03.03.2018 Reifträgerbaude auf dem Reifträger im Riesengebirge/PL. Der riesengebirgler.de weiß darüber folgendes zu berichten:
Die auf dem höchsten Gipfel stehende Reifträgerbaude auf schlesischer Seite wurde als "Trotzhaus" errichtet. Der deutsche Pächter Endler stritt mit der Verwaltung der Herrschaft Starkenbach (Jilemnice) um den neuen Pachtvertrag über die Wosseckerbaude (Vosecka bouda). Er war bestrebt die Pacht zu erneuern, aber seine Bemühungen blieben erfolglos. Die Baude nahm der tschechische Legionär Hercik in Pacht. Von den deutschen Bewohnern wurde Geld für eine neue Baude gesammelt. Nach Plänen der Gebrüder Albert entstand 1921/1922 in wenigen Wochen in unmittelbarer Nähe auf dem Gipfelgrat des Reifträgers eine neue, große, speziell für den Wintersport bestimmte Herberge, die nach dem Willen ihrer Gründer den Namen Deutsch-Böhmerhaus erhielt, aber im Volksmund Reifträgerbaude genannt wurde. Sie war vor allem wegen ihrer gemütlichen Atmosphäre bekannt. Von hier aus hat man den schönsten Rundblick im westlichen Riesengebirge, in das Hirschberger Tal und auf das Iser- sowie Lausitzer Gebirge.
1968 fiel das Gebäude einem Brand zum Opfer, wurde jedoch wieder hergestellt. Und 1992 als privat bewirtschaftete Baude von Ewa und Wojciech Klopotowscy wieder eröffnet. Sie steht Touristen auch zur Übernachtung zur Verfügung. Gäste loben insbesondere die Hausmannskost. Erfreulich, dass der gebirgstypische Charakter einer Berghütte erhalten geblieben ist.
Hier einige Korrekturen:
Die Baudengründung ist nicht mit einem fehlenden Pachtvertrag zwischen Endler und der Herrschaft Starkenbach allein zu erklären. Hier macht es sich Hans Schulz sehr einfach. Für die Vertreibung von Endler aus Tschechien und der Neugründung gab es handfeste politische Gründe. Mit dem Zusammenbruch der österreichischen Monarchie bildete sich die Tschechoslowakische Republik. Eine ihrer ersten Entscheidungen war die Durchführung einer Bodenreform, die vor allem den Großgrundbesitz im Grenzgebiet betraf. Da Franz Endler keinen gültigen Kaufvertrag hatte, wurde von staatlicher Seite alles unternommen, um ihn letztendlich zu vertreiben und einen Tschechen als Verwalter einzusetzen. Im Grunde ging es letztlich um die Tschechisierung in dem vorwiegend von Deutschen bewohntem Gebiet. Die Herrschaft Starkenbach spielte am Ende nur eine untergeordnete Rolle. Vater Franz Endler erlebte den Aufstieg der Baude nicht mehr. Er hat die Vertreibung aus der Wosseckerbaude nie überwunden. Einer seiner Söhne, Kurt Endler, wurde einer der erfolgreichsten deutschen Wintersportler und hat durch seine Siege das winterliche Riesengebirge in der Welt bekannt gemacht.
MfG Dirk