Hallo alle miteinander,

ich bin ganz frisch hier und ich hoffe, dass ich meine Frage an der richtigen Stelle platziert habe. Ansonsten gerne sagen und verschieben.

Also - ich habe im April einen Wochenendekurs beim DAKS besucht: Klettersteig gehen in den Kirner Dolomiten. Das hat mir unglaublich viel Spaß gemacht und ich möchte das gern vertiefen.

Nun habe ich mir bei einer Alpinschule in Oberstdorf einen 3-tägigen Einsteigerkurs herausgesucht und freue mich schon sehr darauf. Ein Kollege von mir wies mich jedoch daraufhin, dass der Steig am 3. Tag (Hindelanger Klettersteig) so gar kein Steig für Einsteiger sei und er sich wundert, dass der dabei sei. Habe daraufhin die Alpinschule angerufen und nochmal nachgehakt und die meinten, dass das am 3. Tag gar kein Problem sei - es wäre ja auch ein Bergführer dabei.

Ein wenig verunsichert bin ich nun aber dennoch, da ich im Internet sehr geteilte Meinungen zum Hindelanger Klettersteig gelesen habe.
Daher hier meine Frage in die Runde: kennt jemand den Steig und kann mir was dazu sagen, ob der für nen Einsteiger am 3. Trainingstag machbar ist??
Weiß ja nicht, was die Bergschule ggf. schon voraussetzt?

Habe bislang halt nur den kleinen Wochenendkurs sowie eine normale 1wöchige Hüttentour (reine Wanderung) als "Berg-Erfahrung" vorzuweisen (bin selbst nur ein MittelgebirgsTiroler)....der Reiseanbieter meint das reicht dicke, aber verunsichert bin ich jetzt trotzdem...

kann jemand was berichten?
Danke schon mal!!!

Viele Grüße,
Steffi

Hallo Steffi,

wenn es Dein erster Klettersteig wäre und Du ohne Begleitung gehen würdest, würde ich Dir ganz dringend abraten. Hier sind Teilstrecken ungesichert und ein Ausrutscher könnte fatale Folgen haben.
Sag dem Bergführer, dass er Dich ans kurze Seil nehmen soll und Du unsicher bist.
Dafür wird er bezahlt und gibt Dir das Gefühl der Sicherheit.
Ich habe auch so vor 20 Jahren angefangen bei einer Grattour im Kleinwalsertal ( Hochgehren-Schüsser-Hammerspitze ). Super finde ich, dass Du es nicht einfach mal so alleine probierst!!

Gruß

Hallo Steffi,

welche KS geht ihr denn in den ersten beiden Tagen?

Hallo Terry,

laut Beschreibung geht es am ersten Tag vormittags in den Klettergarten für erste Übungen am Fels, nachmittags zum Erlebnisklettersteig an der Kanzelwand und Tag 2 geht es dann auf den Salewa-Klettersteig am Iseler.

Dankeschön Bergsteiger...die Idee ist gut! Werde den Führer auf alle Fälle fragen, wenn es mir mulmig werden sollte. Hoffe nur, dass dann nicht alle 8 Teilnehmer auf die gleiche Idee kommen. Dann könnte es eng werden an des Führer's Seil...

Viele Grüße,
Steffi

Ich würde Dir für den Anfang den Mittenwalder Höhenweg empfehlen ( A / B ). Wie der Name schon sagt, ein Höhenweg, aber auch mit mannigfaltigen (eher leichten) Klettersteigpassagen verschiedenster Art versehen. Du bist teils auch schön ausgesetzt, da ist eigentlich alles drin; in für meine Begriffe leichter / anfängertauglicher Weise. Das war auch mein erster KS.
VG
Micha

Hi Micha,

danke für den Tipp, schaut gut aus! Hab mir grad mal ein paar Bilder und Beschreibung angesehen. Allerdings würde ich den dann erst gehen, wenn ich jetzt ein paar Mal mit Bergführer unterwegs war und mich sicher fühle.

Dann wird auch ein eigenes Klettersteigset angeschafft und ich würde mich mal an die ersten A/B Steige wagen. Aber das dauert noch ein bissel....probiere mich jetzt erst mal an dem Einsteigerkurs in Oberstdorf.

VG,
Steffi

scanline schrieb:
Hallo micha!

Dort wär sie aber allein (?) unterwegs.
Die drei tage mit bergfüher sind meiner ansicht nach der königsweg. Und mit dem salewa an tag 2 dürfte der hindelanger kein problem, aber zumindest gut abschätzbar sein.

Lg, markus

Ja, bin ganz bei Dir.
Häufigste Fehlerursache ich die fehlerhafte physische und/oder psychische Selbsteinschätzung!
Wer nervös ist, macht Fehler. Wenn sich jemdand nicht sicher fühlt und sucht sich auch für einen Wanderweg Unterstützung, dann ist das verantwortungsvolles Handeln. Denn es ist egal, wie gut oder auch schlecht Du technisch bist, solange Dein Handeln innerhalb/unterhalb Deiner Möglichkeiten bleibt, machst Du alles richtig.

Hallo Steffi,
Markus13 schrieb:
Dem kann ich mich nur anschließen. Das sind Profis für deren Ruf nichts schädlicher ist als ein unzufriedener oder gar verletzter Kunde. Da ist man - niemand möge es missverstehen - im Zweifelsfall besser aufgehoben als bei dem noch so erfahrenen Kollegen/Freund/Bekannten der schon jahrelang auf Klettersteigen herumturnt und glaubt, den Anfänger mitnehmen zu müssen.

Ein wirklich verantwortungsvoller Bergführer wird Dir, nachdem er sich einen Eindruck von Deiner Leistungsfähigkeit verschafft hat, offen sagen ob Du die Tour machen sollst/kannst oder nicht. Und ein ganz ehrlicher (so einen haben wir hier in der DAV-Sektion) wird sich ggf. weigern mit einem Anfänger/Unerfahrenen eine Tour zu unternehmen.

Ich wünsche Dir viel Spaß bei dem Kurs und berichte uns bitte hinterher von Deinen Eindrücken.

Beste Grüße

Fattel

Hi zusammen,

vielen lieben Dank für eure Beiträge! Bin da ganz bei euch und froh, zunächst die sichere Variante gewählt zu haben.

Musste die letzten Tage ein wenig bangen, ob der Kurs zustande kommt, da sich neben mir für diesen Termin Mitte August nur 2 Personen angemeldet haben, die Tour aber eigentlich erst ab 4 Personen startet. Aber der Anbieter hat sich nun gegen einen kleinen Aufschlag dazu breitschlagen lassen, mit uns dreien zu gehen. Das ist dann natürlich echt Luxus, wenn die Gruppen sonst bis zu 8 Personen umfassen.

Daher bin ich guter Dinge, dass das hoffentlich ein erfolgreicher Kurs mit vielen tollen Eindrücken wird und wir viel lernen werden! Ich werde auf alle Fälle im Anschluss berichten!!

Viele Grüße,
Steffi

Ich war vorige Tage auf dem Hindelanger KS, und musste ich doch sehr wundern.
Ohne Kletterfähigkeiten hätte ich den wohl nicht unbedingt überlebt.
Mal eben 10-15m Abkletterei im 2er-3er-Gelände habe ich auf KS nie erlebt vorher.
Nur soviel dazu: Am nächsten Tag war ich auf dem Mindelheimer KS, der sehr viel leichter ist, aber auch unversicherte Stellen hat. Eine Frau ist dort 100m in die Tiefe gestürzt und als Gulasch geborgen worden. Ich musste das miterleben. Sie war übrigens Bergerfahren. Es geschah jetzt am 09.08.

Zurück zum Hindelanger. Als ich ihn beging, habe ich auch einen Trupp mit Bergführer und einer unsicheren Person an der kurzen Leine gesehen. Ich glaube der war mindestens so schwer wie der Bergführer, was schonmal schlecht ist.
Das geht sowieso nur solange gut, wie der Bergführer den Sturz abfangen kann. Sonst gehen beide über die Wupper. Übrigens auch in dem Fall, dass der Bergführer mal selbst ausrutscht, was auch icht ausgeschlossen ist. Euer Leben hängt an einem gemeinsamen Faden.

Ich will darauf hinaus, sich niemals allzu sicher zu fühlen (auch nicht mit Bergführern), sondern eher auf ich selber zu verlassen. Dabei Tipps von Bergführern anzunehmen, ist sinnvoll. Auch sich soviel es geht anzulesen. Wissen bildet nicht nur, in dem Fall rettet es mitunter den Hintern.
Ich habe mit Bergführern übrigens auch selbst schon schlechte Erfahrungen gemacht. Erst haben die uns bei drohendem Gewitter wider besseren Wissens in eine 10 Seillängen Tour geführt, dann kam das Gewitter mit schwerem Hagel, dann haben die uns im Schweinsgalopp runtergescheucht Abklettern im 2. und 3. Grad UIAA ohne Seil(!) im schweren Regen - runter runtger ruinter!! hieß es dann. Es gab einige Blessuren.
Will sagen, es sind auch nur Menschen. Und da gibt es solche und solche.

Ich schrieb es schonmal. Am besten fährt man mit einer geusnden Einschätzung seiner Fägkeiten und einem möglihst präisem Risikobewusstsein und Risikowahrnehmung, wobei beides Wissen voraussetzt.

Beste Grüße
Micha

Ich hätte es nicht besser formulieren können...Auch die Einschätzung zum Hindelanger teile ich zu 100%! Hier haben Anfänger und Kinder nichts verloren. Die ungesicherte Abkletterstelle im 2-3 Grad befindet sich nebenbei bemerkt auch noch im 1 Teil des Steigs, der ja überall als Schnupperrunde bezeichnet wird
Der Unfall am Mindelheimer ist tragisch und zeigt mal wieder die Unberechenbarkeit von alpinen Bergtouren auch bei entsprechender Erfahrung....

Hi Scanline,
hi Isaac,

ich danke euch für eure persönlichen Erfahrungen bzw. Kenntnisse zu dem Steig.
Kann nicht leugnen, dass mich das, was ihr da schreibt ziemlich erschrocken hat. Dass ein Klettersteig grds nicht frei von Gefahren ist, war mir klar... aber dass hier ein auch im Internet stellenweise als Anfängersteig empfohlener KS so krass ist...das macht mir Bauchweh.

Wollte auch noch gefragt haben, wo die Kletterstelle sich befindet, aber da war Isaac ja schon so nett. Direkt im 1. Teil - somit also keine Umgehungsmöglichkeit.

Hmm... ich rätsle gerade vor mich hin, warum eine Bergschule dann einen solchen KS direkt im Einsteigerkurs geht?

Kann mir einer von euch erläutern, was genau das heißt mit 2./3. Grad? Wie muss ich mir das vorstellen? Und bestünde da nicht evtl. die Möglichkeit, dass der Bergführer einen a) sichert oder b) man sich dort evtl. abseilen kann?

Puuh... ich frage mich gerade, warum ich nicht doch einfach eine Wandertour gebucht habe..

Hallo Steffii,
ich habe bis zum Ende des seeeehr labngen Klettersteigs ungesichrte Stellen, auch zum Abklettern vorgefunden.
Den als B/C zu kennzeichnen, wodurch sich Anfänger eingeladen fühlen könnten, finde ich schon ambitioniert.
Übrigens ist es so, dass ich die versicherten Stellen als sehr willkürlich empfunden habe. Man sollte ja meinen, dass nur die gefährlichsten oder schwierigsten Stellen versichert sind und den Eindruck gewinnen, dass keine Absicherung autom. gefahrrarm oder -frei bedeutet. Mit nichten!
Aber das erlebe ich auf nahezu allen Klettersteigen. Du darfst Dich grundsäztlich auf NICHTS verlassen.

Als Faustregel würde ich setzen: je südlicher Du kommst, umso haarsträubender der Umgang mit der Sicherheit.
In Italien habe ich schon Sachen erlebt... man man.
Im Zustieg zum Ferrata dei Finanzieri haben die Sprengungen durchgeführt, ohne diesen zu sperren, und ohne Vorankündigung - halleluja!
Nett gegrüßt haben se wohl, aber nicht gesagt, dass es gleich Booom macht. 10 Min später im Klettersteig dann die Detonation:
www.youtube.com/watch?v=ltmImjDcFKE&inde...XxkrjEw-e7_Y1sGk-dPO

Also nochmal: Als Anfängerin könnte ich Dir diverse für Dich geeignete Klettersteige empfehlen. Der Hindelanger gehört ausdrücklich NICHT dazu, auch nicht mit Bergführer (trau schau wem). Eigentlich reicht auch ein Klettersteig erfahrener, verantwortungsvoller und Wetterkundiger Mensch, der Dich auch mental an die Hand nimmt und sich gut auf Dich und Deine körperliche und mentale Verfassung einlässt und Dich Stück für Stück behutsam heranführt, in DEINEM Tempo.
VG
MIcha

Hier mal ein typisches Beispiel vom Hindelanger Klettersteig...1 Teilabschnitt
Wir bewegen uns hier auf dem Bild irgendwo zwischen dem 1-2 Grad ohne Seilsicherung. Leider habe ich kein Foto gefunden was die Abkletterstelle im oberen 2 Grad zeigt. Es handelt sich um eine ca. 5 Meter Steilstufe mit einer Breite von ca. 1,5 Meter . Man hat zwar etwas Spielraum und viele gute Trittmöglichkeiten, jedoch geht es seitlich hunderte Meter tief in den Abgrund. Ein Fehltritt oder ein Abrutschen wäre tragisch. Leider ist das sehr häufig der Fall auf der insgesamt 3-4 Stunden Gradüberschreitung. Verglichen mit anderen Überschreitungen (Mindelheimer, Innsbrucker, Mittenwalder) ist diese einer der gefährlicheren.
Ein sehr erfahrener Klettersteiggeher oder auch Bergwanderer wird hier trotzdem keinerlei Probleme haben und insgesamt betrachtet muss man auch sagen, dass die eigendlichen Klettersteigpassagen sehr wohl anfängertauglich sind (sagte ich ja bereits).

Ich verstehe einfach nicht, warum man solche Kurse (die ja eigendlich gar nicht so falsch sind) nicht auf einem von aberhunderten komplett seilgesicherten Steigen durchführt!?

Vielleicht weil der Veranstallter durch spektakuläre Megaevents den hohen Preis für den Kurs rechtfertigen will.