Auch wenn auf den Rigidalstock zwei Klettersteige hinaufführen, gibt es doch nur einen Weg hinunter: Den Rigidalstockgrat-Klettersteig. Wobei... reizvoll wäre auch die Gratkletterei hinüber zum Vorder Walenstock. Vielleicht mal ein interessantes Erweiterungsprojekt... so in 10 Jahren?
Viel Betrieb am Gipfel.
Wir steigen erst über den Grat zurück und erreichen wieder die Stelle, wo der Rigidalstockwand-Klettersteig ausläuft. Nun gehen wir aber links ums Eck herum und stehen vor einer großen Kalkplatte, die geneigt in die Tiefe führt. Wer auf die Reibung des Felsens vertraut, hat deutliche Vorteile. Alle anderen müssen sich von Sims zu Sims runterarbeiten. Diese Stelle nennt sich Steinbockplangg. Sehr passend!
Immer schön auf Reibung gehen: Die Steinbockplangg
Nun wird es leichter. Wir kraxeln um einige größere Felskopfe herum und erreichen über den Gemstritt einen längeren grasigen Grat, der aber durchgängig gesichert ist. Es wird auf dem Grat nun wieder steiniger und schon folgt die Schlüsselstelle des Rigidalstockgrats: Ein Kamin, der 10 Jahre früher für mich als Anfänger eine knifflige Sache war. Heute geht es recht gemütlich hinunter. Es folgt die Querung, die man vom Titelbild des Eugen-Hüsler-Führers „Wandern Vertikal“ kennt. Hier hören die Sicherungen auf.
Ein Grat-Idyll
Etwas tiefer liegt der Abzweiger zum Rigidalstockwand-Klettersteig. Aber diese Abstiegshöhenmeter sind sehr anstrengend. Viel loses Geröll und wenn man zu weit nach rechts gelangt, kraxelt man mitten in mühsamen Blockwurf hinein. Der weitere Abstieg zum Härzlisee und zur Brunnihütte ist dann wesentlich entspannter.
Wir beobachten im Abstieg die Brunnistöckli-Absolventen
Die Zeit reichte am Härzlisee, um den Zittergrätli-Klettersteig anzuhängen. Und hier möchte ich die Erlebnisse von 2004 schildern. Damals waren wir noch Klettersteiganfänger. Frohen Mutes stiegen wir zum Brunnistöckli hoch und glotzten auf die senkrechte Bügelreihe. „Ist ja nur so was Ähnliches wie eine Leiter“, dachten wir uns und stiegen ein. Aber schon in fünf Metern Höhe stiegen wir einer Kante entlang, wobei unter den Stahlstiften und unseren Schuhsohlen nur noch blanke Luft war. Wir begannen uns zu fragen, ob wir hier am richtigen Ort sind.
Noch eine Bügelreihe hoch und wir kamen zu einer Querung, bei der ich mich wirklich selten dämlich anstellte. Um entspannt zu queren, muss man sich nur ins Seil hängen. Aber ich getraute mich schlichtweg nicht. Also wand ich mich so um den Ankerpunkt herum, dass ich meinen Körper zwischen Seil und Felswand einklemmte, und schob mich langsam hinüber. Nur so war für mich die Begehung möglich.
Oben folgte dann der Überhang. Der erste meines jungen Klettersteig-Lebens. Mit brennenden Oberarmen kroch ich dem Gipfelkreuz entgegen. Heilfroh, dass ich aus diesem Abenteuer irgendwie unbeschadet rausgekommen bin. Heute mag ich wohl darüber lachen, aber damals war ich ziemlich ernst.
Beim Pfeil kraxeln zwei Bekannte am Zittergrätli
Eine Stunde nach dem Klettersteig erlebte ich etwas völlig irres. Der kleine Finger der linken Hand stand weg. Ich konnte ihn zu den anderen Fingern drücken, aber er spreizte sich immer wieder ab. Keine Schmerzen, keine Verkrampfung. Einfach eine Hirn-Nerven-Fehlfunktion, die ich zuvor nie hatte und nachher auch nie wieder haben würde... einfach gruslig...
Zurück ins Jahr 2014. Die Talfahrt erfolgte natürlich wieder mit Sessellift und Luftseilbahn. Die Talfahrt wurde dabei mit einem urchigen Brunni-Bahnen-Werbejodel-Song versüsst. Was bei der Zugspitzbahn kolossal (weil lieblos) genervt hatte, war hier ein gelungener Abschluss eines schönen Tages im Klettersteig-El-Dorado Engelberg.