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THEMA: Schweiz (Frankreich) Urlaub Herbst 2016

Schweiz (Frankreich) Urlaub Herbst 2016 14 Jan 2017 14:19 #1

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Versprochen ist Versprochen...
Wenn auch spät habe ich mich nun dazu entschlossen den Urlaub von letztem Jahr ein wenig zusammenzufassen.
Aus privaten Gründen wäre dies leider eher nicht möglich gewesen. Aber ich denke gerade zur jetzigen Jahreszeit, wo alle Stahlseile unter Schnee und Eis begraben liegen, macht es besonders Spass solch einen Erfahrungsbericht zu lesen. ;)
Ich werde immer einen Tag (jeweils 2 Klettersteige) posten, es kann vorkommen das ich einen Bericht auch mal erst eine Woche später poste, mal schauen...

Zur Vorgeschichte

Geplant war eigendlich ein Kletterurlaub in der Region Wilder Kaiser inkl. 1-2 Touren mit unserem Forumskollegen "Bergsteiger" zusammen, der dort gerade zufällig auch Urlaub machte. Doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Kurzerhand entschloss ich mich dazu in die Region Genfer See zu fahren um dort im äußeren Zipfel der Schweiz ein wenig mehr Wetterglück zu haben. Bei Ankunft blieb die Sonne leider trotzdem hinter dichten Wolken versteckt, doch trocken war es allemal. Und nun ran ans Eisen...


"Via ferrata du Belvedere" -C/D-

Für den Anreisetag wählte ich erstmal einen relativ kurzen Steig, wo sich auch An und Abstieg in Grenzen hält. Ziel war es hauptsächlich ersteinmal und zum ersten Mal Kontakt mit dem franz. Klettersteigstil aufzunehmen um ein wenig Erfahrung auf dem Gebiet Schwierigkeitseinschätzung zu sammeln. Soviel schonmal vorab...Eine sehr gute Wahl dieser Steig.

Wie fast immer hatten wir den Spass für uns alleine, weil ich mich wieder einmal dazu entschieden habe zu einer Uhrzeit einzusteigen, wo viele noch die Butter von ihrem Brot kratzen. Vom nicht gerade leicht zu findenden Parkplatz ging es dann in ca. 5 Geh min. zum Einstieg den wir um halb 8 morgens erreichten.
Eisen-Eisen-Eisen :laugh: Mich mich als alter Dolokletterer echt gewöhnungsbedürftig. Ich glaube das erste Mal das ich ein Stück Fels berührt habe war um ca. 8:15 Uhr auf einer Gratpassage die wir zum Rasten nutzen.

Den zuvor gekletterten Klammer-Überhang relativ weit unten (siehe Bild) empfand ich für eine C/D Passage eher einfach. Doch das darauffolgende umsteigen von der Seilbrücke auf den Felsvorsatz war recht knackig und nach meiner Einschätzung eher die Schlüsselstelle des Steiges. Ganz nebenbei bemerkt hielt sich die Ausgesetztheit sehr in Grenzen, da es doch grötenteils über Blöcke ging. Hat man dies dann aber geschafft gehts simpel und zügig nach oben weiter. Leider empfand ich das Ganze ab der Mitte ein wenig eintönig, sodass ich mich größtenteils auf die mit Wolken behangene Landschaft konzentrierte.

Im Nu waren wir oben und nahmen dann auch den ersten Ausstieg, da ich nach dem Topo zu urteilen das letzte Stück als nicht mehr lohnend empfand. Der Abstieg war einer der kürzesten meiner Klettersteigära. Ich glaube mehr wie 10 Min. haben wir nicht benötigt.
Alles in allem ein guter Einstiegsklettersteig zum warm werden den man mal eben so im Vorbeifahren mitnehmen kann. Aber auch ein guter Einsteigerklettersteig für Leute die schon ein klein wenig Erfahrung haben und sich jetzt nach oben arbeiten wollen.


Da es noch früh war und wir erst um 15 Uhr im Hotel einchecken durften, konnte ich mir einen kurzen Abstecher nach Champery vor dem Genfer See nicht verkneifen. B)


"Via Ferrata de Tiere" -D- (C/D)

Der Weg zum Einsteig zog sich etwas und durch den Gegenanstieg war das Ganze schon anstrengend bevor man den ersten Karabiner klickt.
Der Zustiegspfad am Bach kurz vor den ersten Versicherungen, war verdammt schlammig. :S Das sorgte für zusätzlichen Nervenkitzel.
Es ging los mit einer endlos langen Bachbettquerung die teilweise versichert ist, jedoch klettersteigtechnisch völlig uninteressant daher kommt.
Als Wanderer hätte ich jetzt meinen Spass gehabt...

Nun ja ca. 20 Minuten später steht man dann vor einem kleinen Wasserfall, mit einer zur linken Hand verlaufenden senkrechten Wandstufe die mit einer Reihe Bügel versichert ist. Der Clou: Die Bügel verlaufen diagonal nach Rechts aufsteigend und sind dank der Gischt komplett nass. Was sehr einfach aussieht, entpuppt sich beim Steigen als Herausforderung. Man steht quasi auf jedem Bügel und rutscht nach links weg. Mit viel Körperspannung und Armkraft muss man das Gleichgewicht halten und schafft es dann irgendwie diese 4 Meter zu überwinden. Ich will nicht sagen das die Stelle schwer zu klettern war (-C- ist schon richtig), aber sowas ist mir in der Form noch nicht untergekommen. (Im Bild nur noch der obere Teil der Diagonalen, von unten habe ich leider nur noch ein verschwommenes Bild mit Wasserspritzer)

Nach dem man die beiden Brücken überquert hat gehts erneut in ein unendliches Band welches das Wanderherz wieder höher schlagen lässt. Aber dann steht man unter der Headwall mit Blick auf die vermeindliche Schlüsselstelle, einem kurzen aber deutlichen Klammer-Überhang genau an der Abbruchkante zum nächsten Absatz. Hier beginnt das eigendliche Klettersteigvergnügen erst richtig. Der Überhang kostet schon 2-3 ordentliche Züge Armkraft, gerade beim Umlegepunkt. Gar nicht einfach, trotz der 5 Tonnen Eisenbügel die hier in die Wand geschlagen wurden und aufjedenfall mit C/D zu bewerten. (Bild Blick von Querung auf Überhangkante)

Danach wird es erstmal ruhig...man quert über Eisen die Wand und gelangt unten an die Ausstiegswand. Ungefähr 20 unspektakuläre Meter im -B- Gelände (laut Alpinverlag) trennen uns jetzt noch vom Ausstieg...
Denkste...
Denn jetzt gehts erst Richtig los! Völlig unerwartet verläuft das Seil so ungünstig von den Bügeln weg, dass diese Wand sich ganz klar zur Schlüsselstelle entwickelt. Ich musste teilweise meine Rastschlaufe einhängen, da ich irgendwie nicht mehr wusste wo ich mich jetzt festhalten soll ohne seitlich wegzukippen.
Ein wenig so wie unten beim Wasserfall nur diesmal länger und schwieriger. Mal nach links hin schwer mal nach rechts hin schwer ohne wirkliche Ruhepassagen.
Irgendwie ist es schwer diese Passage mit Worten zu beschreiben...muss man irgedwie selber erleben
Auf Bilder machen habe ich dann auch verzichtet. Hier war mir erstmal nur wichtig das ich heile hoch komme.
Das gelang mir dann auch und es reichte mir um den heutigen Tag abzuschließen. Meine Freundin hatte weniger Probleme mit der Schlusswand, dafür mehr am Wasserfall. Insgesamt stellt sich mir die Frage ob die Jungs vom Alpinverlag hier überhaupt wirklich geklettert sind oder ob es sich um einen Druckfehler im Buch handelt. Aber ein -B- kann ich da nicht erkennen. :side:
Der Rückweg gestalltet sich als sehr schön weil wir noch die Felsenprommenade mitgenommen haben. Hier nochmal danke für den Tipp!

Endfazit: Alles in allem eine gute Abendteuerrunde mit kurzem aber doch sehr schwerem Klettersteigspass, bei dem Geschick und Armkraft nicht fehlen dürfen.
Landschaftlich sicherlich ebenfalls sehr interessant, vor allem wenn man den Rückweg durch die Felswand nimmt.

Fortsetzung folgt...
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Schweiz (Frankreich) Urlaub Herbst 2016 14 Jan 2017 16:40 #2

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Tag 2...

Leider sieht der Wetterbericht für die Schweizer Bergwelt gar nicht gut aus und wir müssen uns zwangsläufig von unserem Hotel in Bulle Richtung Westen bewegen.
Frankreich war jetzt mal so gar nicht meine Welt, gerade was Steige angeht hatte ich weder Topos noch Infos über die Anlagen. Um erstmal in der Schweiz zu bleiben und sanft zu starten, fuhren wir zum Lac de Neuchatel in dessem Hinterland ein eigenartiger KS auf uns wartete.

"Via ferrata du Tichodrome" -C/D- (-C-)

Im Prinzip eher eine tolle spannende Wanderung mit einer einzigen lohnenden KS Stelle, aber dazu säter mehr... Den Steig hatten wir wie so oft ganz für uns alleine, was nicht zuletzt auch auf das Wetter zurückzuführen war.

Man quert quasi eine Stunde lang eine Wandniesche und bewegt sich immer nah am Abgrund. Die Idee die hier hintersteckt ist inovativ und schön ausgedacht, jedoch komisch umgesetzt. Man läuft erstmal ca. 30 Minuten lang gesichert auf einem Band unter der Felswand. Kletterpassagen sucht man eigendlich vergebens, doch zumindest die landschaftlichen Aspekte überzeugten einen dann doch zum weitererforschen.

Kurvig geht es durch den immer spannender werdenden Felstunnel bis man irgendwann auf die erste richtige KS Stelle trifft, die auch direkt die Schlüsselstelle markiert. Eine sehr gut abgesicherte ganz ganz leicht überhängende 3 Meter Querung zu einem Felsvorsprung. Hier bei uns mit C/D bewertet hatte ich schon zimlich Respekt vor der Passage.

Als es dann vorbei war wunderte ich mich ein wenig, denn ein -C- hätte mehr als ausgereicht. Man hat nie wirklich deutliche Rückenlage und das ganze wirkt wahrscheinlich nur so schwer durch die beiden Umhängepunkte in der Querung. Bei beiden steht man zwar nicht bequem, aber einmal kurz den Arm ums Stahlseil und die Schwerkraft ist besiegt. (Zur Abwechslung bin ich auch mal auf einem Foto :laugh: )

Hätte man auf diese Spitze verzichtet, würde sich der Weg als gesicherte Wanderung bestens eignen. Die Bandbreite der Besucher wäre deutlich größer und es kämen Viele in den Genuss dieses einzigartigen Bandsystems. Als KS´ler wünscht man sich natürlich deutlich mehr solcher tollen Klettereinheiten wie am Ende, was ebenfalls landschaftlich möglich gewesen wäre.

EndFazit: Für den Wanderer zu viel - Für den Kletterer zu wenig ...doch trotzdem irgendwie anders, irgendwie schön, und irgendwie spannend das Ganze. Ich bereue die weite Anfahrt von 100km keineswegs. :)


Wenn man dann schonmal kurz vor der französischen Grenze ist, verleitet es einen doch mal auf die andere Seite zu schauen... Trotzdem tat ich mich schwer einen KS zu machen bei dem ich kein Topo zur Hand hatte und nur wenige Infos die mir zumindest einen groben Rahmen gaben eine Endscheidung zu treffen.
Da wir ja zuvor nicht gerade stundenlang geklettert sind, hatte ich mir nun doch einen langen Steig gewünscht. Unsere Endscheidung ist dann auf den von dort aus nähsten jedoch auch schwersten gefallen.


"Via ferrata des echelles de la mort" -D-

Schon die Anfahrt zum Parkplatz war ein Abendteuer für sich. Immer wieder musste ich Felsbrocken von der 1 Autobreiten steilen Zufahrtstrasse entfernen, die mir sonst den ganzen Unterboden zerstört hätten.

Nach gefühlten 2 Stunden kamen wir in der Schlucht an. Ein unglaublich schönes wildromatisches Ambiente verzauberte uns vom ersten Moment an. Die Nachmittagsstimmung und die tiefstehende Sonne trugen auch noch dazu bei, dass die Vorfreude immer größer wurde. Sagte ich gerade "Sonne"? Ja, zum ersten Mal in unserem Urlaub schien sie was das Zeug hielt. Doch damit nicht genug...Die freie Parkplatzwahl brachte mich zu der Annahme wieder einmal einen Klettersteig nur für uns zu haben.
Beste Vorrausetzungen für einen tollen und erlebnisreichen Nachmittag... :silly:
Der Einstieg war bereits nach 2 Gehminuten erreicht und bot einen Einblick auf den Verlauf der Route. Da das Infoschild allerdings komplett in franz. Sprache geschreiben war, konnte ich nur anhand der Zeichnung, das ungefähre Ausmaß des KS erkennen. Es gab 3 Notausstiege (worüber ich schonmal sehr froh war), 2 lange Seilbrücken und 1 Seilrutsche. Der Einstiegsbereich erinnert schon stark an ein Affenhaus... :laugh:

Knackig und luftig, aber nie zu schwer (alles max. im -C- Bereich) verläuft die Route zunächst einmal vom Boden bis an die Spitze der ca 60 Meter hohen Klippe. Immer wieder sind verschiedene Fun Elemente aus Holz verbaut, die nie Langeweile aufkommen lassen. Kurz bevor man oben in die Querung der Klippe eintaucht gibts auch schon die erste Schlüsselstelle zu meisten. Eine 5 Meter steile leicht überhängende Verschneidung die zum Glück mit unzähligen Klammern bespickt worden ist. Hier brauchts schon einiges an Armkraft.

Oben angekommen hat man die Möglichkeit abzubrechen und über den 1 Notausstieg zu flüchten, denn es wird nicht gerade leichter im nächsten Abschnitt.(Hinterher weiß man es ja :) )
Auch hier gibt es wieder verschiedene Holzelemente zu meißtern, sowie einen kurzen aber starken Überhang, der dann schon eher in der Kategorie -D- einzuordnen ist. (Überhang oben im Bild zu sehen)

Auf der langen und extrem wackeligen Seilbrücke geht einem dann auch nochmal ordentlich die Pumpe. Hat mich ein wenig an die Seilbrücke vom Talbach KS erinnert. Ich empfand sie sogar noch ein Tick schlimmer. Das Schluchtpanorama mit der tief stehenden Sonne rückt jetzt immer mehr in den Vordergrund und veranlasst mich zur Prognose hier in der bis jetzt schönsten Klettersteigkulisse zu klettern, die mir bis hierher untergekommen ist.

Immer ausgesetzter geht es um Felsnadeln herum und schon bald erreicht man den 2 Notaustieg.

Wer hier nicht abbricht, den erwartet noch eine sehr spektakuläre Seilbrücke, die ihrem Vorgänger in Nichts nachsteht und ebenfalls extrem wackelig daherkommt.

Ist diese Hürde gemeißtert bleibt einem noch die ca. 25 Meter hohe Abschlusswand zum 3 Notaustieg. Hier befindet sich nochmal eine der schwierigsten Stellen im Steig. Es geht mit Hilfe von Holzelementen eine senkrechte bis leicht überhängende Wand hoch, der es ganz schön an Ausruhmöglichkeiten mangelt. Eigendlich waren bis hierher immer gute Standmöglichkeiten eingebaut, die das Umhängen sehr erleichterten. Diese fehlten jetzt aber und man musste noch mal Vollgas geben. Kann man eigendlich auch mit -D- bewerten. (Bild mit Schlusswand und senkrechter Hühnerleiter in der Mitte um Felsniesche zu umgehen)

Oben angekommen ging es in den letzten Teil des Klettersteiges, aber nur für den der das passende Zubehör für eine Seilrutsche dabei hatte. :P Wir waren also gezwungen den 3 Notausstieg zu nehmen, was mir meine brennenden Oberarme ebenfalls dankten.

Meine Freundin war restlos begeistert vom Steig und brachte dies auch auf dem 20 minütigem Absteigsweg zum Ausdruck. :woohoo:

Endfazit: Grandioses Klettersteigvergnügen im gehoben Schwierigkeitsbereich C bis D, dass keine Wünsche offen lässt. Die Funelemente sind sicherlich Geschmackssache und gehören für den ein oder anderen eher in den Wald als an die Wand. Mir haben sie Spass gemacht... Ebenfalls Spass gemacht hat mir die Tatsache das dies mein erster Steig war bei dem ich das Topo nicht kannte. Der Nervenkitzel und die Spannung dieser Route bzw. was noch alles auf einen zukommt, ist um einiges höher als die der Steige bei dem das Topo schon auswendig gelernt wurde. Ich kann nur jedem erfahrenden KS´ler ans Herz legen dieses Erlebniss im nächsten Urlaub vor Ort mitzunehmen!

Fortsetzung folgt....
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Schweiz (Frankreich) Urlaub Herbst 2016 14 Jan 2017 22:03 #3

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Schöne Beschreibung eurer Trails...chapeau!


Die des echelles de la mort fanden wir auch klasse...aber ich mag grundsätzlich die franz. Sportklettersteige...

Falls es interessiert:



Die Via ferrata du Tichodrome sowie die Via ferrata du Belvedere stehen definitiv auf meiner Planung in diesem Jahr...

Ich bin gespannt auf deine Fortsetzung :)

lg
Micha
Letzte Änderung: 14 Jan 2017 22:04 von Synthomesc.
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Schweiz (Frankreich) Urlaub Herbst 2016 04 Feb 2017 00:15 #4

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So, weiter gehts...

Nach diesem wunderschönen Erlebnis in Frankreich am Vortag hatte ich Blut geleckt und direkt mal die Frankreich Karte von unserer Seite Abends im Bett studiert.
Da sich das Wetter, auch an Tag 3, nicht zum Guten wante, blieb mir nichts anderes übrig als ein weiteres Mal über die Grenze zu fahren. Doch war es gar nicht so einfach 2 Touren zu finden, die Anspruchsvoll, aber nicht zu schwer erscheinen, und die zusätzlich noch nah beieinander liegen. Los ging es dann mit diesem Vertreter B)

"La via ferrata de la Roche du Dade" -C/D-

Ganz unscheinbar und verschlungen in einer hügeligen Landschaft zwischen vielen kleinen Dörfern, liegt dieser kleine Klettersteigpark. Direkt an der Hauptstrasse die vom Ort Morez aus nach oben führt, ist der Einstieg mitsamt KS Tafel. Die Parkmöglichkeiten sind sehr überschaubar :dry: Wenns hoch kommt haben 5 Autos die Möglichkeit direkt am Einstieg zu parken. Alle anderen müssen leider vom Ortskern aus hochlaufen (ca. 10 min)
Der Einstieg befindet sich in einem Steinbruch und gabelt sich direkt in eine doppelseitige optionale Seilbrückenpassage, die beim Überstieg von Brücke zu Brücke(hinten im Bild) schon ganz gut fordert, da man die komplette Diagonale leicht überhängt C/D.

Ist dies gemeistert heißt es, Geduld zu beweisen, denn nun kommt ein sehr eintöniges und brüchiges Teilstück im Schwierigkeitsgrad -B-, welches weder spannend zu klettern ist noch optische Reize bietet. Auf losem Geröll, unzähligen Stufen steigen wir empor bis zum Ausstieg aus dem Steinbruch. Hier beginnt der optisch schönere Teil des Steiges. Jedoch bleibt das Kletternivau noch weit hinter den Erwartungen. Wir durchschreiten einen kleinen Wald, wie immer durch loses Geröll und kommen an eine ca 20 Meter hohe Felswand. Nun wird es wieder ein wenig interessanter, denn hier lauert eine kurze Überhangpassage, die ebenfalls wie schon unten diagonal zu klettern ist, jedoch gefühlt einen Tacken leichter erscheint -C+-. (Bild Überhang von Oben)

Ist man oben wirds wieder geröllig...ehrlich gesagt ist mir das viele Geröll noch noch bei keinem anderen Steig so negativ aufgefallen wie bei diesem hier.
Immer mal wieder gibt es kurze Klettersteigstellen zu meißtern die nie den Grad B/C übersteigen, sodass man nach ca. 15 Minuten eine kurze aber extrem wackelige Ein-Seilbrücke erreicht. Genau in der Mitte dieser Seilbrücke ragt ein Baum aus der darunter liegenden Schlucht hervor. Ich habe das Gefühl, dass ich ohne mich an diesem festzuhalten , runtergefallen wäre :laugh: Das obere und untere Seil hat weniger Spannung als ne Spagettinudel. Leider hab ich kein Bild davon :side:
Danach gehts dann in den Endspurt, aber sowas von...
Man gelangt an einen Wandfuß mit einer riesigen leicht überhängenden Platte... Das schaut dann so aus:

Ca 10 Meter gehts hier mit Hilfe von Bügeln nach oben, bevor das Gelände sich wieder in die Gerade neigt. Definitiv Schlüsselstelle und kräftemäßig schon im oberen C/D Bereich zu sehen. Man muss ganze 3 Mal im Überhang umlegen ohne Ausruhen. Hier empfiehlt sich für alle Nicht Profis eine Rastschlinge. Ich bin zwar noch nicht die Schmugglerwand (D) geklettert, behaupte aber trotzdem mal anhand der Bilder, dass diese Passagen vergleichbar sind.
Nach kurzem A/B Geplänkel erreicht man auch schon den Gipfel und somit den Ausstieg. Wer hier eine grandiose Aussicht erwartet wird eher enttäuscht. Der Rückweg ist dann ebenfalls alles andere als Grandios. Ich weiß nicht ob es noch eine Alternative gab, aber wenn man nach Schildern läuft, findet man sich nach einem kurzen Waldpfad auf der gehweglosen Hauptstrasse wieder an der wir weiter unten unser Auto geparkt haben. In den kurvigen Bereichen wirds dann gefährlicher als noch zuvor im KS. Nach 25 min. hat man sein Auto erreicht und reist weniger vergnügt ab als an.

EndFazit: Kein richtig schlechter Steig, jedoch lohnt hier definitiv keine lange Anfahrt. Zum Mitnehmen im Vorbeifahren gut geeignet, wenn man schon ein wenig Vorerfahrung im KS Gehen hat. 3 bis 4 interessante Kletterstellen sind das Einzige was positiv in Erinnerung bleibt. Für KS Genießer, Fotosüchtlinge oder Naturliebhaber ist der Steig eher eine Beleidigung als eine Berreicherung :cheer:



Nun ist man 110km gefahren und stellt sich die Frage ob sich das wohl heute wirklich gelohnt hat... :whistle:
Ohne viel vorwegzunehmen, kann ich sagen: Ja, das tut es und es hätten auch doppelt so viel KM sein dürfen, denn was wir am Nachmittag erleben werden wird in unserer Klettersteighistorie ewig hervorstechen... B)

"Le Regardoir" -C-

Um ca. 14:30 Uhr erreichten wir den komplett leeren Parkplatz der Ferrata "Le Regardoir" am Lac de Vauglanz, einem türkiesfarbenden See, der seine volle Schönheit ausschließlich im Sonnenlicht preis gibt. Die Sonne blieb vorerst hinter einer dicken Wolkendecke verborgen, was uns allerdings zunächst nicht störte, da wir auf einem der urigsten Zustiegspfade unterwegs waren und all das geboten bekamen, was wir bei der Tour davor vermisst haben. :)


Völlig begeißtert und erwartungsvoll erreichten wir nach ca. 10 Minuten den Wandfuß, nicht weit entfernt vom Seeufer. Da ich von einem -C- Steig ausging, war ich eigendlich tiefenendspannt und wollte mich generell eher auf das schöne Seepanorama konzentrieren. Doch bereits nach 5 Min. und 3 Querungen wusste ich das daraus nichts wird. Hier ist ohne Ende Kraft gefragt und wer seine Raste nicht dabei hat, dem brennt nach 10 Minuten sowas von der Bizeps, erst Recht wenn im Steig viel los ist. Richtige Raststellen gibt es im ersten Drittel schonmal gar nicht. Man steht permanet auf irgendwelchen Eisen- Stiften/Sprossen/Bügel und muss sich mindestens mit einer Hand festhalten um in der dauerhaft senkrechten Wand nicht den Halt zu verlieren. Bereits hier sind 2-3 kurze C/D´s zu verbuchen . Der Rest ist größtenteils -C- aber nie leichter wie B/C. Ein Anfänger ist hier schon völlig überfordert und wird mit Sicherheit nach dem ersten Drittel den Notausstieg wählen.
Das Ganze spielt sich ganz nebenbei bemerkt noch zimlich Bodennah ab, was sich allerdings im weiteren Verlauf noch deutlich verändert.
Hier mal ein paar Eindrücke vom ersten Drittel:



Bereits nach diesem Drittel begann ich an der -C- Bewertung zu zweifeln und mir war schon ein wenig mulmig im Hinblick auf die Tatsache, dass da noch mal doppelt so viel kommt. Selbst meine sehr sportliche und zirliche Begleitung war der Meinung hier auf dem schwierigsten Steig zu sein, den wir in diesem Urlaub erleben durften.
Leider konnte ich mich gar nicht so recht auf die grandiosen Aussichten Richtung See konzentrieren. Doch im zweiten Drittel wurde es gefühl, bis auf eine Ausnahme, etwas ruhiger. Nach einer weiteren heftigen Schlüsselstelle, einer überhängenden Kante die man im Absteig! umrundet -C/D- (siehe Bild) gewinnen wir erstmals so richtig an Höhe.

Nun folgen ausnahmsweise zwischen den immernoch fordernden -C- Passagen kurze Bände auf denen man sich ausruhen konnte. Hier gelang es mir zum ersten Mal das Seepanorama ausgibig zu genießen. Nach kurzer Pause ging es dann auf die spektakuläre aber nicht schwierige Leiter, die trotz alledem nur für schwindelfreie Menschen zu empfehlen ist.

Auf dem nächsten Band darf man sich dann endscheiden, ob es im letzten Drittel noch schwerer und vor allem ausgesetzter werden soll, oder ob man auf gleicher Höhe mit wahrscheinlich gleichbleibender Schwierigkeit bis zu Hängebrücke weiterklettert.
Jetzt wo ich einmal vor Ort war wollte ich den krassen Überhang in die Variante Atletique wenigstens einmal versuchen. Nach 2 Ansätzen und 3-4 ordentlichen Klimmzügen gelang es mir tatsächlich und es gab kein Weg zurück :pinch:
Hier ist ein eindeutiges -D- angebracht und wäre die Stelle 2 Meter länger gewesen würde ich sogar zu D/E tendieren (ähnlich wie am Lehner Wasserfall)
(Hier ein Bild zur Verdeutlichung -das bin aber nicht ich- :laugh: )

Und das Ganze nochmal von der darüber liegenden Leiter fotografiert


Ich bin im Nachhinein echt Glücklich darüber diese Variante gewählt zu haben, denn
was darauf folgt ist einfach nicht mit Worten zu beschreiben...Es geht extrem ausgesetzt die senkrechte Wand entlang, wobei sich die Haupt-Schwierigkeit lediglich auf die Tiefblicke reduziert.
Nun lasse ich Bilder für sich sprechen...



Mit Gänsehaut gehts nun wieder eine Etage tiefer, wo wir wieder auf die "leichte" Variante treffen. Nach einer letzten knackigen Querung (ebenfalls C/D) kurz vor der Hängebrücke, hab ich dann meine letzten Kraftreserven vollständig aufgebraucht und war einfach nur froh das tolle Panorama auf dieser aussergewöhnlichen Konstruktion genießen zu dürfen.

Was für ein Erlebnis! :woohoo:
Nach lediglich 5-10 Minuten wunderschönem Abstiegsweg sitzt man wieder im Auto und kann sich vor Begeisterung kaum noch im Sitz halten. Die Handinnenflächen mit kleinen Blasen gepflastert und eine Unterschenkelmuskulatur die einem sagt: Keine falsche Bewegung, oder ich krampfe :laugh: waren hierfür der Preis...
Den bin ich jedoch jederzeit wieder breit zu zahlen, für ein Klettersteig, der für mich durch seine Einzigartigkeit außer Konkurenz ist.

EndFazit: Bravo Frankreich... das kann sich sehen lassen. Hier lohnt die lange Anfahrt allemal. Wer seine Rastschlinge im Gepäck hat und sich im Bereich der anspruchsvolleren Steige wohlfühlt wird hier nicht enttäuscht. Naturliebhaber, Fotografen und alle die, denen es nicht nur ums Eisen geht, ebenfalls nicht.
Ein Mustclimb! Von nun an mein Lieblingssteig :blush:


Aber... ich gebe nochmals zu Bedenken, dass die Bewertung hier auf der Seite absolut nicht der Realität entspricht und bitte daher um Korrektur auf -C/D- sowie bei der Variante Atletique auf -D- ...vor allem weil wir die einzige deutsche Seite sind die den Steig mit Schwierigkeitsangabe gelistet hat.



Nun gut, an unserem letzten Tag hatten wir endlich Glück und auch in der Schweiz schien die Sonne...Alles deutete auf ein großartiges Klettersteigabendteuer hin...doch es kam alles anders :(

"Moleson Klettersteig" -C/D-

Morgens ging es in 10 Minuten vom Hotel aus auf den schon gut sichtbaren Berg zu. Am Kassenhäuschen der Zahnradbahn rechnete ich mir ein Dreier Ticket aus, da wir beide Klettersteige bei dem Traumwetter machen wollten. Mit dem 80 Euro Tickets in der Tasche fuhren wir um halb 10 auf die Mittelstation und bewegten uns Richtung Einstieg. Ich wollte zunächst die schwere Ferrata "Face" machen, da morgens die vollen Kräfte noch vorhanden waren. Doch als wir die ersten Versicherungen erreichten bekam meine Freundin einen Schwindelanfall und fiel zu Boden. Im Schatten der riesngroßen Wand saßen wir nun da und wollten die Situation nicht wirklich wahr haben...Doch als nach weitern 5 min. noch Schüttelfrost hinzukam beschloss ich definitiv hier und jetzt abzubrechen und so schnell wie Möglich aus dem Schatten zu kommen. Die Temperatur an der Talstation war bereits bei -5 Grad...ich will nicht wissen wie niedrig sie 800 Meter höher im Schatten war. Unsere Kleidung war auch nicht wirklich darauf abgestimmt lange Zeit bewegungslos irgendwo rumzusitzen. Irgendwie und irgendwann erreichten wir die Zwischenstation. Nach einer halben Stunde im Warmen ging es meiner Freundin wieder etwas besser. Doch für mich reichte das nicht aus um einen neuen Aufstiegsversuch zu wagen. Ich denke das ein Körper nicht aus Spass solche Warnungen abgiebt und berreue meine Endscheidung komplett abzubrechen und wieder runterzufahren bis heute nicht.

Das letzte Bild dieses Urlaubs...




Das war unser Herbsttrip 2016
Ich bedanke mich bei allen Lesern und Leserinnen...

Berg Heil
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Moderatoren: kletterkiki