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THEMA: Was mir in letzter Zeit auffällt ...

Was mir in letzter Zeit auffällt ... 03 Feb 2014 13:01 #1

  • Maulwurf
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In letzter Zeit fallen mir verstärkt "Steige" auf, die sich offensichtlich darin erschöpfen 5m Schrofen per Stahlseil behindertentauglich zu machen. Als Beispiele nenne ich mal den Rauher-Kopf-Steig oder den Rabenkopfsteig. Der Traithensteig ist auch so ein Kandidat. Warum zur Hölle müssen ein paar Meter griffiger, solider und gut strukturierter Fels mit Unmassen von Stahlseil und Krampen eingenagelt werden? Damit auch Kinderwagen da hoch kommen?

Ist das jetzt ein Trend? Auf den oben gennanten Bergen war ich Anfang der Nuller Jahre unterwegs, und ich bin überall hoch und wieder runtergekommen, ohne ernsthafte Schäden an Leib und Seele. Halt, einen Schaden an der Seele hab ich durchaus genommen: Die Sucht, Fels zu berühren, ist gekommen. Und mit dem Können in Schrofen ist zumindest bei mir auch gleichzeitig die Lust auf grössere Unternehmungen gestiegen. Diese kleinen Kletterstückchen haben mir einiges an Erfahrung, Können und Selbstvertrauen gegeben. Wer an solchen Stellen ein Stahlseil oder Krampen braucht, wie will der an einem richtigen Klettersteig mit senkrechten Felsen jemals bestehen?
OK, ich versteh schon, der ruft dann die Bergwacht, dazu ist sie ja da ... Und irgendwann kommt dann die Rolltreppe auf die Benediktenwand, damit es nicht so geführlich ist mit Sicherungsschlaufen ...

Sorry, aber ich muss meiner Verzweiflung einfach irgendwie Luft schaffen. Oder sehr ihr das anders? Bin ich ob des permanenten Rückbaus der Felswände schon überempfindlich und diese Pseudo-Steige haben ihre Berechtigung?
Die meisten Menschen [..] erleben die Natur als enttäuschende Umsetzung von TV-Eindrücken oder als Bedrohung.
Hans Lozza, Wanderführer durch den Schweizer Nationalpark
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 03 Feb 2014 14:37 #2

  • Markus13
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Hallo!
Nun, die (zeitliche) Tendenz dazu ist mir noch nicht aufgefallen. Was aber mein Mangel an "Dienstjahren" als Bergwanderer und Klettersteiggeher erklären könnte.
Allerdings fallen mir gografische Unterschiede auf, welche mich besonders in meinem Bundesland ärgern:
Während 'in den Bergen' ein ungesicherter ausgesetzter Pfad ein solcher bleiben darf (dachte ich bis eben), neigt man in flacheren Bundesländern dazu - wie z. B. hier im Saarland - jeden etwas steileren Hang entlang eines Weges mit einem Geländer zu versehen.
Zwei Erklärungsversuche zu Deiner Frage könnten sein, dass sich entweder die betreffenden Gemeinden durch politische Korrektheit vermeintlich zu einem fast 'barrierefreien' Gebirgspfad gezwungen sehen
oder dass die Anbringung eines Drahtseiles zu einer Erwähnung im ein- oder anderen Klettersteigforum führt, was wiederum als Werbung für die Region dienlich sein könnte.
Eine dritte Erklärung könnte vielleicht sein, dass Beschwerdebriefe nicht trittsicherer Wanderer an die jeweilige Gemeinde, wie gefährlich dieser oder jener Pfad sei, einen gewissen Druck aufgebaut haben.
Ich weiss, alles etwas hanebüchen, aber selbst wenn man einen wirklichen Grund dafür rausbekommt, kann der auch nicht viel logischer sein.

Als jemand, der Klettersteige mit gefährlichem ungesichertem Absturzgelände nach Möglichkeit meidet, kann ich jetzt nicht gerade mit der Saubölle reinschlagen, aber ein weiterführendes Beispiel für unsinnige Drahtseilinstallationen (ausgenommen vielleicht das Geländer am Gipfel) wäre für mich z.B. der Rabenack-Steig, bei dem man sich mit KS-Set schon recht blöd vorkommen kann.

Was mich aber auch interessieren würde ist, was Du mit dem permanenten Rückbau von Felswänden meinst.
Ich bin bisher noch nicht auf das Thema aufmerksam geworden.


Gruß, Markus
Der Mensch plant und Gott lacht...
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 03 Feb 2014 17:32 #3

  • Maulwurf
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Zumindest dass mit den Beschwerdebriefen halte ich für sehr realistisch. Jeder Depp, der sich seinen Sonntagsschuh mit einem Kieselstein zerkratzt kann die entsprechende Gemeinde verklagen. Von einem Kratzer an der Hand gar nicht zu reden ...
Und die Sache mit der Werbung denke ich ist auch nicht so ganz unrealistisch. KS-Gehen boomt schließlich ...

Was ich mit dem "permanenten Rückbau von Felswänden" meine ist genau dieser "barrierefreie" Umbau von Schrofen und Felswänden. Während ich wie gesagt früher durch das Besteigen geneigter und gut gestufter Felsen bis 5 Meter Höhe (mit ein wenig Luft unterm Hintern) ganz einfach Übung bekommen habe, wird heute aus jedem Stückchen Fels gleich ein "Steig" mit kiloweise Eisen. Hauptsache man muss den Fels nicht mehr berühren *Natur - igitt*
Als nächstes werden künstliche Griffe geschlagen, dann werden für Menschen ab 80 noch ein paar leichter zu erreichende Stufen geschlagen .. Ihr lacht, aber ich seh das kommen.
Und gleichzeitig ist der Übungseffekt fort. Keinerlei Möglichkeit mehr, sich an Fels zu gewöhnen, zu lernen Felsstrukturen zu lesen, aber dann ins schwerere Gelände meinen gehen zu müssen und sich gehörig wundern ...

Ich reg mich schon wieder auf :whistle:
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Hans Lozza, Wanderführer durch den Schweizer Nationalpark
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 04 Feb 2014 14:06 #4

  • kletterkiki
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Maulwurf schrieb:
... per Stahlseil behindertentauglich zu machen...

Bitte mal hier schauen: www.ruhrnachrichten.de/leben-und-erleben...derer;art359,2019071

Rechts und links ein Geländer, sicher ist sicher!
"Ich wurde oft falsch verstanden. Häufig unternahm ich Dinge, die für andere eine Provokation waren."
Walter Bonatti (1930-2011)
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 04 Feb 2014 20:21 #5

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Das Zunageln dieser Schrofen scheint mir ein Trend zu sein, der sich auf leicht erreichbare Ziele beschränkt. Vermutlich soll dies dazu dienen, für die Talorte ein größeres Angebot an Wanderzielen zu schaffen. Und die Seile sind natürlich nötig, um möglichst nicht in die Haftung zu fallen.

Echte Bergsteiger werden wohl - wie so oft - gezwungen sein, sich andere Ziele zu suchen, welche bestimmt auch weniger frequentiert werden. Davon gibt es zum Glück noch relativ viele, solange nicht irgendwelche Diktatoren wie in Russland oder Nordkorea Neuerschliessungen planen:

www.rodong.rep.kp/en/index.php?strPageID...1-01-0002&chAction=L

Das am 1. Januar 2014 neu eröffnete Skigebiet, das sich Kim-Jong-Un gegönnt hat. In 4 Jahren wird Nordkorea die Olympischen Spiele des Kriegsgegners dominieren. :lol:
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Letzte Änderung: 04 Feb 2014 20:25 von BLR.
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 04 Feb 2014 22:36 #6

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kletterkiki schrieb:
Maulwurf schrieb:
... per Stahlseil behindertentauglich zu machen...

Bitte mal hier schauen: www.ruhrnachrichten.de/leben-und-erleben...derer;art359,2019071

Rechts und links ein Geländer, sicher ist sicher!

Naja, wurde ja schon 1919 errichtet. Aber schön is trotzdem was anderes.
Des is fast wie an der Alpspitz. Wennst da jeden Trittbügel und jedes Seil mitnimmst, bist bestimmt zwei Tage nur mit dem Aufstieg beschäftigt. Dann musst in der Wand, und aufm Gipfel biwakieren.
Würd ja gern mal die Blicke der anderen KSler sehen, wenn man da mitten drin ein Portaledge hängen hat. :woohoo:
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 05 Feb 2014 17:34 #7

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Trotzdem, das hier ist doch wohl schon fortgeschrittene Umweltzerstörung, oder?
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 05 Feb 2014 18:28 #8

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Maulwurf schrieb:
Trotzdem, das hier ist doch wohl schon fortgeschrittene Umweltzerstörung, oder?

Ein absolut uneingeschränktes JA!
Spätestens die Stahl-Treppe gehört in's Kuriositätenkabinett.
Ansonsten fehlen mir die Worte...
--

Zum Half-Dome-Beitrag von kletterkiki:
Ein wirklich einzigartiger Berg in einer phantastischen Landschaft - unglaublich.
Ich wusste bis gestern nichts von ihm.

'Dank' des Drahtseilgeländers geht dort aber leider wirklich jeder rauf.
Wegen des Gesamt-Zusammenhangs hier mal zwei Videos:
Man beachte die Steilheit in Video 1 bei 6:00min).
oder die Ameisenstrasse in Video 2 bei 5:32min.
(wegen der Körperhaltung der obersten Person glaube ich, der Blickwikel bei 5:44min ist manipuliert).

Gruß, Markus
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 05 Feb 2014 18:56 #9

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Das was die da gemacht haben am Half Dome ist m. E. eine Vergewaltigung dieses wunderschönen Berges... sorry... das ist ein Verbrechen an der Natur! Und diese Menschenmassen: Einfach schrecklich!!!!
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Letzte Änderung: 05 Feb 2014 18:57 von kletterkiki.
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 05 Feb 2014 19:56 #10

  • coolkohl
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Fehlt nur noch dass ein Kabel hochgezogen wird, dann könnte man ja 'ne Rolltreppe draus machen...
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 05 Feb 2014 20:54 #11

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Hier ein Video vom Half Dome "with cables down"

Weiß wer wie man diese letzten gut 100hm freigeklettert von der Schwierigkeit her bewerten müsste?


www.youtube.com/watch?v=tpDyyHOp8Ho
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 05 Feb 2014 21:11 #12

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Seh ich das richtig? Da hängen einfach so ein/zwei lange Stahlseile lose runter :woohoo: :woohoo: :woohoo: ?
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 05 Feb 2014 21:27 #13

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kletterkiki schrieb:
Seh ich das richtig? Da hängen einfach so ein/zwei lange Stahlseile lose runter :woohoo: :woohoo: :woohoo: ?

Im Winter bauen sie offensichtlich das Seilgeländer und die Tritthilfen ab, und es hängen nur mehr die langen Stahlseile... so weit ich das verstanden hab, sichern sich die beiden im Video per Prusik Klemmknoten am Stahlseil (der aber soweit ich weiß für Stahlseile nicht sicher ist)
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 05 Feb 2014 21:34 #14

  • kletterkiki
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ahhh ok... im Sommer "Warenhausrolltreppe" und im Winter "Tarzanliane"...
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Was mir in letzter Zeit auffällt ... 06 Feb 2014 00:43 #15

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tom77 schrieb:
... so weit ich das verstanden hab, sichern sich die beiden im Video per Prusik Klemmknoten am Stahlseil (der aber soweit ich weiß für Stahlseile nicht sicher ist)

Der sollte da eigentlich problemlos funktionieren, so n Stahlseil ist ja fast so fest wie ein Stock. Und lt. Wiki (de.wikipedia.org/wiki/Prusikknoten#Heim_und_Garten) hällt des da auch. Hab sowas auch schonmal an ner Metallstange getestet. Klappt wunderbar.
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