Ob die beiden Sologänger am Seeben Klettersteig und der vorgebliche Krankletterer an der Zugspitze tatsächlich Hasardeure sind oder nicht, wird zunächst mal nicht durch ihr Handeln, sondern durch ihre Motivation bestimmt, solange sie keine anderen Menschen gefährden. Da schließe ich mich gerne der Meinung von Wagnisforscher Prof. Dr. Siegbert Warwitz an:
„Hasardeure sind Leute, die das Risiko als Selbstzweck lieben und
nicht Werte über das Risiko hinaus zu verwirklichen suchen.
Hasardeure gehen Risiken ein, auf die sie nicht vorbereitet sind,
die sie nicht verantworten können, die sie nicht überschauen
oder einfach ignorieren. Nicht der, welcher Extremleistungen
vollbringt und Erstaunliches leistet, ist ein Hasardeur. Ein Hasardeur
ist vielmehr, wer sich mit Unvernunft sinnlos in Gefahren
begibt: Wer zum Beispiel im Hochgebirge schlecht informiert in
kurzer Hose in eine Schlechtwetterzone wandert; wie die Lehrer,
die mit ihrer Klasse, mangelhaft ausgerüstet, bei angesagtem
Wettersturz zum Hohen Göll aufstiegen und dann einen gefährlichen
Hubschraubereinsatz notwendig machten. Solche Leute
sind Hasardeure. Bergsteiger müssen ein solches Verhalten
anprangern – und Hasardeure in ihren Reihen, wenn schon nicht
ausgrenzen, so zumindest nicht hofieren. Wenn das Bewundern
minderwertiger Mutleistungen wegfiele, würde das Hasardieren
schnell unattraktiv.“
Prof. Dr. Siegbert Warwitz im Interview mit Andi Dick, dem Chefredakteur des DAV-Magazins Panorama. Der Artikel erschien unter der Überschrift „Recht auf Risiko“ in der Zeitschrift bergundsteigen 3/11, S. 40-46
Das vollständige Interview kann man unter
bergundsteigen.at nachlesen.
sonnige Grüße von joecool