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THEMA: Was tun nach Sturz im Klettersteig?

Was tun nach Sturz im Klettersteig? 31 Dez 2019 12:02 #1

Hallo,

ich habe in den letzten Tagen viel über Klettersteige gelesen, da ich im kommenden Jahr einige begehen möchte. Auf eine Frage konnte ich bis jetzt aber keine Antwort finden:

Was tut man, nachdem man im Klettersteig abgestürzt ist?

Man hängt ja dann in seinem (jetzt nicht mehr verwendbaren) Klettersteigset. Angenommen, man hat keine Verletzungen davongetragen, wie kommt man wieder hoch zum Stahlseil?

Vielen Dank im Voraus für eure Antworten!
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Was tun nach Sturz im Klettersteig? 02 Jan 2020 12:03 #2

Ich führe immer eine Repschnur mit, 6 mm x 2 m lang, damit ich in solch einem Fall eine Triitschlinge zum Aufsteigen mittels Prusik bauen kann. Dann würde ich den kürzesten Weg aus dem Steig nehmen und das Steigset austauschen. Je nach schwere der Verletzungen...


Gruß LM
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Was tun nach Sturz im Klettersteig? 03 Jan 2020 18:20 #3

  • Srajachjung
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Ja, Hallo ! Willkommen im Forum !

Ich habe mir dieses Szenario auch schon durch den Kopf gehen lassen ! Auf viel Erfahrung anderer wirst du wohl nicht stoßen, aus den verschiedensten Gründen: :unsure:

1. Beim Klettersteigen ist der Sturz ein Unfall, da ein Klettersteigset nur eine Notfallsicherung darstellt und ein Sturz möglichst nicht erfolgen sollte, da er in der Regel mit mehr oder weniger schweren Verletzungen einher geht. Daher sollte man dies möglichst erst gar nicht erleben.
2. Das man nach einem Sturz sehr weit vom Stahlseil landet, ohne es mit den Händen erreichen zu können setzt voraus , dass man über ein Set mit Fallbandbremse verfüg und so stürzt , dass die Bremse voll ausgelöst wir. Bei Set`s neuester Bauart sind das maximal 2,40 Meter plus der Länge, der dann voll ausgedehnten , elastischen Klettersteigäste. Dies wiederum bedingt in der Regel eine ungebremsten Fall aus mehr als 5 Metern Höhe.
3. Das Stahlseil müsste an der Sturzstelle eher quer von oben nach untern oder stark überhängend
verlaufen , da bei einem senkrecht von oben nach unten gespannten Seil man dieses eigentlich wieder greifen können müsste.

Ich glaube daher, dass es allein aus den dann resultierenden Verletzungen, dem Schock durch den Sturz usw. es schwer sein dürfte, sich aus einer solchen Lage selbst zu befreien.
Klettersteiggehen beinhaltete bis zur Entwicklung der neuen Set`s stets das Risiko, schwerste bis tödliche Verletzungen , bei einem ungebremsten Sturz aus ca. 5 Metern Höhe ( bis zum nächsten Wandanker ) zu erleiden.
Ob die neuen Set`s dies , wie von den Herstellen versprochen wirklich vermeiden können, weiß ich nicht und bezweifle es .

Fazit: klettern bis zur persönlichen Fallgrenze, wie z.B. in der Kletterhalle beim toprobe Sichern möglich , ist im Klettersteig keine Option.
Da hilft nur : einfach beginnen , sich langsam mit zunehmender Erfahrung höheren Schwierigkeiten zu nähern, möglichst nicht alleine gehen. Wenn man noch unerfahren ist nur Schwierigkeiten anzugehen, denen man sich vollständig gewachsen fühlt. Absolut sicheres Beherrschen aller Sicherheitskomponenten .

Hier im Forum hatten wir schon mal ein ähnlichen Thread:

klettersteig.de/forum/klettersteigde-col...-das-klettersteigset

Liebe Grüße, Christian ;) :)
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Was tun nach Sturz im Klettersteig? 07 Jan 2020 16:15 #4

Hallo Zusammen,

gebe Christian in allen Punkten Recht!
Eine Situation ist mir jedoch persönlich schon begegnet( ZimsWasserfälle )und kann bei jeder Seilbrücke passieren.
Viel "rumgehampel" /Videos für fazebock und Ähnliches und schon ist es passiert.
Nun hängt Derjenige gefühlte 4,5 Meter unter dem rettenden Seil, wo er hoffentlich an beiden Karabinern gesichert ist.
Da braucht es Ruhe und eine Reepschnur und das Können, den Prusik anzuwenden.

Ansonsten bleibt nur der Notruf und es werden einige die Rettung filmen :(
Deshalb auch s. Fazit Christian, die meisten Unfälle erfolgen durch Selbstüberschätzung oder Unachtsamkeit.

VG Jens
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Was tun nach Sturz im Klettersteig? 08 Jan 2020 02:27 #5

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Hi Jens, ich hab noch nie versucht, mit einer Reepschnur an Bandschlingenmaterial (KS-Set) zu prusiken. Ob das wohl zuverlässig klemmt?
Meine vorbeugende Maßnahme: ich hänge auf Seilbrücken zusätzlich meine 60cm Kurzfixierung in ein Seil. Das ist dann wie im Hochseilgarten, wo man ja auch ohne Bandfalldämpfer unterwegs ist. Auch ist mir die Vorstellung zuwider, dass ich beide Lastarme vom KS-Set in V-Form vor mir einhänge, dann womöglich stürze und mit Hals oder Kinn im V hängenbleibe :unsure:
If I'd be any cooler, I'd be shitting ice cubes! (James Paul Czajkowski)
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Was tun nach Sturz im Klettersteig? 08 Jan 2020 09:16 #6

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joecool schrieb:
Hi Jens, ich hab noch nie versucht, mit einer Reepschnur an Bandschlingenmaterial (KS-Set) zu prusiken. Ob das wohl zuverlässig klemmt?
Meine vorbeugende Maßnahme: ich hänge auf Seilbrücken zusätzlich meine 60cm Kurzfixierung in ein Seil. Das ist dann wie im Hochseilgarten, wo man ja auch ohne Bandfalldämpfer unterwegs ist. Auch ist mir die Vorstellung zuwider, dass ich beide Lastarme vom KS-Set in V-Form vor mir einhänge, dann womöglich stürze und mit Hals oder Kinn im V hängenbleibe :unsure:

Jepp ! Die Rastschlinge !! Ich persönlich finde, dass ist die effektivste vorbeugende Maßnahme gegen Stürze beim Klettersteiggehen ! Bei K.S. schwerer als D führe ich oft 2 davon mit, eine mit einem konventionellem HMS-Karabiener für die Sicherheit, einen zweiten mit einer 90 cm Bandschlinge und einem jet-lock Karabiener zum schnellen Abfangen von Stürzen, oder zum sichern auf Einseilbrücken oder lagen E-Querungen, wie z.B. am Leonganger Süd K.S. :)

www.youtube.com/watch?v=bpt56nNLdZw

L.G. Chris
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Was tun nach Sturz im Klettersteig? 08 Jan 2020 11:00 #7

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Also persönlich finde ich, dass gerade bei einem Sturz auf einer Seilbrücke kein Reichweitenproblem zum Erreichen des Drahtseiles auftritt,
da der Sturz nicht hoch genug ist und das gespannte Drahtseil der Seilbrücke so nachfedert, dass der Bandfalldämpfer wohl kaum auslösen wird.
Die Länge des KS-Sets ist auch selten größer, als die Reichweite der Arme (ausser bei wirklich kleinen Personen.
Hat man erst mal das Drahtseil gefasst, hat man auch schnell wieder die Füße auf dem untersten Drahtseil.

Ansonsten stimme ich insbesondere Christian zu, dass man wohl mit schwersten Verletzungen bei dem eher wahrscheinlicheren Wandkontakt zu rechnen hat.
Die Selbstrettung - egal, wieviel Kraft man ursprünglich besitzt - dürfte dann durch sehr wahrscheinliche Knochenbrüche extremst schwer bis unmöglich werden.

Einen Sturz in einen Überhang, nach dem man dann frei hängt, ist noch das Günstigste, was einem bei einem vollen Sturz in's KS-Set passieren kann.
Dann kämen die eventuellen Prusikmethoden zum Einsatz. Da iich diese aber noch nicht anwenden musste, habe ich damit aber auch keine praktische Erfahrung.
Nur kurze Tests am Klettersteil in der Halle.

Ein weiteres Problem, wenn man nach einem Sturz etwas länger im Set hängt, ist der Orthostatische Schock, das Hängetrauma.

Gruß, Markus
Der Mensch plant und Gott lacht...
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Was tun nach Sturz im Klettersteig? 24 Mai 2020 12:08 #8

  • sevo
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An Stellen, an denen man wirklich UNTER dem (dort offensichtlich horizontalen) Stahlseil zu hängen kommt, wird man sich meist nur gering bis nicht verletzen. Oft löst da der Bandfalldämpfer gar nicht aus, dann ist es bloß eine Geschicklichkeitsfrage, ob man sich wieder ans bzw. aufs Seil stellen kann. Und selbst wenn das Band ausgezogen wird, könnte man sich selbst bergen, wenn man weiß wie - ein paar Karabiner, zwei Prusikschlingen oder Tibloc sowie eine Fußschlinge sind eigentlich alles, was man braucht, um einen kurzen Aufstieg am Seil (bzw. genaugenommen Band) zu machen. Ansonsten auf den nächsten Kletterer waren, dass der einen hochziehen hilft, oder in einer einsamen Situation die Bergwacht rufen.

Übler wird es an vertikalen Seilen, da ist man bis zum nächsten Anker die meist weder glatte noch weiche Wand lang gefallen und wird mit Prellungen, Schürfwunden oder Brüchen rechnen müssen - da ist man dann zwar mehr oder weniger nah am Seil, aber kann so oder so nicht mehr weiterklettern...
Letzte Änderung: 24 Mai 2020 12:15 von sevo.
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Was tun nach Sturz im Klettersteig? 10 Jun 2020 10:09 #9

Ich würde das Pferd mal von der anderen Seite aufzäumen. Anstatt mir Gedanken drüber zu machen, was ich nach einem Unfall tun kanne, würde ich mich fragen, was ich machen kann, um ihn zu verhindern.

Klar, man sollte der Möglichkeit solcher Unfälle zwar bewusst sein, kann aber technisch vorsorgen, um die Konsequenzen gering zu halten. Bei schwierigen Passagen in der Horizontalen oder bei Unsicherheit auf Seilbrücken sorgt eine Rastschlinge (idealerweise verstellbar- Eigenbau mit Kong Duck oder Slyde oder Petzl Connect Adjust) für Sicherheit im Falle eines evtl. Abrutschens.

In der Vertikalen kann ich gar nicht bis zur nächsten Sicherung fallen, da ich meinen Skylotec Rider immer mindestens auf Oberkörperhöhe habe und damit im Fall der Fälle nur eine kurze Strecke fallen kann, bis ich gehalten werden.

Solange solche Sicherungen nicht dazu führen, dass man sich auf Strecken wagt, die mit dem eigenen Können nicht kompatibel sind, stellen die einen enormen Sicherheitsgewinn dar. Mir ist daher - außer bei absoluten Könnern - rätselhaft, wie man drauf verzichten kann.

Bei einer Fallhöhe von 4m beträgt die Geschwindigkeit beim Erreichen der Sicherung 32 km/h und selbst bei 2 m schon 22 km/h. Wie das ausgeht, wenn man mit einer solchen Geschwindigkeit mit dem Bein auf einen Felsen oder einen Metallbügel aufschlägt, kann sich jeder vorstellen.
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