Im Juli 2013:

Urs und Franz sind wieder mal am Klettersteig unterwegs. Während Urs sich vorbildlich an jedem Ankerpunkt umhängt, ist Franz immer noch ziemlich nachlässig. Er hängt sich ein, wenn ihm passt und wenn er es braucht. Doch Urs hat sich mittlerweile an Franz gewöhnt. Er sagt nichts mehr.

Nach einem Drittel im Klettersteig der Schwierigkeit B/C treffen sie auf einen einzelnen Klettersteiger, der offenbar etwas ungeübt ist und recht langsam klettert. Doch Urs sieht mit einem einzigen Blick ein weiteres Problem: Der Mann klettert mit einem recht alten Set - mit Seilbremse!!! Monate zuvor gab es eine riesige Rückrufaktion für Klettersteigsets mit Seilbremse.

Urs spricht den Mann an: “Salute! Das ist ein wunderbarer Bergtag heute!” Der Mann lächelt: “Ja! Der erste von vielen. Ich bin eine ganze Woche hier in den Dolomiten unterwegs. Ich möchte jeden Tag einen Klettersteig machen. Und das Wetter soll ja großartig werden!”

Urs deutet auf dessen Klettersteig-Set: “Das ist aber nicht mehr wirklich das neueste Modell, oder?”

“Nein, wirklich nicht mehr!” sagt der Mann, “ich habe es mir vor acht Jahren gekauft, aber nur einmal benutzt. Dann hing es nur noch im Schrank. Jetzt habe ich die Klettersteige neu entdeckt und möchte hier mal mit den leichten Klettersteigen in der Schwierigkeit B beginnen. Vielleicht mache ich mal einen C-Steig.”

Urs erwidert: “…”



So… jetzt seid ihr dran… wie verhält sich Urs jetzt vernünftig? Das kann uns im kommenden Sommer allen passieren…

beeler schrieb: Das mich einer anspricht wegen meines veralteten Sets?

Ich hoffe mal, dass Urs erstmal gar nichts erwiedert, sondern dass die beider vielleicht erstmal nicht überholen und den Zeitverlust in Kauf nehmen. Nach erfolgreicher Begehung könnte er den Bergkameraden darauf hinweisen, dass es bei dieser Art von sets ein Problem geben kann und ihn freundlich auf die Rückrufaktion hinweisen. Mitten im Steig wäre wohl grad bei einem ungeübten und wohl auch nicht so ganz sicheren Klettersteiggeher ein Hinweis kontraproduktiv.

Ich denke, es wäre gut, wenn Urs sich erst mal bissl bedeckt hält und weiter etwas Small Talk macht. Bevor er sich jedoch verabschiedet, wäre es gut, den Mann drauf hinzuweisen, dass es wohl besser wäre, wenn er sich nach dem Urlaub ein neues Set zulegt (natürlich nur, wenn er mit dem Klettersteigen weitermachen will). Ich fände es gut, wenn er dem Mann erklärt, was sich so in Sachen Sicherheit getan hat. Der Urs sollte den Mann keinesfalls drängen, sich sofort am nächsten Tag, bevor er seine Tour startet, ein neues Set zu kaufen. Ich finde, er solle dem Mann auch nicht unnötig Angst machen, zumal der Mann so vernünftig zu sein scheint, dass er nicht in einen Steig einsteigt, der ihn überfordert.

Nachtrag: Ich denke, dass kann uns im Sommer ganz oft passieren, dass wir Leute mit einem Set treffen, das beim Rückruf dabei war. Die meisten Klettersteiggeher sind nicht in Foren aktiv und auch nicht zwangsläufig im DAV. Woher also sollen sie von den Rückrufen wissen?

2. Variante:

Urs erkennt in dem Klettersteiggeher Maulwurf (wer sonst geht mit so altem Zeugs in die Berge)

Urs erinnert sich an die komischen geräusche, die sein Rasenmäher beim letzten Einsatz gemacht hat, als er ihn über so einen komischen Erdhaufen schob.

er erwidert erst mal gar nichts, sondern reißt dem Klettersteiggeher das Sel aus der Schlaufe, schleudert es den berg hinunter und brüllt den Klettersteiggeher an: "Mit so einem gefährlichen Scheiß geht man einfach nicht in die Berge. Und falls du jemals lebend hier wieder runterkommst, krieg ich nen neuen Rasenmäher von dir." Franz, mal wieder ungesichert, schüttet sich aus vor Lachen, verliert das Gleichgewicht und folgt dem Klettersteigset, was urs so der Äußerung hinreist: "Siehst du, WIE gefährlich die Dinger sind"

Und wer von den geneigten Lesern jetzt meint, dieser beitrag wäre ein ernst gemeinter, dem kann ich auch nicht mehr helfen.

Hast Du das Ernst gemeint? Und wer ist überhaupt dieser Ernst ?!?!


Nein nein nein, so läuft das nicht. Kopf schütteln und weiter gehen. 100 000 Belehrungsversuche, die bisher in die Leere gelaufen sind haben Urs schlauer gemacht. Er sagt nichts, denkt sich seinen Teil, schüttelt nochmal kräftig seinen Kopf und geht dann weiter. "Von so einem Bergtouri lass ich mich doch nicht wieder sagen, dass ich mir mein Wissen sonst wo hinstecken darf..."

PS: ich erinnere mich dunkel, dass Pit Schubert eine ähnliche Fragestellung in einem seiner Bücher thematisiert hat. Wie verhalte ich mich, wenn ich fehler bemerke...
Frag mich grad, in welchem das war, aber ich krieg das raus....

Ich erinnere mich da an das Ettaler Manndl letztes Jahr. Da sind 2 Männer ohne Set und ein kleiner Junge mit Erwachsenenset hochgestiegen. Runter kam ein Mann mit seinen 2 Kindern, die er am Seil sicherte. Er machte die beiden darauf aufmerksam, dass das Set das Set des Kindes nicht funktionieren wird.

Am Gipfel haben die beiden Schlauen sich darüber ausgelassen was für ein Trottel das war und das der wohl überhaupt keinen Plan hatte.

Ich hab dann die Beiden dann aufgeklärt dass der Trottel der örtliche Notarzt, Bergwachtarzt und Expeditionsbergsteiger war und das Set nicht funktionieren wird...

Und was war die Antwort? Sind die Deppen wenigstens etwas nachdenklicher geworden, oder haben sie Dich beschimpft?
Die Frage ist ernst gemeint, weil ich auch versuche Fehler zu korrigieren wenn ich sie sehe. Hab ich mir beim Klettern angewöhnt Deswegen bin ich da jetzt einfach mal neugierig ...

Und OT wegen des Rasenmähers: Was meint ihr, warum ich AUF den Hügelchen stehen möchte

Ich hab schon so oft was gesagt und bin so häufig von der Antwort oder Reaktion überrascht worden, dass ich mir eigentlich vorgenommen hab, nichts mehr zu sagen (siehe z.B. hier)

Ich erklärte trotzdem, dass das Erwachsenen-Set erst ab 50 kg auslösen kann und es für Kinder spezielle Sets gibt. (Und das für solche unsicheren Kinder die Seilsicherung doch noch etwas sicherer wäre). Darauf kam ein "Aha". Mehr nicht. Ich denke mal therapieresistent...

zurück zum 1. Beitrag:

Am besten fragen ob das Teil auch von nem Rückruf betroffen ist. An der Antwort kann man dann abschätzen ob sich eine weitere Diskussion lohnt.

Im übrigen hab ich die Erfahrung gemacht das Kritik die in eine vorsichtige Frage gepackt ist, besser angenommen wird als das sofortige konfrontieren mit Fehlern.
Das gibt dem Gegenüber die Möglichkeit sich zu erklären und lässt ihn nicht so dumm dastehen.
Ganz Ehrlich,wem gefällt es wenn er von Fremden Schulmeisterlich abgekanzelt wird? Da spielt es dann auch keine Rolle mehr wer recht hat und wer nicht.

Hab den Eingangsbeitrag nochmal genau gelesen.
Das KS-Set war nur einmal benutzt und hing 8 Jahre in einem Schrank.
Wenn es ein Kong-Set ist kann er ja damit in den nächsten 2 Jahren noch 499 Touren machen.
Also eigentlich alles OK.

Schuhbändel schrieb:
Ganz meiner Meinung. Ausnahme: Derjenige steckt grad in akuter Gefahr und schnallt es trotzdem nicht... Was auch recht häufig vorkommt...

Ganz klar da helfen nur noch kurze knappe Anweisungen ohne Rücksicht auf das EGO des anderen.
Allerdings übernimmt man ab diesem Moment einen Teil der Verantwortung für den anderen, dessen sollte man sich bewußt sein. Stand glaub auch in einem Schubert Buch.


Nachtrag:
Die Schubert Bücher sind aber zT auch schon überholt, also nagelt mich bitte nicht drauf fest.

Übernimmt man die nicht immer? Beim Aufklären, beim Helfen, aber auch beim Wegschauen.
Zumindest moralisch.

Aber auch rechtlich dürfte Wegschauen in manchen Situationen der unterlassenen Hilfeleistung gleichkommen...

(Pit Schubert mag ich auch, obwohl Belehren durch Schockbilder nicht wirklich mehr up to date ist...)