Hallo,
hier ein interessanter Auszug:
EXKURS: GEFÄHRLICHE FUN-KLETTERSTEIGE
Rasante Seilrutschen, schwindelerregende Hängebrücken,
superextreme Steilpassagen … auch beim stark
zunehmenden Neubau von Klettersteigen halten Funpark-
Elemente immer öfter Einzug in die Berge. Abgesehen
davon, dass Klettersteige früher eigentlich erbaut
wurden, um auch Nichtkletterern den Anstieg durch steile
Wände zu ermöglichen, stellen Flying Foxes, Seilbrücken
und Extrempassagen ein sehr großes Gefahrenpotenzial
dar. Der Bau spektakulärerer Klettersteige ruft anscheinend
immer mehr Menschen in Steilwände, die den dortigen
Anforderungen nicht gewachsen sind. Hier eine Liste
an tragischen Unfällen, zu denen es in den letzten Jahren
an solchen Klettersteigen leider gekommen ist, und die
keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:
Im Sommer 2000 stürzte ein 18-jähriger Schüler bei
der Benutzung der Seilbahn eines Klettersteigs am
Kanzianiberg (Kärnten) 30 Meter in die Tiefe und verstarb
noch an der Unfallstelle.
Im Sommer 2006 gab es in der Walliser Bietschi-
Schlucht 2006 vier schwere Unfälle mit einer sogenannten
Tyrolienne, wie Seilrutschen in der Schweiz
auch genannt werden.
Im Herbst 2009 verunglückte eine 27-jährige Frau am
Klettersteig Eggishorn (CH) tödlich. Bei der Benutzung
einer Seilrutsche wurde die Frau von der erreichten
Geschwindigkeit überrascht und prallte ungebremst
in die gegenüberliegende Felswand, an der das Seil
fixiert war. Die junge Frau verstarb noch an der Unfallstelle.
Auch am Flying Fox des Königsjodler Klettersteigs
(Hochkönig) kam es immer wieder zu Unfällen,
bei denen ebenfalls im Herbst 2009 sogar der Bergrettungshubschrauber
zu Hilfe gerufen werden musste.
Im August 2010 sauste eine junge Britin am Klettersteig
Gorge Alpine (Saas-Fee) eine Tyrolienne ungesichert
hinunter. Die Frau rutschte daher ungebremst
mit hoher Geschwindigkeit auf die gegenüberliegende
Felswand und verstarb.
Im Herbst 2011 entdeckten zwei Kletterer während ihres
Zustiegs zu einer Route an der Vorderen Karlspitze in Ellmau einen Flying Fox. Einer von ihnen fixierte an
seinem Hüftgurt eine Schlinge und klinkte seine Karabiner
in das Stahlseil, um über ein Bachbett zu gleiten.
Am Ende der Seilrutsche prallte er ungebremst an den
Baum, an dem das Seil fixiert war. Der Aufprall war so
hart, dass er sich einen Becken- und Oberschenkelbruch
sowie eine Handwurzelknochenfraktur zuzog.
Im Herbst 2011 stürzte ein Mann am neuen Fünf-Gipfel-
Klettersteig (Rofan) 70 Meter in die Tiefe und zog
sich dabei tödliche Verletzungen zu.
Auch nahmen im Jahr 2011 der Bergrettung Salzburg
zufolge die Unfälle in Klettersteigen insgesamt erheblich
zu. Ein Problem sei nach den Experten die erhebliche
Zunahme an Klettersteigen und deren Schwierigkeitsgrade.
Neue Klettersteige seien häufig darauf ausgelegt,
den Touristen einen besonderen Nervenkitzel zu bringen,
sodass bewusst auf „Rastorte“ verzichtet werden
würde. Der Trend, dass jede Gemeinde touristisch durch
einen besonders anspruchsvollen Klettersteig auffallen
möchte, sieht die Bergrettung Salzburg mit Sorge.
Der massive Neubau von Klettersteiganlagen führt nicht
nur zu einem höheren Gefährdungspotenzial, sondern
auch zu immer mehr verdrahteten Gipfeln und immer
fragwürdigeren Installationen. Spitze dieses „Stahlseilberges“
ist der 2011 eröffnete Gemmi Klettersteig oberhalb
von Leukerbad (Schweiz), der als „erster Erlebnisklettersteig
der Schweiz“ angepriesen wird.
„Der neue Steig (...) enthält auch diverse Elemente
eines Seilparks. (…) Zahlreiche nervenkitzelnde
Attraktionen erwarten den Besucher. Highlights sind
sicherlich die 65 m lange Seilbrücke oder die 20 m
hohe Drehleiter, welche sich um 540° dreht.“
Dem Werbetext der Betreiber ist eigentlich nichts
hinzuzufügen – außer, dass sich Mountain Wilderness
Deutschland dem Thema „Wildwuchs von Klettersteigen“
noch eingehender widmen wird.
Im Übrigen ist die ganze Broschüre lesenswert:
www.mountainwilderness.de/media/archive1...schuere_2012_web.pdf
Gruß
Anja