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THEMA: Anfänger ist nicht gleich Anfänger....

Anfänger ist nicht gleich Anfänger.... 12 Mai 2012 15:01 #1

  • Anna
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Hallo zusammen,
als ich vor ca. zwei Monaten diesem Forum beigetreten bin, mit dem Thema "Isidorsteig" kamen vor allem nicht nur die Antworten die ich mir so erhofft hätte (im possitiven Sinne) ;)
Vernunft war das Motto und ich voller Tatendrang, wollte durchstarten zu meinem ersten "richtigen" Klettersteig.
Hab es dann doch gewagt, mit einer erfahrenen Bergbegleitung und musste feststellen das es nich ohne ist, so ganz alleine.
Klettersteig an sich hat mir keine Probleme bereitet.
Am 1. Mai 2012 haben wir die Wia Örfla gemacht und da passierte volgendes;
Voller Vorfreude sind wir die Schlußwand hoch, als hinter uns ein Mann einstieg.
Er sah sportlich aus und kletterte ca. auf 5 Meter vieleicht auch mehr :whistle:
Ich sah hinunter merkte das er am ganzen Körper gezittert hat.
Auf Ansprache ob alles OK ist, hat er auch nicht reagiert also kletterte ich zu ihm runter und er sagte nur "Ich kann nicht mehr, habe keine Kraft"
Also habe ich (Anfänger) ihn angeleitet und Ent bzw.Gesichert da er keine Kraft mehr in den Fingern hatte, bis wir unten waren.
Er ging dann den normalen Weg wieder hoch und ich kletterte zu meiner Bergbegleitung nach oben und hatte keinerlei Schwierigkeiten dabei.
Da kam ich ins Grübeln...... :dry:
Nicht jeder Anfänger hat das gleiche Niveau ???
Wie stellt man so etwas fest?
Bestimmt ist euch auch mal so etwas in der Art passiert ? Oder :unsure:

Habe ich richtig reagiert ?
Wie kann man das einschätzen wie sich ein Anfänger anstellt?
Meiner Bergbegleitung am Isidor hätte es genauso gehen können.
Wie stellt man fest, das der andere soweit ist ?

Ich würde mich sehr über euere Erfahrungen und ein paar Zeilen dazu freuen.
Liebe Grüße Anna
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Aw: Anfänger ist nicht gleich Anfänger.... 12 Mai 2012 16:04 #2

  • Impfen
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Hi Anna,

erst einmal meinen Respekt, dass du als Anfängerin einem Fremden, der offenbar herbe Probleme hatte, geholfen hast. Generell kann man sicher sagen, dass Anfänger nicht gleich Anfänger ist. Da spielen allzu viel Faktoren mit rein, die doch immer sehr individuell sind. Das geht mit dem Alter los. Wenn Klettersteige für einem neu sind, tut man sich wahrscheinlich leichter mit 20 als mit 50. Bergerfahrung spielt sicher auch eine nicht unerhebliche Rolle, wer Bergwandererfahrung hat wird sich sicher auch leichter tun als jemand, der noch keinen Berg von oben gesehen hat. Dann sicher auch eine Frage der Technik, der eine macht es instinktiv richtig, der andere muss es lernen. Und dann sind die Menschen ja per se unterschiedlich konditioniert. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit.... Oft sind für mich z.B. Zu- und Abstieg problematischer als der Klettersteig selbst, weil ich mich am Drahtseil ziemlich sicher fühl, da machen mir auch Tiefblicke relativ wenig aus, so ganz frei ist das manchmal anders. Andererseits gibt es auch Leute, die in der Kletterhalle alles mögliche klettern, aber in der freien Natur völlig überfordert sind.

Dann kommt noch die Tagesform dazu, also viele Faktoren, die über Erfolg und Mißerfolg entscheiden können. Und, was meiner Meinung nach ganz wichtig ist, die innere Größe, rechtzeitig umzukehren, wenn man sich überfordert fühlt. Fazit: Du hast alles richtig gemacht, aber der Bergkamerad, dem du helfen musstest wohl ziemlich viel falsch.

Bewahre dir diese Einstellung...

Gruß Andreas
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Aw: Anfänger ist nicht gleich Anfänger.... 12 Mai 2012 16:14 #3

  • Anna
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Hallo Andreas,
danke für deine ehrlichen Worte.
Das Thema bezüglich ungesicherte Höhe Wanderungen kann ich nachvollziehen, mir geht es genauso.
Gesichert am klettersteig fühle ich mich auch besser :)

LG Anna
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Aw: Anfänger ist nicht gleich Anfänger.... 12 Mai 2012 16:37 #4

  • kletterkiki
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Hallo Anna,

danke für deinen offenen Bericht! RESPEKT!

Ich bin über das Bergwandern zum Klettersteigen gekommen. Mein erster Klettersteig (Kategorie B/C würde ich sagen, hier als B gelistet) war eine ziemlich heftige Erfahrung :-). Ich war der Meinung, ich kann den ohne Set gehen. Nach einigen Metern war es aus. Es ging nimmer vor und nimmer zurück. War völlig blockiert und brauchte einige Minuten, bis ich ganz langsam und mit ganz viel Angst wieder abgestiegen bin. Ach ja: Alleine war ich auch noch dazu. Alles nicht grad wirklich ruhmvoll für mich. Aber: Ein Jahr später hab ich dann in den Dolos meine erste richtige Bergtour mit Klettersteig gemacht. Viele weitere sollten folgen :-).

Für mich persönlich steht nach wie vor das Gesamterlebnis Bergtour (mit Klettersteig) im Vordergrund. Bei den Schwierigkeiten ist mir alles bis C (mit vereinzelten C/D-Stellen) am liebsten.

Ja! Anfänger ist nicht gleich Anfänger. So eine Erfahrung wie sie der Mann, dem du geholfen hast, gemacht hat, kann so blockierend sein, dass er nie wieder einen Klettersteig betritt oder sie hat seinen Ehrgeiz geweckt und er will es sich nun beweisen.

Generell würde ich Anfänger raten: Mit leichteren Steigen anfangen und nie ohne Begleitung gehen. Steigern kann man dann nach Bedarf. Offenbar bist du jemand, der relativ schnell steigern kann bzw. eben schon bei C/D einsteigen kann. Du hattest ja auch seinerzeit geschrieben, dass du Bergerfahrung hast.

Leider habe ich erst letzten Herbst einen Vater mit seiner Tochter (nahm ich zumindest an, dass es seine Tochter war) am Norissteig gesehen. Die sind den ungesicherten Kamin abgestiegen (wir wollten aufsteigen und mussten warten - so konnte ich dann das Drama und Gejammere der Tochter etwas länger beobachten). Die hatte m. E. keinen Spaß bei der Sache. Interessanterweise haben wir die aber noch weitergemacht (der Vater hat sie dann noch zur Mittelbergwand mitgenommen). Ich hätte es irgendwie gescheiter gefunden, sie hätten abgebrochen. Es macht (find ich) keinen Sinn, jemanden durch einen Steig zu labern, der offenbar überfordert ist.

Liebe Grüße

Anja
"Ich wurde oft falsch verstanden. Häufig unternahm ich Dinge, die für andere eine Provokation waren."
Walter Bonatti (1930-2011)
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Aw: Anfänger ist nicht gleich Anfänger.... 12 Mai 2012 19:23 #5

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Hui Anna,

tatsächlich hat nicht jeder Anfänger das gleiche Niveau. Starke Unterschiede gibt es vor allem dort, wo Seile fehlen. Dort wird das Hirn das stärkste und entscheidende Organ. Manchmal können auch Seilbrücken oder ähnliches für den einen oder anderen eine ungeahnte Schlüsselstelle werden.

Ich habe schon Leute gesehen, die rannten einen D-Klettersteig hoch und kriegten bei der nachfolgenden Geröllabfahrt weiche Knie. Die einen runzeln nur die Stirn, wenn es rund um sie herum Steine hagelt, andere kriegen schon den Koller, wenn es am gegenüberliegenden Hand Kiesel rieselt.

Bei mir sind es Schnee- und Firnfelder. Ich habe dort einmal einen üblen Ausritt gemacht. Seitdem stelle ich mich auf weissem Untergrund wie ein Anfänger an.

Jeder hat am Berg wohl seine Angstsituationen. Das meiste davon kann man irgendwie durch Übung wegtrainieren. Sicher gibt es auch Ängste, die man nicht kurieren kann (z. B. akute Höhenangst). Angst vor Gewitter sollte man nicht wegtrainieren. Solche Situationen sollte man möglichst vermeiden. :-)

Für einen Anfänger finde ich noch wichtig, dass man sich durch das Stahlseil nicht zu sicher fühlt. In meiner Anfangszeit dachte ich auch, dass ich überall hochkomme, wo es ein Stahlseil gibt. Irgendwann hing ich dann eine halbe Stunde im untersten Viertel der Via Kapf und dachte mir: "Aha! Du hast also auch Grenzen." An anderer Stelle wäre das verhängnisvoll geworden.

Darum rate ich jedem Anfänger: "Piano! Piano! Das Leben ist noch lang! Und Berge laufen nicht davon, auch wenn man sie grad nicht packt."

Salutations
Stephan
"Wenn du allein bist, bist du still, und wenn du still bist - vor allem wenn du zwei Monate still bist-, bewegen sich Dinge in dir."
Silvia Vidal
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Aw: Anfänger ist nicht gleich Anfänger.... 13 Mai 2012 18:58 #6

  • Anna
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Hallo Stephan,
da hast du Recht und all diese Erfahrungen prägen uns und nur so können wir mit der Zeit die Gefahren besser einschätzen.
Danke an dich und auch an Anja
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