Siehe: www.3sat.de/page/?source=/sfdrs/173269/index.html

"... Nach einer kostenlosen Übernachtung auf dem Hof wartet die zweite Aufgabe – und die hat es in sich: Bettina Walch überreicht mit klammheimlicher Freude einen Umschlag: Wigge soll den bekanntesten Nacktwanderer der Schweiz durch die Appenzeller Berge begleiten. Wigge findet diesen Auftrag unangenehm, überwindet sich aber. An der Grenze zum nächsten Kanton ist schon Stopp des Unternehmens, denn ab dort kostet es 200 Franken Strafe, sich ohne Kleidung in der Öffentlichkeit zu zeigen. Der gastfreundliche Wanderer lädt Wigge und das Team noch zum Picknick ein, dann spendiert Bettina Walch die Belohnung in Form einer Bahnfahrt.

Die nächste Aufgabe – zu sehen in Teil zwei – kostet die Reisenden schon wieder eine Menge Überwindung. In Graubünden sollen sie über einen halsbrecherischen Klettersteig gehen, dann per Autostopp weiter. Am Abend gilt es für Wigge, für sich und das Kamerateam ein Bett zu finden. Er klopft bei einem Luxushotel an. Mit Erfolg, aber unter merkwürdigen Bedingungen.

Der Dokumentarfilmer sieht die hindernisreiche Reise durch die Schweiz nicht als Selbstzweck. Im Tessin zum Beispiel besucht er auch ausgewanderte Deutsche, um sie zu fragen, ob sie die Schweizer als offen oder gar als eher ausländerfeindlich erleben. Wigge, der durch seine unterhaltsamen Reiseberichte inzwischen zu einem gefragten Fernsehreporter geworden ist, brachte von seinen weltweiten Exkursionen auch viele Erfahrungen und Erkenntnisse mit. Weniger Besitz bedeute nicht weniger Glück, meint er heute.

Insgesamt entstand durch seinen besonderen Blickwinkel eine bunte und nachdenklich stimmende Dokumentation mit überraschenden Einsichten in deutsche und schweizerische Charaktere. Unentschieden bleibt nur, wer die zahlreichen Aufgaben eigentlich verbissener anging – der deutsche Abenteurer bei seinem strapaziösen Selbstversuch oder die verwunderten Bürger vor Ort? Ein großer Spaß war das Ganze auf jeden Fall für die Schweizer Reiseleiterin, – und manchmal auch für die Mitglieder des Film-Teams, wenn sie nicht jede Aufgabe mitmachen mussten."
Quelle: www.badische-zeitung.de/ratgeber/compute...ennen--77478594.html

Diese Doku könnte (mal abgesehen vom Nacktwandern und Kuhfladenverbrennen ) eine interessante Charakterstudie sein. Es ist ja kein Geheimnis, dass Deutsche in der Schweiz etz net sooo beliebt sind.

kletterkiki schrieb: Ich bin zwar erst seit einem Dreivierteljahr hier, aber das Gefühl nicht sooo beliebt zu sein, das kann ich gar nicht nachvollziehen. Ich habe deutsche Kollegen, die z.T. unschöne Erfahrungen gemacht haben, aber meine persönliche Erfahrung ist: Wenn ich als Gast, als Neuer, als Integrationswilliger auftrete, und das Gefühl auch versuche zu transportieren ("Du bist hier Zuhause, ich bin Ausländer, zeig mir doch mal bitte wie das geht"), dann kommt mir unendlich viel Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit entgegen.

Ich versuche nicht laut zu sein, vor allem nicht VORlaut, trete den Schweizern (wie den meisten anderen Menschen) mit Respekt entgegen, und gehe halt einfach davon aus dass die nicht auf mich gewartet haben. Ich fühle mich hier sehr sehr wohl und versuche das auch zu zeigen. Und wie gesagt, zurück bekomme ich bislang nur Gutes. Wie man in den Wald hineinruft ...

Hi Maulwurf,

du hast genau begriffen, was man tun muss, damit es mit der Integration klappt. Dass die Deutschen oftmals nicht so beliebt sind in der Schweiz liegt nämlich unter anderem an der deutschen "Zack-Bumm-Peng-Besser-Wisser-Mentalität". Wenn man in der Schweiz leben will, ist man gut beraten, sich der Schweizer Mentalität anzunähern und etwas weniger "typisch Deutsch" zu sein. Den absoluten Bonus hat man glaub ich, wenn man sich auch sprachlich anpasst.

Liebe Grüße

Anja

wie empfindet ein Schweizer die Deutschen?

Wenn sie sich so verhalten, wie es der Maulwurf beschrieben hat, ist schon sehr vieles in Ordnung. Viele Deutsche wissen nicht, dass den Schweizern in der Schule ein Minderwertigkeitskomplex eingeimpft wurde. Das Hochdeutsche (was eigentlich kein Deutscher spricht) sei die richtige Sprache. Aber kaum ein Schweizer kriegt das hin, da er unter anderem seinen Akzent nicht loskriegt, viele Helvetismen (Schweizerische Begriffe) verwendet und nur eine Vergangenheitsform kennt (Imperfekt und Plusquamperfekt existieren in der Schweizer Mundart nicht).

Also ist der Deutsche dem Schweizer schon mal sprachlich überlegen und kommt sehr schnell als arrogant rüber. Wenn er dann auch noch forsch auftritt, wie das in Deutschland üblich ist, rennt er gegen die Mauer, denn in der Schweiz tritt man erst mal bescheiden und ruhig auf.

und noch ein kleiner Tipp: "Ciao" und "Tschüß" sagt man in der Schweiz nur, wenn man sich duzt.

Noch ein wichtiger Hinweis: In der Schweiz nie im Restaurant, beim Imbiss oder sonstwo sagen "Ich krieg ..."

Hihi, der Deutsche redet im Imperativ, der Schweizer im Konjunktiv: "Ich hätte gerne ..."

Dazu fällt mir eine Stelle aus dem Krimi ein, den ich letzte Woche gelesen habe, und der in Norddeutschland spielt. In einer Szene ruft jemand in einer Kneipe der Bedienung zu "Ich bekomme ein Bier!". Antwort: "Wie schön!!" In der Schweiz wäre dieser Dialog undenkbar ...

Maulwurf schrieb:
Und der Ostdeutsche fragt: "Haben Sie ...?"

Ich habe mir die Sendung gestern angeschaut und siehe da: Der deutsche Abenteurer war auch gleich in meiner Heimat unterwegs. Natürlich durfte ein Besuch beim Wetterschmöcker Martin Horat nicht fehlen. Dieser bemühte sein bestes Hochdeutsch, welches aber trotzdem noch untertitelt werden musste.

Wie ich den Horat aber kenne, wird ihn das nicht beleidigen. Im Gegenteil. Ich vermute, er freut sich drüber: "Mein Houchteutsch ischt sou urchig, dass man es sougar noch untertitelt muss!!"