Willkommen, Gast
Benutzername: Passwort: Angemeldet bleiben:
  • Seite:
  • 1

THEMA: Statistik zu Bergunfällen: Hybris im Klettersteig

Statistik zu Bergunfällen: Hybris im Klettersteig 05 Aug 2014 21:23 #1

  • kletterkiki
  • kletterkikis Avatar
  • OFFLINE
  • Carpe diem
  • Beiträge: 6259
  • Dank erhalten: 2555
"Mit der Zahl der Wanderer und Kletterer steigt die Zahl der Notfälle in den Bergen. Besonders beim Trendsport Klettersteiggehen überschätzen sich die Ungeübten. Schuld daran sind auch die Tourismusverbände, sagen Kritiker.

Noch vor zwanzig Jahren hatten Bergsteiger, die im Sommer auf dem Jubiläumsgrat von einem Kaltlufteinbruch überrascht wurden, kaum eine Chance. Gar nicht so wenige erfroren auf dem anspruchsvollen Gratweg zwischen Zugspitze und Alpsitze hoch über Garmisch-Partenkirchen.

Heute greifen die Bergsteiger in einer Notsituation zu ihrem Mobiltelefon und rufen die Bergwacht um Hilfe. Allein die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen fliegt jedes Jahr etwa vierzig Mal mit dem Hubschrauber hinauf zum Jubiläumsgrat, um in Not geratene Bergsteiger ins Tal zu holen. Hinzu kommen Rettungen zu Fuß, wenn ein Helikopterflug aufgrund des Wetters nicht möglich ist. Und auch die Bergwacht Grainau rückt regelmäßig zu Einsätzen auf dem Jubiläumsgrat aus.

Die Möglichkeit mit dem Handy Hilfe zu rufen, bessere Wettervorhersagen und eine entsprechende Tourenplanung sowie die gute Ausrüstung nennt Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein (DAV) als Gründe, weshalb die Zahl der tödlichen Unfälle am Berg sich mit einer leichten Tendenz nach unten in den vergangenen Jahren auf einem stabilen Niveau eingependelt hat. 2012 fanden 28 DAV-Mitglieder in den Bergen den Tod, 2013 waren es 36. Das geht aus der Bergunfallstatistik hervor, die der DAV am Dienstag vorgestellt hat.

Zahl der Notfälle steigt mit Zahl der Mitglieder
1991, als der DAV halb so viele Mitglieder zählte wie heute, starben 76 davon in den Bergen. Auch die Unfallquote ist in den vergangenen Jahren leicht gesunken. Zwar haben die Notfälle mit unverletzt geborgenen Bergsportlern zugenommen und im vergangenen Jahr mit 1126 einen Höchststand erreicht. Allerdings zählt der DAV laufend mehr Mitglieder. Im Juli 2013 wurde die Millionenmarke überschritten.

Neu in der aktuellen Bergunfallstatistik sind die Zahlen zu Unfällen in Kletterhallen, wobei jedoch nur 31 von 200 DAV-Kletteranlagen statistisch erfasst wurden. Das Ergebnis: An den vermeintlich sicheren künstlichen Kletterwänden kommt es trotz ausgefeilter und normierter Technik vor allem durch Sicherungsfehler zu folgenschweren Unfällen.

Die meisten Unfälle verzeichnet die DAV-Bergunfallstatistik aber nach wie vor beim Wandern, das von 90 Prozent der DAV-Mitglieder ausgeübt wird. Wie schon in den Vorjahren zeigt auch die Untersuchung, dass ein großer Teil der tödlich verlaufenen Wanderunfälle Folge von Krankheit, Überlastung und Kreislaufproblemen ist. Dennoch ist laut DAV „Wandern die sicherste Bergsportdisziplin“.

Anstieg der Unfälle beim Klettersteiggehen
Überproportional ist die Entwicklung der Unfallzahlen aber beim Trendsport Klettersteiggehen. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Unfallmeldungen im Verhältnis zur DAV-Mitgliederzahl verdreifacht. Fast die Hälfte der in Not geratenen Klettersteiggeher braucht wegen psychischer und physischer Überforderung Hilfe. Der Anteil dieser so genannten Blockierungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren sogar verzehnfacht.

Wer das ganze Jahr über im Büro sitzt, kommt in einem schwierigen Klettersteig schnell an sein Limit“, erklärt Peter Veider, der Geschäftsführer der Bergrettung Tirol. Die Bergrettung Tirol verzeichnet allein in diesem Jahr bei Einsätzen in Klettersteigen ein Plus von etwa 20 Prozent. Veider rät Klettersteiggehern, Erfahrung zu sammeln und Kondition aufzubauen und sich so langsam an schwieriger Steige heranzutasten.

Karl Gabl, der Präsident des österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit, appelliert an die Verantwortlichen in den Tourismusverbänden, die meinen, mit schwierigen Anlagen neue Gäste zu locken. „Das Gros der Klettersteiggeher will sich nicht athletisch den Berg hinaufhangeln, sondern will mit Kontakt zum Fels aber gut abgesichert durch eine Wand steigen.“ Insbesondere in Österreich sind in den vergangenen Jahren einige Sportklettersteige der schwierigsten Kategorie entstanden."
Quelle: www.faz.net/aktuell/gesellschaft/statist...rsteig-13082481.html
"Ich wurde oft falsch verstanden. Häufig unternahm ich Dinge, die für andere eine Provokation waren."
Walter Bonatti (1930-2011)
Letzte Änderung: 05 Aug 2014 21:41 von kletterkiki.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Statistik zu Bergunfällen: Hybris im Klettersteig 05 Aug 2014 22:41 #2

  • der Dan
  • der Dans Avatar
  • OFFLINE
  • Beiträge: 2033
  • Dank erhalten: 1039
Stehen die Alpenvereine jetzt etwa wie heilige Kühe da ? Immerhin sind die es, die für nen sehr überschaubaren Jahresbeitrag nen Versicherungs-Vollschutz anbieten und damit ebenfalls wenig Anreize schaffen mit mehr Verstand seine Touren zu Planen und durchzuführen, indem sie Rettungsflüge bezahlen.
Etwas grob formuliert, das gebe ich zu, aber unterm Strich ist es so.
Das ist mehr das Merkmal eines Dienstleisters als eines Vereins und fördert damit keinen verantwortungsvollen Umgang mit diesem Versicherungsschutz...
Fragt sich keiner warum es nicht auch das ist was dazu führt, daß Beiträge fast jährlich steigen ?
je genauer du planst, desto härter trifft dich der Zufall.

500px.com/danielkubirski
facebook.com/sichtsalat
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Statistik zu Bergunfällen: Hybris im Klettersteig 06 Aug 2014 06:59 #3

  • kletterkiki
  • kletterkikis Avatar
  • OFFLINE
  • Carpe diem
  • Beiträge: 6259
  • Dank erhalten: 2555
Also jährlich steigt mein Betrag nicht... ich selber bin aber ganz sicher net aus dem Grund im DAV, damit die mich kostenlos ausfliegen...
"Ich wurde oft falsch verstanden. Häufig unternahm ich Dinge, die für andere eine Provokation waren."
Walter Bonatti (1930-2011)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Statistik zu Bergunfällen: Hybris im Klettersteig 06 Aug 2014 12:26 #4

  • der Dan
  • der Dans Avatar
  • OFFLINE
  • Beiträge: 2033
  • Dank erhalten: 1039
Eine provokante These, ich weiß. Aber nur die Ruhe, du musst dich davon als letztes angesprochen fühlen. Auch sonst kenn ich im Forum niemanden der in das Schema passt.
Als ich damals in den DAV eingetreten bin, hab ich diese Sache allerdings als eins der ausschlaggebenden Argumente gesehen, ich hab das damals als praktisches Sicherheitsbackup empfunden. Hab aber dann recht schnell gemerkt daß so eine Denke Murks ist.
Ich vermute nur, aber ich denke die Zahl der Neumitglieder die das so sehen ist keine geringe Zahl.
je genauer du planst, desto härter trifft dich der Zufall.

500px.com/danielkubirski
facebook.com/sichtsalat
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Statistik zu Bergunfällen: Hybris im Klettersteig 06 Aug 2014 15:43 #5

Dem Fazit „Das Gros der Klettersteiggeher will sich nicht athletisch den Berg hinaufhangeln, sondern will mit Kontakt zum Fels aber gut abgesichert durch eine Wand steigen.“ kann ich nur zustimmen - zumindest bei mir ist das so. :)

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es viele gibt, die bei der Tourenplanung die möglichen Kosten einer Rettung berücksichtigen.
Nur so eine Idee... In den letzten Jahren sind ja nicht nur Klettersteige, sondern auch Kletterhallen in Mode gekommen. Könnte der starke Anstieg bei den Blockaden nicht auch daher kommen, dass die Leute in der gewohnten Halle, in der sie mittlerweile jeden Griff kennen, hervorragend klettern, sich daher auch die schwierigsten Klettersteige zutrauen, und dann zu spät merken, dass ein richtiger Berg doch etwas anderes ist...

Andreas
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Statistik zu Bergunfällen: Hybris im Klettersteig 06 Aug 2014 16:21 #6

  • der Dan
  • der Dans Avatar
  • OFFLINE
  • Beiträge: 2033
  • Dank erhalten: 1039
Andreas Vef schrieb:
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es viele gibt, die bei der Tourenplanung die möglichen Kosten einer Rettung berücksichtigen.
Muss auch niemand, denn die Sorge ist quasi nicht existent.

Was Kletterhallen betrifft,
die halte ich für die Problematik für nicht ausschlaggebend. Dort wird anders geklettert als am Berg, ja.
Doch wird dort auch gelernt die eigenen physischen, psychischen und technischen Grenzen zu kennen. In der Statistik tauchen vermutlich überwiegend die, welche ins KS Gehen einsteigen ohne jede Klettervorerfahrung.
je genauer du planst, desto härter trifft dich der Zufall.

500px.com/danielkubirski
facebook.com/sichtsalat
Letzte Änderung: 06 Aug 2014 16:25 von der Dan.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Statistik zu Bergunfällen: Hybris im Klettersteig 06 Aug 2014 18:25 #7

  • kletterkiki
  • kletterkikis Avatar
  • OFFLINE
  • Carpe diem
  • Beiträge: 6259
  • Dank erhalten: 2555
Irgendwie ist der DAV halt auch nix anderes mehr als ein massentauglicher Verein. Dort findet sich der junge wilde Höher-Schneller-Weiter-Typ genauso wieder wie der 80 jährige Opa, der seit 60 Jahren Mitglied ist, wie auch der rauchende Mittfünfziger mit Herz- und Alkoholproblemen ;) und eben auch irgendwie Unsereiner. Leute, die eigentlich gar nicht zusammenpassen, sind alle aus den unterschiedlichsten Beweggründen im selben Verein... Ist halt so!
"Ich wurde oft falsch verstanden. Häufig unternahm ich Dinge, die für andere eine Provokation waren."
Walter Bonatti (1930-2011)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Srajachjung
  • Seite:
  • 1
Moderatoren: kletterkiki