54 werde ich dieses Jahr noch, und ich spüre langsam ein fortschreitendes Alter. Genauso wie ich die jahrelangen Belastungen in den Bergen und an den Felsen spüre. Diesen Herbst wurde eine beginnende Schulterarthrose diagnostiziert, übrigens auch der Grund warum ich mich hier etwas rar gemacht habe: Ich kann meinen rechten Arm nicht mehr schmerzfrei über Schulterhöhe heben, weswegen ich das mit den Klettersteigen im Moment auf unbestimmt verschiebe. Beherztes Zugreifen am Stahlseil tut selbst bei versicherten Steigen ziemlich weh …
In den Glarner Alpen hatte ich vor ein paar Jahren bereits mein rechts Knie ramponiert, beim Abstieg vom Mittagskogel vor einigen Wochen scheine ich den Schaden nochmals vergrößert zu haben: 1.500 zum Teil extrem steile Höhenmeter (stellenweise nur auf dem Hosenboden machbar), und seitdem habe ich beim Treppensteigen sehr unangenehme Schmerzen.
Ja , ich werde älter. Was ich dagegen tue? Nun, zum einen weiß ich um meinen Zustand, und mache keine 15-Stunden-Touren mehr. Nach wie vor liebe ich die langen, anstrengenden und einsamen Touren, aber lang bedeutet mittlerweile, nicht mehr als 8 Stunden unterwegs zu sein. Und bei den Höhenmetern im Abstieg muss ich halt langsamer machen. Übrigens eine ganz neue und spannende Erfahrung, runterwärts langsam zu gehen und trotzdem anzukommen …
Bezüglich der Risikobereitschaft habe ich letztes Jahr am Schindleskopf in den Lechtalern eine lustige kleine Episode erlebt: Der Gipfel selbst ist leichte Kletterei, ich würde mal sagen IIer-Gelände. Früher wäre ich da munter hochgekraxelt und gut. Aber an dem Tag musste ich feststellen, dass ich zwar locker hochgekommen wäre, aber keinen Plan hatte wie ich wieder hätte runterkommen sollen. Das habe ich einem Wanderer neben mir erzählt, der ein ähnliches Problem hatte. Ich sagte zu ihm „Früher wäre ich da hoch wie ein junger Steinbock.“, woraufhin er entgegnete „Und jetzt sind Sie ein weiser Steinbock.“ Ja, man wird älter. Und vorsichtiger. Gestern bin ich am ausgesetzten und schmalen Westgrat des Hochgerach im Bregenzerwald umgekehrt. Ich hatte einfach kein gutes Gefühl. Und soll ich euch was sagen? Ich bin auf dem Normalweg trotzdem auf den Gipfel gekommen. Und ich habe nicht mal ein schlechtes Gefühl. Eher fühle ich mich wie ein weiser Steinbock …
Bedingt durch unsere asozialen und lärmigen Nachbarn hatte ich dieses Jahr einige anderthalb-Tage-Touren im Programm, was mit der Unterbrechung für ein entspanntes Körpergefühl gesorgt hat. Freilich kann man von der Kajetansbrücke nach Landeck an einem Tag laufen, aber ich habe das diesen Sommer auf 2 Tage aufgeteilt, und mich dabei sauwohl gefühlt. Die schönste Tour des Jahres! Eine absolute Empfehlung für alle altersgeplagten Forenmitglieder: Eine Übernachtung auf einer nicht zu frequentierten Hütte, besser noch in einem Hotel oder Gasthof. Wobei ich auch merke, dass zwei Tage hintereinander nicht mehr so einfach sind wie früher, der zweite Tag schmerzt eher. Auch hier gilt für mich, dass die Aufteilung auf zwei kleinere Etappen einfach angenehmer zu gehen ist, und die Regenerierung entsprechend schneller geht. Tagestouren mache ich mittlerweile meistens Touren Samstags, damit ich mich am Sonntag erholen kann.
Freddy63 schrieb:
Das beste ist vielleicht nicht zurück zu schauen sondern zu sehen das man noch so viel mie möglich unternimmt so lange es noch geht. Und so hat man eben auch als alter, äh älterer Mensch noch Ziele.
So sieht es aus! Die Piz Badile-Nordkante habe ich mir schon länger abgeschminkt, und das wird auch so bleiben. Der letzte große Traum ist die Zimba im Rätikon, aber wenn es nichts wird, dann wird es halt nichts. Dafür sind für nächstes Jahr ein paar größere Wanderungen mit jeweils mehreren Tagen geplant. Und alles immer entspannt. Wie mein langjähriger Kamerad immer sagt: Wichtig ist nicht was man macht, sondern dass man überhaupt geht. Und wenn man regelmäßig geht, dann bleibt die Grundform auch erhalten.
Altes schottisches Sprichwort: Von wo aus sieht man die großen Berge am Besten? Von den kleinen Bergen.
Viele Grüße,
der nach wie vor bergsüchtige Maulwurf