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THEMA: "Modeberge" in den Alpen

"Modeberge" in den Alpen 06 Apr 2014 21:15 #1

  • kletterkiki
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Ich hab mal ein paar interessante Stellen markiert...


""Modeberge" in den Alpen

Blockierte Bergsteiger
Von Jürgen Bröker

Bergsport liegt im Trend. Das zeigen Zahlen des Deutschen Alpenvereins. Auf einigen Bergen in den Alpen wird es immer voller. Und das bringt Probleme mit sich.
An immer mehr Tagen, wenn Hobby-Bergsteiger oder Klettersteig-Geher über schmale Wege dem Gipfel entgegen kraxeln, wird es richtig eng in den Bergen. "Die Zunahme des Bergtourismus ist vor allem an Modebergen spürbar"", sagt Thomas Bucher vom Deutschen Alpenvereins (DAV). Zu diesen Modebergen gehören der Mont Blanc, die Zugspitze und der Großglockner.

Mitgliederzahlen steigen stark
Naturschützer sind vom Ansturm nicht begeistert. Vor allem dann nicht, wenn Kletterwege natürliche Wanderrouten von Tieren zerschneiden oder nistende Vogelarten gestört werden. Außerdem nimmt nicht jeder Bergsportler seinen Müll wieder mit nach Hause. Laut NABU seien aber weniger die Sommersportler das Problem. Die kämen ja wegen der Natur dorthin und würden auch auf sie Acht geben. "Problematischer ist der Wintersport mit seinen präparierten Pisten", sagt ein NABU-Sprecher.

Zwar gibt es keine genauen Zahlen zu Bergtouristen etwa an der Zugspitze. Doch Klettern, Bergwandern und -steigen so wie das Klettersteig-Gehen liegen voll im Trend. "Unsere Mitgliederentwicklung zeigt, dass sich immer mehr Menschen für das Thema Bergsport interessieren", sagt Bucher. So habe sich die Zahl der Mitglieder des DAV in den vergangenen 14 Jahren von knapp 620.000 Mitglieder auf etwa 1,1 Millionen fast verdoppelt. Die Gründe liegen auf der Hand: Berge versprechen Natur und Freiheit. Gleichzeitig kann jeder seine Grenzen austesten.

Route wird plötzlich unbezwingbar
Manchmal werden diese allerdings auch überschritten. Gerade beim Klettersteig-Gehen gebe es eine bedenkliche Entwicklung, erklärt Bucher. Klettersteige sind Bergwanderwege, die ambitionierte Abschnitte enthalten und nicht begehbare Routen auch für Nichtkletterer zugänglich machen. Sie können über Eisenleitern führen oder auch mal über sehr schmale Grate. Diese schwierigen Teilstücke sind mit einem Drahtseil versehen, an dem sich der Bergsportler sichern kann. In den vergangenen Jahren wurden in den Bergen immer mehr solcher Routen installiert. Mit problematischen Folgen.

"Klettersteig-Gehen ist als Bergsportdisziplin ist im Trend, dementsprechend steigen auch die Notfallmeldungen", sagt Bucher. Seit 2006 habe sich die Meldequote für Notfälle verdoppelt, seit 2002 sogar verdreifacht. Mehr als jeder dritte Notruf geht auf eine so genannte Blockierung zurück.

Bei einer Blockierungen wird die Route plötzlich als unüberwindbar angesehen, der Kletterer kann weder vor noch zurück. "Die Menschen überschätzen sich schlicht und einfach. Sie bereiten sich nicht genügend vor und wissen deshalb oft nicht, was da wirklich auf sie zukommt", sagt Bucher. Dabei bietet der DAV Informationsblätter zu den Routen und geführte Touren an. Außerdem gibt es ein Leitsystem: Blau markierte Wege sind leicht, rote mittelschwer und schwarze Routen sollten nur von erfahrenen Alpinisten in Angriff genommen werden. Auch wenn Kritikern diese Abstufung nicht differenziert genug ist, stellt sie doch eine erste Orientierungsmöglichkeit dar.

Schlechte Vorbereitung
Trotzdem reichen bei vielen Freizeit-Kraxlern Kraft und Ausdauer häufig nicht aus, um den Hin- und Rückweg zu schaffen. Andere überschätzen ihre Kletterfähigkeiten oder kennen sich nicht genügend mit der Ausrüstung aus. Wer zum Beispiel die Sicherungstechnik an Klettersteigen nicht beherrsche, habe auf solchen Routen nichts verloren, sagt Bucher.

Eine Einschätzung, die Peter Tembler teilt. Er ist Bergführer und Bergrettungsleiter am Großglockner. Er hat beobachtet, dass häufig auch die zeitliche Fehlplanung zu Rettungseinsätzen führt: "Die Bergsteiger benötigen viel mehr Zeit als geplant oder angegeben für ihre Tour und kommen dann schon mal in Bedrängnis durch schlechteres Wetter oder Dunkelheit."

Saison wird immer länger
Am Großglockner beobachtet Bergretter Tembler, der außerdem Hüttenwirt ist, die Zunahme des Alpintourismus durchaus mit Sorge. Gleichwohl er nicht befürchtet, dass es am Berg zu voll werden könnte. Schließlich reglemtiere allein die begrenzte Hüttenkapazität an Österreichs höchstem Gipfel die Zahl der Kletterer. "Sehr wohl aber werden die Saisonzeiten nach vorne und hinten ausgedehnt", sagt Tembler. Bedeutet: Die Menschen gehen auch bei schlechten Bedingungen.

Tembler vermutet, dass sich die Bergsteiger wegen des besseren Equipments wie wetterfester Kleidung oder modernen Orientierungshilfen (GPS) sicherer fühlen. Das habe auch dazu geführt, dass mehr Bergsteiger in Zeiten unterwegs seien, in denen die Schutzhütten geschlossen sind. "Bergungseinsätze im Herbst, im Winter oder im Frühjahr - damit müssen wir jetzt jederzeit rechnen", sagt er. Doch die moderne Technik hat auch ihr Gutes. Dank des jederzeit möglichen Alarms können die Bergretter frühzeitig starten. "Wahrscheinlich konnten so viele Berg-Tragödien abgewendet werden.“
"
Quelle: www.sportschau.de/breitensport/klettersteiggehen100.html
"Ich wurde oft falsch verstanden. Häufig unternahm ich Dinge, die für andere eine Provokation waren."
Walter Bonatti (1930-2011)
Letzte Änderung: 06 Apr 2014 21:22 von kletterkiki.
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"Modeberge" in den Alpen 06 Apr 2014 21:31 #2

  • der Dan
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Ich bin ja nur noch selten mit dem DAV einer Meinung, aber alles was da steht ist richtig. Dennoch muss man auch sehen:
Es sind die Geister die neben vielen anderen auch der DAV rief.
je genauer du planst, desto härter trifft dich der Zufall.

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"Modeberge" in den Alpen 07 Apr 2014 06:26 #3

  • Maulwurf
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kletterkiki schrieb:
"Die Menschen überschätzen sich schlicht und einfach. Sie bereiten sich nicht genügend vor und wissen deshalb oft nicht, was da wirklich auf sie zukommt", sagt Bucher
Warum auch sollten sie das auch wissen? Smartphone, EiScheiss und GPS lösen doch alle Probleme und machen auch die Planung (Häh? Wasn das?) von selber.

Ansonsten stimme ich dem Dan zu, dass auch der DAV diese Geister rief. Aber nicht nur, seit vielen Jahren sehe ich in Hochglanzmagazinen Artikel wie "Die schönsten Wege in den Alpen" oder "20 Gipfelziele in den Alpen für jedermann". Und da ist dann halt nicht der Pfänder beschrieben sondern der Watzmann. Also denkt Lieschen Müller dass der Watzmann ein Ziel ist für jedermann, ergo auch für sie. Ergebnis siehe Unfallstatistik ...
Hier sehe ich die Medien in der Pflicht, auch ruhig öfters auf die Gefahren hinzuweisen, und nicht nur immer auf den Fun-Faktor (der ja neben dem Geld das höchste Ziel ist was in unserer Gesellschaft erreichbar ist) ...

Ich bin ja schon ruhig ...
Die meisten Menschen [..] erleben die Natur als enttäuschende Umsetzung von TV-Eindrücken oder als Bedrohung.
Hans Lozza, Wanderführer durch den Schweizer Nationalpark
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Folgende Benutzer bedankten sich: der Dan

"Modeberge" in den Alpen 07 Apr 2014 12:08 #4

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Maulwurf schrieb:
... Hier sehe ich die Medien in der Pflicht, auch ruhig öfters auf die Gefahren hinzuweisen, und nicht nur immer auf den Fun-Faktor (der ja neben dem Geld das höchste Ziel ist was in unserer Gesellschaft erreichbar ist) ...

Ich bin ja schon ruhig ...

Neeeee, net ruhig sein... du hast ja so recht!
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Walter Bonatti (1930-2011)
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"Modeberge" in den Alpen 07 Apr 2014 19:17 #5

  • der Dan
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Zu den Medien gehören am Schluss auch wir, das muss man auch mal sagen.
Nur mit dem Vorteil daß wir nicht mit dem Druck von Werbung und Auflagen / Verkaufszahlen zu tun haben. Wenn, dann zumindest nur in einem vermindertem Maß, so daß wir uns erlauben können "vermakrtungsbremsende" Sachen erlauben können (und irgendwo auch müssen) wie auf Gefahren, Risiken, etc. hinzuweisen und frei von Abhängigkeiten Kritik zu äußern.
je genauer du planst, desto härter trifft dich der Zufall.

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Letzte Änderung: 07 Apr 2014 19:17 von der Dan.
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"Modeberge" in den Alpen 07 Apr 2014 19:22 #6

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der Dan schrieb:
Zu den Medien gehören am Schluss auch wir, das muss man auch mal sagen.
Nur mit dem Vorteil daß wir nicht mit dem Druck von Werbung und Auflagen / Verkaufszahlen zu tun haben. Wenn, dann zumindest nur in einem vermindertem Maß, so daß wir uns erlauben können "vermakrtungsbremsende" Sachen erlauben können (und irgendwo auch müssen) wie auf Gefahren, Risiken, etc. hinzuweisen und frei von Abhängigkeiten Kritik zu äußern.

Dafür dauert dann halt der Relaunch der Seite länger und es können nicht alle Wünsche erfüllt werden...
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"Modeberge" in den Alpen 08 Apr 2014 08:23 #7

  • Uwe
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Ich glaube der Boom des Alpenvereins ist nicht unbedingt beim reinen Bergsport zu suchen, sondern eher bei den Kletterhallen. Wenn man sich, z.B. die Mitgliederentwicklung bei Sektionen anschaut, die eine Kletterhalle betreiben, so setzt meist nach der Eröffnung der Halle ein extremer Mitgliederzuwachs ein.
Natürlich setzt dann auch die Auseinandersetzung mit dem Bergsport ein, da über die Angebote der Sektionen natürlich auch über geführte Bergtouren die Menschen in die Berge kommen.
In der Regel wird aber durch Tourenführer (ich bin ja schließlich auch einer!) auf einen sorgsamen Umgang mit der Natur hingewiesen und zusätzlich die "Alpen-Rambos" etwas in die Schranken verwiesen.

Gruß, Uwe
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