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THEMA: Kinofilm "Jäger des Augenblicks" und Artikel von "Die Welt"

Kinofilm "Jäger des Augenblicks" und Artikel von "Die Welt" 21 Apr 2013 18:37 #1

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Im Rahmen einer Kino-Tournee zeigt Stefan Glowacz den Film "Jäger des Augenblicks" am 22. April in München, am 23. April in Regensburg und am 27. April in Garmisch-Partenkirchen


"Drei in einer Wand
Ein Kinofilm erzählt, wie drei bayerische Kletterer versuchen, eine 600 Meter hohe Steilwand in Südamerika zu bezwingen
Von Stephanie Geiger

Bardonecchia, Italien, im Jahr 1985. Der Beginn einer beeindruckenden Karriere: Stefan Glowacz, 20 Jahre alt, in Tittmoning geboren, in Oberau aufgewachsen, klettert zu seinem ersten Sieg: Er gewinnt den allerersten Kletterwettkampf, den es überhaupt je gab. Weitere Titel sollten folgen: 1987, 1988 und 1992 beim Rock Master in Arco, 1992 beim inoffiziellen Demonstrationswettbewerb bei den Olympischen Winterspielen. Immer heißt der Sieger Stefan Glowacz. Er war der erste Superstar der Kletterszene, das Idol einer ganzen Klettergeneration.

Fast 30 Jahre sind seit seinem ersten Erfolg vergangen, 30 Jahre, in denen Stefan Glowacz immer wieder Vorreiter war und den Klettersport in eine ganz andere Richtung weiterentwickelt hat. Klettern ist für ihn heute ein Abenteuer abseits des touristischen Massenbetriebs und abseits von Plastikgriffen und miefigen Kletterhallen in seelenlosen Industriegebieten am Stadtrand.

Über eines der Abenteuer von Stefan Glowacz gibt es jetzt einen Film, der am kommenden Donnerstag in den Kinos anläuft. Titel: Jäger des Augenblicks. Genre: Dokumentarfilm. Länge: 102 Minuten. Location: Roraima-Tepui, ein Tafelberg im Dreiländereck von Brasilien, Venezuela und Guyana. Die Hauptdarsteller sind neben Stefan Glowacz Holger Heuber und Kurt Albert.

Die drei gehören zu den besten Kletterern nicht nur in Bayern, sondern in der Welt. Und vor allem sind sie Wegbereiter. Denn neben Stefan Glowacz hat insbesondere Kurt Albert der Entwicklung des Klettersports in den letzten Jahren wichtige Impulse gegeben. Albert revolutionierte mit seinen Rotpunktbegehungen den Klettersport bereits in den 70er-Jahren. In einer Zeit, in der Haken und Trittleitern benutzt wurden, um schwierige Wände zu durchsteigen, verzichtete er auf all die Technik und nutzte nur winzige Vorsprünge und Risse oder kaum spürbare Felsschuppen, um sich an ihnen festzuhalten.

Gelang es ihm eine Wand zu durchsteigen, ohne dabei ins Sicherungsseil zu fallen oder das Seil zu belasten, markierte er diese Tour mit einem roten Punkt. "Rotpunkt" ist heute auf der ganzen Welt der Inbegriff des Freikletterns. Albert war in frühen Jahren das große Idol von Stefan Glowacz und Holger Heuber. Daraus wurde auch eine tiefe Freundschaft, die viele Nächte in hängenden Zelten in überhängenden Wänden ausgehalten hat.

So extrem wie ihre Kletterei, so extrem sind auch ihre Expeditionen. "By fair means" nennen sie das, was regelmäßig zu einer Belastungsprobe wird und sie an Grenzen bringt. Ohne technische Hilfsmittel zur Fortbewegung erkämpfen sie sich den Weg zu ihren Kletterzielen. Doch das ist kein dramaturgisches Element, um im Film Spannung zu erzeugen. Das ist die Spannung des Abenteuers, wie Glowacz, Albert und Heuber es verstehen.

Die Wahl der Kletterer fiel auf eine steile Wand an einem abgelegenen Tafelberg. Zum Roraima-Tepui ging es zunächst in Einbäumen über Flussläufe und dann zu Fuß zwei Wochen durch den Dschungel. Die Einheimischen, die Glowacz, Albert und Heuber engagiert hatten, um ihnen bei der schweren Ausrüstung zu helfen, verließen sie irgendwann, weil ihnen der Anstieg zu steil und zu gefährlich wurde.

Stefan Glowacz, Kurt Albert und Holger Heuber ließen sich davon aber nicht abhalten. Tausend Meter steigen sie bei 40 Grad und Dauerregen durch dichten Urwald auf, um dann endlich vor einem gewaltigen, 600 Meter hohen Felspfeiler zu stehen, der wie ein Schiffsbug aus dem immergrünen Ozean des Urwalds in den Himmel ragt.

"Jäger des Augenblicks" ist deshalb mehr als eine Dokumentation. Es ist ein Film über moderne Abenteuer und Abenteurer. "Während Stefan, Holger und Kurt im Herbst 2008 überlegten, wohin ihre nächste Mission führen würde, definierten wir unsere Mission: Einen Film über die Art von Persönlichkeiten zu machen, die solche Missionen unternehmen und sich selbst in diese Umgebung begeben. Es war der Sänger, nicht der Song, auf den wir uns konzentrieren wollten", beschreibt Philipp Manderla, Produzent, Autor und Regisseur, die Intention des Films.

Herausgekommen ist ein Film, der von den Charakteren und ihrer Authentizität lebt. Der zeigt, wie sich die Freunde gegenseitig beim Training anfeuern und in der Wand Mut machen. Wie sie offen über schier unlösbar scheinende Schwierigkeiten der Route sprechen, die immerhin Stellen im zehnten Schwierigkeitsgrad aufweist. Und wie sie gleichzeitig immer wieder die Begeisterung für die Herausforderung, die Aufgabe zu lösen, eine fast ausweglose Situation zu meistern, antreibt. Faszinierend sind aber auch die Kameraeinstellungen, die den Zuschauer hautnah dabei sein lassen. Fast hat man das Gefühl, man könnte selbst das Sicherungsseil halten.

Herausgekommen ist aber nicht nur ein Film über Klettern an seinen obersten Grenzen und in voller Perfektion. Es ist auch ein Film vom Scheitern. Bei ihrem ersten Versuch gelingt den dreien die Durchsteigung der Wand nämlich nicht. Dauerregen, der riesige Wasserfälle herabstürzen lässt, eine Verletzung, die sich Stefan Glowacz bei einem Sturz zuzieht, und die zu Ende gehenden Essensvorräte zwingen die Freunde, ihr Abenteuer in der Wandmitte abzubrechen. Sie entscheiden, noch einmal zu kommen. Kurt Albert lieferte die Begründung: "Wenn du nicht zurückkommst, dann bleibst du immer ein Gefangener deiner Träume."

Er wird es aber sein, der seinen Traum nicht mehr verwirklichen sollte. Ein tragischer Unfall vor seiner Hautür, daheim in Bayern, verhinderte das. Kurt Albert stürzte Ende September 2010 am Höhenglücksteig, einem Klettersteig in der Nähe von Hirschbach, 18 Meter in die Tiefe und verletzte sich dabei so schwer, dass er zwei Tage später starb.

"Jäger des Augenblicks" ist deshalb auch ein Film über das starke Band der Freundschaft, das aber ganz schnell Risse bekommt und droht auseinanderzubrechen, wenn plötzlich ein Partner fehlt. Würde die Expedition ihre Fortsetzung finden? Sollten Stefan Glowacz und Holger Heuber ohne Kurt Albert aufbrechen und das Begonnene vollenden?

Zwei Wochen nach der Trauerfeier für Kurt Albert sind Glowacz und Heuber wie geplant in Südamerika. Die beiden bringen zu Ende, was sie zu dritt begonnen haben: Die Route nennen sie "Behind the Rainbow".

Quelle: www.welt.de/print/wams/muenchen/article1...i-in-einer-Wand.html
"Ich wurde oft falsch verstanden. Häufig unternahm ich Dinge, die für andere eine Provokation waren."
Walter Bonatti (1930-2011)
Letzte Änderung: 21 Apr 2013 18:42 von kletterkiki.
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