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THEMA: Sicherungsmuffel - Wie geht man mit ihnen um?

Sicherungsmuffel - Wie geht man mit ihnen um? 12 Okt 2012 09:07 #46

  • kletterkiki
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phuncity schrieb:
kletterkiki schrieb:
Spielregeln für Kommentare - gute Idee.

Ich glaube nicht, dass die vorher jemand lesen würde.
Zumal muss man sagen: die meisten Kommentare passen ja. Und wenn einer aus dem Rahmen fällt, wäre es toll wenn Joe oder Kiki das einfach melden könnten, sofern es uns nicht selbst auffällt.

Wir haben uns darauf verständigt, dass wir entsprechende Kommentare an Michael (phuncity) melden. Alles andere wäre zuviel Aufwand...
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Walter Bonatti (1930-2011)
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Sicherungsmuffel - Wie geht man mit ihnen um? 12 Okt 2012 15:28 #47

  • Andreas A.
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Und jetzt schneie auch ich hier noch rein und fühle mich veranlasst meinen Senf bei zu tragen.

Also, es gibt ja nichts Individuelleres als den Bergsport.
Nirgend woanders gibt es so viele Spielarten (heut zu Tage inzwischen) wie im Gebirge.
Also ich könnte mir Freesolo-Begehungen von Klettersteigen grundsätzlich vorstellen (hab´ ich übrigens hier in Klettersteig.de glaub´ ich schon irgendwo mal gesehen-gelesen; ich glaube im Pidding-Klettersteig ist da mal einer ohne Sicherungsset mit anderen Leuten mit hoch gegangen).
An der Martinswand habe ich so etwas allerdings bisher noch nicht gesehen - auch nicht von einheimischen Spezialisten, die da an der Wand aufgewachsen sind.
Ich sage mal nur ein Stichwort < Alexander Huber > . Das ist ein Freesolo-Spezialist.
Der krabbelt freesolo alpine Routen hoch die ich wahrscheinlich nie zu sehen bekommen werde (die Routen).
Auweia hoffentlich habe hier jetzt nicht eine wieder neue sportliche Disziplin initiiert.

Sooo, und nun mal zu dieser Äußerung von Urs - "Das ischt doch ein ganz einfacher Steig! Da muscht du dich ned sichern! Am Wolkenkratzer hammer das beim Fenschterputzen auch nicht gemacht!" - offensichtlich im Zusammenhang mit seiner Beruflichen Kompetenz als Höhenarbeiter.
Wäre ich in dieser Geschichte der Franz, könnte er von Glück sagen dass ich - u.a. Aufsichtsführender Höhenarbeiter - kein Zertifizierer bin.
Denn dann müsste ich u.u. ihm darauf hin seine Zertifizierung ab erkennen lassen (wenn er denn überhaupt eine hat).
Nach Berufsgenossenschaftlicher Sicht beginnt ein Absturzgefahrenbereich bei ≤ 2 m.
Nach dem Fach- und Interessenverband für seilunterstützte Arbeitstechniken e.V. FISAT bei ≤ 3 m.
Das heißt, sitzt er näher als 2 (bzw. 3) Meter an der Abbruchkannte muss er sich unbedingt mit einem Strippchen wo einklinken. Macht er es nicht - durchgefallen !!

Ha, und jetzt mal noch eine Anekdote zum Mannlgrat am Hohen Göll.
Im September 1992 bin ich bei schönem Wetter zum Purtscheller Haus rauf um dann über die Schusterführe zum Göllgrat rauf, die Gölleiten runter und über den Mannlgrat zum Kehlsteinhaus hin und dann wieder runter zur Roßfeldstraße zu gehen. Die Schusterführe ist einer der typischen anspruchsvolleren teilweise gesicherten Steige im Berchtesgadener Land bei dem ich mich als eher mäßig konditionierter Flachlandtiroler ganz gerne mal wo einklinke.
Habe also mein Klettersteigset an und klinke mich ein.
Als ich dann vom Gölleiten runter in den Mannlgrat gerade rein kam, fing das an zu trippeln und eine Wolkenfront schob sich über den Grat.
In hastiger Eile kramte ich meine Wetterjacke aus dem Rucksack und zog sie über.
Und in diesem Mannlgrat wurde es jetzt richtig nass. Aus diesem Getrippel wurde ein richtiger Regen.
Und aus dem KS2 Mannlgrat wurde ein KS4-5. Hier war ich richtig froh, mein Klettergeschirr an zu haben.
Ich hatte damals solch lederne Bundeswehr Handschuhe aus so‘nem US-Shop - Oliv gefärbt.
Diese Olive Farbe hat sich durch die Nässe auf meine Hände abgefärbt.
Die Handschuhe waren hinterher völlig zerknautsch und das Innenfutter zerrissen - konnte ich weg schmeißen.
Aber die Farbe habe ich nicht mehr abgewaschen gekriegt - sie ist nach Tagen dann aber immer mehr verblasst.
Jedenfalls habe ich dann am nächsten Morgen und noch weitere Morgen mit grünen Händen am Frühstückstisch in der Pension gesessen. Es hat mich aber niemand darauf angesprochen.
Als ich bei den Leuten nächstes Jahr darauf wieder ihr einziges Einzelzimmer buchen wollte, sagten sie mir, sie haben das Einzelzimmer mit einem anderen Zimmer zusammengelegt und sie vermieten nicht mehr an Einzelpersonen…
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Sicherungsmuffel - Wie geht man mit ihnen um? 12 Okt 2012 19:15 #48

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Hallo Andreas,

erst mal herzlich Willkommen im Forum. Danke auch für deinen eindrücklichen Bericht vom Schuster-Mannl :-). Schade, dass du das Einzelzimmer nicht mehr bekommen hast, die haben wohl gedacht, du hast nen ansteckenden Virus :sick: :sick: :sick: .

Der Schuster-Mannl wird m. E. unterschätzt. Viele gehen ihn ungesichert. Außerdem wird er in der Literatur meist leichter bewertet, als er ist. Am Mannlgrat hat es defintiv einige wenige C-Stellen drin. Eine Stelle würde ich sogar mit C/D bewerten. Mag daran liegen, dass ich nicht allzu groß bin, aber ohne entsprechende Armkraft wäre ich da nicht so einfach drübergekommen. Der Schuster ist zwar einfacher, aber auch nicht zu unterschätzen, grad wenn's nass oder vereist ist.

Gruß

Anja
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Walter Bonatti (1930-2011)
Letzte Änderung: 12 Okt 2012 19:16 von kletterkiki.
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Sicherungsmuffel - Wie geht man mit ihnen um? 12 Okt 2012 21:59 #49

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Hi Andreas,

vielen Dank für die arbeitsrechtlichen Ausführungen zum Fensterputzen an Hochhäusern. Das ist ein unschlagbares Argument, wenn jemand beim Begehen des Klettersteiges auf seine ungesicherte Zeit bei der Arbeit verweist.

Wie du der Diskussion sicher entnommen hast, bringt auch das den Urs nicht zur Raison... aber es eignet sich gut zum "Endlos diskutieren"... :)

Die Geschichte mit den Handschuhen finde ich sehr sonderbar. Am Klettersteig geht die Farbe von den Handschuhen ab, aber später dann nicht mehr von deinen Händen?
Wer weiss, welche Chemikalien die Bundeswehr da verwendet hat...? Wahrscheinlich Zeugs, das schon seit Jahrzehnten als höchst bedenklich eingestuft wird und so sicher endgelagert werden müsste wie Atommüll...

Ich habe übrigens 1994 mal Atombrot gegessen... :blink: aber das ist eine andere Geschichte...
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Silvia Vidal
Letzte Änderung: 12 Okt 2012 22:03 von BLR.
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Sicherungsmuffel - Wie geht man mit ihnen um? 13 Okt 2012 18:42 #50

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Hallo an alle!

Vor einer Woche habe ich die Diskussion um Franz und Urs inkl. ihren zwischenmenschlichen Problemen in Gang gebracht. Die Menge der Teilnehmer an dieser Diskussion und die Qualität der Beiträge hat meine Erwartungen weit übertroffen. Ich denke, dass diese Diskussion für alle, die mal eben jemanden auf einen Klettersteig mitnehmen möchten, von grossem Wert ist.

Vielleicht fragt ihr euch, wie man überhaupt in die Situation kommen kann, dass man jemanden am Steig mit dabei hat, der sich partout nicht sichern will...?

Man stelle sich vor, man möchte mit Freunden einen Klettersteig-Urlaub verbringen. Mit Freunden, die man gut kennt, mit denen man schon einige Steige gemacht hat und welche dieselbe Wellenlänge und auch ein ähnliches alpinistisches Können mitbringen. Nun füllt man zwei Ferienwohnungen mit den Leuten auf. Aber natürlich wäre es für alle billiger, wenn man auch alle Betten füllt und dadurch die Kosten auf mehrere Leute verteilt. Und jetzt kann jemand in die Gruppe kommen, der wohl dieselbe Wellenlänge hat, aber das Gefühl hat, ein höheres alpinistisches Können zu haben und sich nicht sichern will.

Tja... und dann sind wir schon bei Franz und Urs... :-)

Zusammenfassend kann man sich zur Diskussion folgende Dinge merken:

- Gehe mit jemandem nur auf grosse Bergtour, wenn du mit ihm schon eine Tour gegangen ist;
- teste seine Kondition und seine Verträglichkeit bezüglich Ausgesetztheit;
- nimm in evtl. vorher in die Kletterhalle mit;
- kläre mit ihm die Regeln und Voraussetzungen, die er erfüllen muss, wenn er Dich als "Bergführer" nimmt;
- weise ihn im Steig auf Fehler hin und erinnere ihn an seine Eigenverantwortung;
- führe ihm die möglichen Folgen seines Fehlverhaltens vor Augen, die da wären:
--- es könnte tödlich enden;
--- er könnte Leid und Trauer bei Angehörigen verursachen;
--- er könnte bei seinem Partner schwere Schuldgefühle verursachen;
--- er könnte seinem Partner lebenslange Alpträume bescheren;
--- die Leute, die seinen Körper bergen müssen, bringen sich ebenfalls in Gefahr;
--- es gibt keine nachvollziehbaren Gründe, keine Sicherung zu verwenden;
--- bei der Arbeit würde ihm bei solchem Verhalten die Arbeitserlaubnis entzogen;
- falls er stur bleibt, verzichte auf lange Diskussionen und lass Dir die Tour nicht vermiesen;
- keine Beschimpfungen oder unbedachte Äusserungen;
- trinke falls nötig einen kleinen Schnaps oder nimm Nervennahrung zu Dir.


Vielen Dank nochmals für die wertvollen Beiträge. :woohoo: :woohoo: :woohoo:

Stephan
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Silvia Vidal
Letzte Änderung: 13 Okt 2012 18:51 von BLR.
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Sicherungsmuffel - Wie geht man mit ihnen um? 13 Okt 2012 23:27 #51

  • Impfen
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na, dann hoff ich mal, dass du nie so einen Partner triffst ;-)
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