung die man macht, wird durch die freihängenden Drahtseile verstärkt.
Ist aber alles machbar, ich habe sogar zeitweise mit einer Hand gefilmt. Ich weiss nur noch nicht, ob ich es in's Video einbaue, weil es halt seht verwackelt ist




Eine Einheimische auf der Dreiseilbrücke. Schön, da kommt das Grössen- und Höhenverhältnis gut raus.




Der Ausstieg des doch sehr lohnenden Talbach-Klettersteiges:




Ein Blick vom Abstiegsweg in's Zillertal:




...weiter in der nächsten Nachricht

...immernoch Tag 2:

Als wir den Talbach-Klettersteig erfolgreich hinter uns gebracht haben, waren wir der Meinung,
dass der Tag noch jung und es zu schade wäre, zurück in's Hotel zu fahren.
Also suchten wir aus unserem Repertoire einen nicht allzu langen Steig mit niedrigem Schwierigkeitsgrad aus.
Unsere Wahl fiel auf den Riederklamm-KS, welcher sich oft im A/B und B-Bereich bewegt, und später kurz den B/C-Bereich erreicht.

Der Einstieg des Klettersteiges war für uns etwas verwirrend.
Obwohl es vor Ort 3 Einstiege gibt, die alle in den gleichen Klettersteig münden, ist nur einer davon durchgängig der Riederklamm-KS.
Die beiden anderen Einstiege werden als eigenständige KS betrachtet. Fragt mich nicht warum.

Zur Verdeutlichung das fotografierte Topo:




Wir haben uns für den rechten Einstieg (Weisse Wand KS) entschieden, und sind oberhalb des Einstieges dem weiteren Verlauf des Riederklamm-KS gefolgt.
Was soll ich sagen? Warum der rechte Einstieg mit B eingstuft ist, hat sich uns nicht erschlossen.
Zwar gibt es dort wirklich ausreichend Eisengriffe, doch zieht sich der Steig sofort senkrecht hoch und das über einige Meter.
Ein vergleichbares Teilstück wäre der allerunterste Teil vom Reinhard Schiestl KS, welcher schon auf einigen Topos mit C/D zu finden ist. Ich denke, dass mindestens ein halber Grad höher realistischer gewesen wäre. Und das gilt meiner Meinung nach auch für den restlichen - uns bekannten - Steigverlauf.








Leider habe ich im weiteren Verlauf dieses Steiges nicht mehr weiter fotografiert, weil es mir zunehmend schlechter ging.
Wir sind den KS zwar noch bis zum B-Ausstieg, vor dem Wanderwege-Netz (auf dem fotografierten Topo beim "Start Flying Fox") gegangen, mussten dann aber abbrechen, weil meine Erschöpfung (vielleicht auch zzgl. Sonnenstich) so stark war, dass mir sogar schlecht war.
Wahrscheinlich haben wir es für den ersten Tag wohl etwas übertrieben, aber dass mich ein Steig so schafft, der bis zu unserem Abbruch "B" formell nicht überschritten hat, konnte wirklich niemand ahnen.


So, ich brauch mal 'ne Pause, bevor es mit Tag 3 weitergeht.

Tag 3:

wir erinnern uns...

Markus13 schrieb:
Am heutigen Tag wollten wir uns zuerst den Pfeilspitzklettersteig anschauen, und danach erst den Huterlaner-KS machen.
Diese etwas unlogische anmutende Entscheidung hatte für uns den einfachen Grund, dass wir nach dem Pfeilspitz wohl immernoch Kraft für den Huterlaner gehabt hätten, aber umgekehrt betrachtet nach dem Huterlaner bestimmt keine Kraft mehr für den Pfeilspitz.

Auf dem Weg zum Pfeilspitzklettersteig sahen wir schon, dass der breite Waldweg wegen Forstarbeiten gesperrt war.
Einigermassen schockiert, und mit der Angst, dass unser Zillertalurlaub vollends in's Wasser fällt, entschloss ich mich, nochmal der Empfehlung vom TVB zu folgen und auf Zimmereben anzurufen.
Der Hüttenwirt versicherte mir, dass die Klettersteige offen sind und wir ohne weiteres einsteigen könnten.
Unten auf dem Waldweg würde zwar holz liegen, aber wir sollten uns ruhig drumherum etwas durchkämpfen.







Wir haben dann rechts um die Büsche über die Wiese den Holzhaufen umgangen.
Hinter dem Holzhaufen kamen wir wieder auf den Waldweg. Doch dort versperrte uns ebenfalls ein Schild den Weg. Diesmal mit der zusätzlichen Aufschrift "Klettersteige gesperrt".
Diese doch sehr eindeutige Aussage veranlasste mich zu einem weiteren Anruf auf Zimmereben. Das hätte ich besser nicht getan.
Der Hüttenwirt war aufs äusserste gereizt und hat gemeint, dass er eben schonmal gesagt hätte, dass die Klettersteige offen seien.
Und wo jetzt genau der Zustiegsweg hinter dem Holzhaufen sei, weiss er ja auch nicht, er sei ja kein Kletterer.
Ausserdem hätte er Wichtigeres zu tun.
Nach diesem nervenaufreibenden Telefonat war unsere allgemeine Stimmung im Keller.
Wir habe dann den Zustieg zum Pfeilspitz hinter einem Brennnesselfeld im Unterholz gefunden und wollten ihn auch machen.
Ich bin vorgeklettert und habe in der Schlüsselstelle über dem sogennannten Kathedralendach unter Verwendung der Rastschlaufe auf meine Freundin gewartet.
Leider bekam sie es irgendwie mit der Angst zu tun, und kam vom Kopf her an einer der Schlüsselstelle vorgelagerten A/B oder B-Stelle nicht weiter.
In etwa hier:



Selbstverständlich haben wir sofort abgebrochen.
Meine Freundin wollte dann aber wenigstens den Huterlaner machen.
Also sind wir zurück zur Strasse und in Richtung Huterlaner-Einstieg.
Hier ein paar Fotos aus dem Huterlaner-KS:

Der Einstieg:




Im weiteren Verlauf:




Nach der Seilbrücke:




Irgendwo kurz vor dem "Fensterplatz":






Wir fanden den Steig beide technisch zwar nicht anspruchsvoll, jedoch wegen der stellenweise prallen Sonne und einer Temperatur von gut über 30°
war die Sache zumindest bei mir konditionell eher an der Grenze.
Wie sich in den nächsten Tagen rausstellte, fehlte mir lediglich die Gewöhnung an die höheren Temperaturen.
Trotz, dass ich mich morgens über den Hüttenwirt geärgert habe, wollte ich doch den Aufenthalt auf der Hütte bei einem Russ und einem Wienerschnitzel geniessen. Von dem grieskrämigen Wirt war weit und breit nichts zu sehen, sondern nur die beiden netten Bedienungen.

Wir sind dann über den Mariensteig runter nach Kreuzlau und zurück nach Mayrhofen, weil wir beim Ausstieg des Klettersteiges ein laminiertes Schild gesehen hatten, dass der Hutelaner-Steig (Weg) gesperrt sei.

Tag 4:

Heute war auf jeden Fall der Pfeilspitzklettersteig dran, weil meine Freundin gemerkt hat, dass noch Luft nach oben war.
Wo sich der Einstieg versteckt hatten wir am Vortag ja schon herausgefunden.
Das allgemeine Bauchgefühl bezüglich des Steiges war bei uns wesentlich besser als tags zuvor.
Der Knoten ist aber erst richtig geplatzt, als meine Freundin die D-minus Stelle über dem Kathedralendach durchgestiegen ist.
Danach war keine Rede mehr vom Notausstieg.
In meiner vorangegangenen Nachricht habe ich diese Stelle "Schlüsselstelle" genannt.
Leider passiert mir sowas öfter. Wenn ein Steig mehrere Stellen aufweist, die gleich schwer sind und in etwa dessen Maximalschwierigkeit zeigen,
hat ein Steig bei mir mehrere Schlüsselstellen.

Die schwerere Stelle über dem Kathedralendach, bei der ich tags zuvor auf meine Freundin gewartet habe
und wo ich umgekehrt bin:




Der weitere Steigverlauf:








Irgendwo unterhalb der Querung zur Glocke (ich glaube, man sieht schon oben rechts das querlaufende Drahtseil):




Markus in der Glocken-Querung (die Bildqualität ist sehr schlecht, da das Foto während einer Videoaufnahme geschossen wurde):




Ein Blick in's Tal:




Gegen Steigende:





Den Steig fanden wir beide sehr schön zu klettern, obwohl er schon ein wenig anspruchsvoller ist als der Huterlaner.
Er hat uns richtig Spaß gemacht. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er schon die ein- oder andere längere Steilpassage oder kleinen Überhang hat, welche schon etwas Armkraft erfordern.
Konditionsmässig hatten wir beide noch genügend Luft nach oben. Allerdings hat meine Freundin für sich beschlossen, dass sie den Zimmereben-KS nicht machen wird.

Diesmal sind wir den vermeintlich gesperrten Huterlaner-Weg in's Tal abgestiegen.
Es waren nirgends irgendwelche Beeinträchtigungen durch Holzfällarbeiten zu sehen. Eigentlich hatte der Weg eher so gewirkt, als wäre er extra freigeräumt worden. Wahrscheinlich wurde also nur das Schild am Huterlaner-Ausstieg vergessen zu entfernen.

Tag 5:

Da meine Freundin den Zimmereben-KS für sich ausgeschlossen hat, herrschte zuert einmal eine gewisse Ratlosigkeit.
Eigentlich hatten wir noch die Gerlossteinwand vor, aber wenn noch keine Sicherheit in der Abschätzung der Zillertaler Klettersteige
gegeben war, kam diese eher schon alpine Tour im satten D-Bereich nicht infrage. Die Vorbedingung zur Gerlossteinwand wäre der Zimmereben-KS gewesen.
Meine Freundin hatte dann die rettende Idee, dass sie den Huterlaner-KS alleine macht, sowie ich den Zimmereben-KS alleine machen solle.
Somit hatten wir an diesem Tag beide unserern Spaß. Die Vorbedingung für die Gerlossteinwand wurde zwar somit nicht geschaffen, aber das Wetter sollte auch den nächsten Tag eh' schon wieder schlechter werden.

Gesagt getan. Also machten wir uns zuerst einmal auf zum gemeinsamen Aufstieg des Huterlaner- und Zimmereben-KS.
Dort trennten sich unsere Wege. ich muss sagen, dass es nicht wirklich ein gutes Gefühl ist, wenn man jemanden vor einem Klettersteig zurücklässt, bzw. man weiss, dass die Freundin alleine in einem KS ist.

Zum Zimmereben-KS möchte ich noch vorausschicken, dass meiner persönlichen Meinung nach die einzige echte Schlüsselstelle (im Sinne von Maximalschwierigkeit) die sogenannte "Einstiegsprüfung" zusammen mit der anschliessenden überhängenden Klammernreihe ist.
Zur "Überhängenden Querung" komme ich später.
Die "Einstiegsprüfung" ist eine sehr abgespeckte Rampe mit hier und da mal einem Eisengriff/-tritt. Ich war immer irgendwie am abrutschen.
Während der Rampe habe ich mir ständig Gedanken gemacht, wie ich da nochmal runterkommen soll, falls mich an der Klammernreihe der Mut verlässt.
Als ich aber an die erste große Klammer gefasst habe, war das aber schon überwunden. Immerhin käme ja später noch ein Notausstieg.


Der Einstieg (über dem grünen Busch der zuerst mal einzige Trittbügel):




Hier mit anschliessender Klammernreihe
(der Kletterer steht über einem nicht sehr angenehmen kleinen Überhang):




Auch so 'ne Stelle.
Wenn man davorsteht, unterschätzt man die Verschneidung erstmal.
Dann kommt der Moment, wo man feststellt, dass die Griffe doch schon recht weit auseinanderliegen.
Die Erleichterung folgt auf dem Fuße: wenn man sich genauer umschaut, gibt es massenweise gute Griffe und Tritte rechts am anderen Fels.




Der "Pfeiler Morgensonne" von oben betrachtet.
Steil, aber durch viel Eisen sehr gut machbar.
Leider habe ich erst nach Überwindung dieser Stelle von einem anderen Kletterer gehört, dass ich das Gröbste hinter mir habe.
Schade, die Info hätte ruhig früher kommen dürfen. Ich hätte gerne etwas früher in den Genußmodus geschaltet.




Eine Rampe, wenige Meter unterhalb der überhängenden Querung
(was man hier nicht sieht: (in einer Nische gibt es eine Ruhebank):




Andere Kletterer, kurz vor der überhängenden Querung:




Beim Fotografieren der besagten Querung habe ich auf die Waagerechte geachtet.
Der sogenannte Überhang wird lediglich durch die eigenen Arme erzeugt, damit man Reibung auf die schräge Fläche bekommt.
Was diese Schlüsselstelle - die meiner Meinung nach gar keine ist - weiterhin entschärft, ist die Tatsache, dass bei jedem Umhängepunkt
Trittstifte eingelassen wurden, sodass man fast entspannt stehen kann.




Auch diese letzte etwas schwerere Stelle war gut zu meistern.
Der Überhang am Ende des Ausstiegspfeilers. Sieht brutal aus, aber es ist höchstens einmal "Langer Arm" beim Umhängen und schon ist man durch.





Da ich immer viel fotografiere, war meine Freundin auf dem doch etwas längeren Huterlaner schneller als ich.
Als ich gerade in das Steigbuch reingeschrieben habe, hatte sie sich zeitgleich schon eine Apfelschorle bestellt.

Tag 6:

Da Bekannte/Verwandte "zu uns" in's Zillertal kamen, und an diesem Tag kein so schönes Wetter zu erwarten war,
sind wir zu Viert (viereinhalb) auf der Zillerpromenade von Hippach nach Mayrhofen (und zurück) spazieren gegangen.
Ich "durfte" dabei über weite Sterecken den Kinderwagen schieben.
Da stand auch schon fest, dass wir an diesem Tag in's Ötztal "umziehen", weil es ab morgen von Westen her aufklaren sollte.
Der Spaziergang hat sich auch ergeben, weil wir im Ötztal erst ab 16:00 einchecken konnten.
Die Fahrt ging aber zunächst einmal später am Tag durch Starkregen in Richtung Umhausen/Tumpen.

...demnächst geht es weiter mit dem Inn- und Ötztal.

Hallo Markus, danke schon mal für tollen, sehr ausführlichen Bericht und die vielen Bilder

ein bisschen was hab ich zwar schon letzte Woche mitbekommen - aber so hat man fast das Gefühl man wäre dabei gewesen...

freu mich schon auf den Ötztal Teil und deine Videos...

PS: ohne den Wirt groß verteidigen zu wollen - aber ich vermute mal, du wirst nicht der Einzige gewesen sein der dort in den 2 Tagen angerufen hat (nachdem es sich der TVB auch recht leicht gemacht hat, einfach auf Zimmereben zu verweisen...)

und diese "befristetes forstliches Sperrgebiet" Tafeln kenn ich nur zu gut... die sind sehr schnell aufgestellt und das Wegräumen "vergisst" man dann öfters..

Tag 7:

Morgens war das Wetter weder Fisch noch Fleisch. Stark bewölkt und manchmal fiel noch etwas Nieselregen.
Da wir weder den Tag abschreiben, noch einen Klettersteig bei Regen machen wollten, haben wir dem Wetter morgens sehr viel Zeit gegeben, sich zu sortieren. Wir hatten auch hin- und herüberlegt, ob wir am heutigen Tag die Geierwand in Angriff nehmen sollten.
Wir haben und dann wegen des "recht steilen" Abstiegsweges in Kombination mit vorangegangenem Regen dagegenentschieden... vorerst.
Auch stand ja immernoch die gemeinsame Begehung des Reinhard Schiestl KS auf dem Plan. Klar, dass der ebenfalls ausschied, weil die Sonne, die dieser Steig zum abtrocknen braucht, weit und breit nicht in Sicht war.
Allerdings sind wir trotzdem dorthin gefahren, um am Einstieg etwas rumzuturnen, und (ich höre schon das Aufstöhnen, das jetzt durch die Reihen geht) meiner Freundin noch etwas Routine im Abseilen zu geben (15m Seil). Das war dort echt der perfekte Übungsort.
Klammernreihe hoch, Rastschlaufe rein, Rucksack ausgezogen und an Karabiner gehangen, Seil durchgefädelt, Rucksack nochmal angezogen und runter gings.
Nach 'ner guten Stunde, als sich das Wetter deutlich gebessert hat, haben wir beschlossen, den Stuibenfall-KS zu machen, weil z.B. Lehner Wasserfall KS bei Nässe eventuell gefährlich hätte werden können.

Schon beim Zustieg sahen wir, dass der Wasserfall die meiste Wassermenge unserer bisherigen Begehungen führt...oh Wunder




Die Felsen und Tritthilfen waren durch die vorangegangenen Regenfälle ebenfalls sehr nass, was in diesem KS aber durchaus zu bewältigen ist.
Unter den überhängenden Felsen gab es aber trotz gutem Wetters weiterhin "Regen".






Hier unser obligatorischer Eintrag in das Steigbuch:




Auch die Volldusche liessen wir uns natürlich nicht nehmen.
Wir fragen uns gerade, warum meine Freundin heute mal andersrum über die Seilbrücke geht:




Beim Abstieg wurden wir dann dieses Ungetüms gewahr: dem wahrscheinlich hässlichsten "Gebirgswanderweg" ever!!!
Die hängende Treppenbrücke hatten wir ja schon von unten gesehen, aber dies schlug dem Fass den Boden aus:






Da die weiteren Wetteraussichten für morgen Traumwetter versprachen, haben wir kurzerhand nochmal einen Tag drangehangen.
Ich kann Euch jetzt schon sagen, dass sich der richtig gelohnt hat.


...to be continued

Tag 8:

Wie erwartet war das Wetter an diesem Tag nahezu optimal.
Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, den schon längst überfälligen Geierwand-KS zu machen.
Auch an diesem Tag hat uns die Sonne wieder ordentlich in's Genick (und auf meinen schwarzen Helm) gebrannt, aber es war trotzdem temperaturmässig noch um einiges angenehmer, als die ersten Tage im Zillertal.
Da der Steig über zwei Einstiege und etwas später nochmal über eine weitere Wahlmöglichkeit bezüglich der Routenführung verfügt, diese aber auf der Topo nur unerheblich in der Schwierigkeit differieren, entschlossen wir uns für die "schwereren" linken Varianten.

Der linke "Platteneinstieg":




Im oberen Bereich gibt es die schön platzierte, sogenannte "Löwenbank".
Eigentlich der ideale Ort, um den schönen, durch die Inntalautobahn etwas getrübten Blick ins Tal zu geniessen, sowie schonmal einen Blick auf den Ausstiegsbereich zu werfen.




Obwohl der Steig relativ steil ausgelegt ist, wurde er nirgends wirklich schwer.
Die Schlüsselstelle im Ausstiegsbereich konnten wir nur erahnen. Wir fanden, dass die ein oder andere Stelle im unteren Bereich durch fehelende Trittbügel eventuell ein wenig kniffliger war, als die mit einem C vielleicht etwas überbewertete zugenagelte Schlüsselstelle.

Ich nehme an, dass diese Stelle die C-Stelle sein soll:




Ein Blick Richtung Westen ins Inntal:




Wie lange der wohl noch hier aushält?




Nach dem Ausstiegsband ging es zuerst noch einen relativ steilen Waldweg hinauf.
Dort befand sich auch das in einer schwarzen Nylontüte untergebrachte etwas improvisierte Steigbuch.
Bald darauf hat man die höchste Stelle der Tour erreicht. Danach fällt der Weg zuerst einmal sanft ab.
Es mag sein, dass die Schlüsselstelle des Klettersteiges die besagte C-Stelle ist, jedoch ist die Schlüsselstelle der gesamten Tour
eindeutig der steile Abstieg. Wir sind bisher selten Wege gegangen, die steiler waren.
Es besteht zwar eigentlich nirgends ernste Absturzgefahr, aber trittsicher sollte man schon sein.
Trotz des Abstiegsweges waren wir beide der Meinung, dass sich die Geierwand-Tour wirklich gelohnt hat.




In einem Eiscaffee in Ötz kam mir nochmal der Gedanke, den Reinhard Schiestl KS zu machen, bevor wir morgen abreisen würden.
Da mir meine Freundin bei der gestrigen Abseilaktion schon signalisiert hat, dass sie diesen Kletterteig nicht mitgehen würde,
musste ich also nur meine eigenen Kraftreserven abschätzen. Mit der Freundin zusammen wären wir diesen KS sowieso nur mit frischen Armen gegangen.
Jetzt war die einzige Überlegung, die noch anstand, die, ob wir sofort hinfahren und ich dann eben noch in der prallen Sonne klettern musste
oder ob wir noch kurz im Hotel Zwischenstation machen würden, um auf Schatten zu warten.
Ich entschied mich für die sofortige Variante, weil der Schiestl im Schatten irgendwie beklemmend auf mich wirkt.
So schlimm war die Sonne dann aber doch nicht, weil mich im Laufe des Aufstieges der Bergschatten eingeholt hat.

Der Klettersteig war schwerer, als ich ihn aus 2014 in Erinnerung hatte (Du hattest Recht, Tom ), aber trotz der vorangegangenen Geierwand
und wegen den zahlreichen Rastplätzen immernoch gut machbar. Ich habe den Steig mit kurzen Pausen in ziemlich genau 60min. gemacht (die reine Zeit im Steig bis Ausstieg und nur als allgemeine Info gedacht).

Hier zwei der wohl bekanntesten und meistfotografierten Stellen aus dem Steig:






Auf dem Rest des Weges, kurz vor der "Jausenstation Siggi" bekam ich noch ein lohnendes Motiv vor die Linse:




So, eigentlich war das der Schluss des Tourenberichtes, weil wir am nächsten Tag nachhause gefahren sind.
Wenn ich die Videos fertig habe, werde ich sie nach und nach hier verlinken.
Aber wie gesagt, das dauert wegen dem Schnitt auf jeden Fall noch - ich hab auch schon Horror vor der Musikauswahl

Liebe Grüße, Markus

nochmal nach oben schubs..

Hallo Markus,

Nach dem Tourenbericht von Isaac ist es ja schon der zweite Urlaubsbericht aus dem Zillertal. Und ich finde, er ist ebenfalls sehr gelungen und interessant zu lesen. Dazu noch mit einer schönen Prise Selbstironie gewürzt und mit vielen schönen Fotos garniert. Ich hoffe, dass mein Bericht im September dann die Zillertal-Triologie würdig abrunden wird.

Außer natürlich es gibt weitere Berichte... dann wirds eine Tetralogie bzw. Pentalogie...

Liebe Grüße
Stephan

BLR schrieb:
Zuerst einmal vielen Dank!
2016 scheint "Jahr des Zillertals" zu sein
Ich habe keinerlei Zweifel, dass uns Dein Bericht auf's Beste unterhalten wird.
Auch bin ich gespannt auf Deine/Eure Eindrücke der Schwierigkeiten. Ich bin wirklich der Meinung, dass der Zimmereben ein wenig zu sehr als Schrecknis dargestellt wird.

LG, Markus

Hallo Markus,

obwohl ich ins Zillertal fahre, werde ich wohl nicht auf Deinen Spuren wandeln. Ich habe vor allem einige gesicherte Steige ein Stockwerk höher ins Auge gefasst: Eine Hüttentour von Mayrhofen via Edelhütte, Kasseler Hütte und Greizer Hütte nach Ginzling.

Dabei nehme ich den Siebenschneidenweg, den Klettersteig zur Schönen Aussicht und die Eisenklamm mit, die alle auf ks.de weder eine Begehung noch eine Beschreibung aufweisen. Und wenn das Wetter richtig gut ist, mache ich noch einen Abstecher auf den Gigalitz, damit ich in diesem Jahr wenigstens einmal über 3000 Meter komme.

Sollte es mein Zeitrahmen zulassen, könnte ich vielleicht noch den Zimmereben-KS vor dem Aufstieg zur Hütte mitnehmen. Ob das geht, sehe ich aber erst am 10. September vor Ort...

Liebe Grüße
Stephan

Hallo Stephan!

Ich habe nur mal eben die einzelnen Hütten gegoogelt...
Landschaftlich gesehen also eher in der Liga "Zillertal de luxe" ...da erkennt man den Connaisseur.
Wenn ich einen leichteren Zugang in die Berge hätte, würde ich auch gerne solche Genusstouren machen (ähm, wenn die Hüttenübernachtungen nicht wären).
Nur habe ich momentan eher das nicht mehr ganz unterschwellige Gefühl, dass mir bezüglich meiner Wunschklettersteige die Zeit wegrennt (Kondition/Konstitution/Alter). Sagen wir's wie es ist: Torschlußpanik.
Jedenfalls versuche ich in meinem demnächst anstehenden Urlaub eher mal wieder die alpinen Klettersteige anzugehen. Ich merke, dass die (meteorologischen) Notlösungen, die in der letzten Zeit aus talnahen KS bestanden haben, eine gewisse Faulheit begünstigten.
Wegen meiner (Outdoor-)Gewitterphobie waren sie mir natürlich auch immer ganz lieb - so kann's aber nicht weitergehen.
Wir lesen zwar bis dahin hier noch viel voneinander, ich wünsche Dir aber trotzdem im September eine tolle Zeit!

LG, Markus