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THEMA: Die Klettersteige am Brunni - Teil 1

Die Klettersteige am Brunni - Teil 1 24 Nov 2014 21:51 #1

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Engelberg und Saas Fee gelten seit Beginn des Klettersteigbaus in der Schweiz als „Klettersteig-Eldorado“. Wer also damals im Jahr 2004 Klettersteige gehen wollte, suchte sich diese beiden Orte aus, um sich am Fels auszutoben.

Unser Plan war damals die Begehung des Brunnistöcklis und des Rigidalstocks mit Übernachtung in der Brunnihütte SAC. Das Fazit war damals: Das Brunnistöckli ist der perfekte Kinder- und Anfängerklettersteig. Wer dieses Klettersteigli nicht packt, ist beim Fischen oder Golfen besser aufgehoben. Der Rigidalstock ist ein netter Steig, hat aber ein gewaltiges Manko: Auf- und Abstieg sind identisch. Ein Klettersteig mit Gegenverkehr. Zuviel Gegenverkehr!

rigidal3.jpg

Für diese bombastische Aussicht musste viel Gegenverkehr in Kauf genommen werden.

Somit war der Fall klar: Es würde meine erste, letzte und einzige Begehung des Rigidalstocks bleiben, denn im Alpenraum warteten noch Hunderte andere Steige auf mich. Das Blatt wendete sich im Herbst 2013, als der Geschäftsführer der Brunnibahnen uns anfragte, wo man denn die schicken Ankerpunkte der französischen Klettersteige beziehen kann – die mit dem Sauschwanz. Uns wurde verraten, dass der Rigidalstock einen zweiten Klettersteig erhält, um das Gegenverkehr-Problem zu lösen.

Im Frühling 2014 wurde ich angefragt, ob ich für die vier Klettersteige am Rigidalstock und am Brunnistöckli Topos anfertigen könnte. Ich sagte zu und so kam es am 3. Oktober 2014 zu einer Neubegehung des Rigidalstocks.

Mit der Luftseilbahn schwebten wir von Engelberg nach Ristis hoch und erlebten diesen einzigartigen Moment, wenn die Bahn aus dem Nebelmeer auftaucht. Es ist bei allen in der Kabine zu spüren, wie ihnen das Herz aufgeht. Die anschließende Fahrt mit der Sesselbahn zur Brunnihütte war kühl und wir waren froh, dass wir oben gleich loswandern konnten. Wer den Rigidalstock anstrebt, sollte unbedingt vorher das Brunnistöckli oder das Zittergrätli begehen – die kann man beim Aufstieg en passant mitnehmen.

rigidal2.jpg

Ein Spektakel, das leicht zu haben ist: die Seilbrücke am Brunnistöckli

Der Klettersteig Brunnistöckli ist schön zum Aufwärmen und dank seiner zwei Seilbrücken sehr lohnend – schade nur, dass er immer so schnell vorbei ist. Der nachfolgende Zustieg zum Rigidalstock führt über einen grasigen Grat und später in eine Flanke. Bei Nässe ist der Zustieg recht rutschig, da helfen auch die oberen felsigen Passagen nicht. An der Verzweigung kann man zwischen den Klettersteigen Rigidalstockwand (links) und Rigidalstockgrat (rechts) wählen. Der rechte Zustieg führt über Blockgelände, das typisch für Granit ist, doch wir befinden uns hier im Kalk. Eine Querung und ein Aufstieg führen zu den ersten Sicherungsseilen.

Auf der grasigen Querung machen wir uns nochmals richtig die Schuhsohlen schmutzig, was uns bei den nun folgenden C-Stellen ganz schön zu schaffen macht. Die Flanke ist steil, felsige Aufschwünge wechseln sich mit erdigen Passagen ab. Es sind viele Bügel gesetzt, doch manche Tritte und Griffe müssen auch im Fels gesucht werden. Ab der Mitte des Klettersteiges folgt eine Reihe von steilen Felswänden. Eine Passage ist sogar ein Überhang und stellt die Schlüsselstelle des Klettersteigs dar. Während der Steig sich meist in der Schwierigkeit C bewegt, darf man diese Stelle durchaus mit C/D bewerten.

rigidal1.jpg

Ganz schön ausgesetzt: Im KS Rigidalstockwand

Zwischen zwei Felswänden steht auf einem Band eine Holzbank, die zum gemütlichen Verweilen einlädt, bevor der Höhepunkt des Klettersteigs folgt: Das Adleraugeloch, ein kurzer Felsdurchschlupf mit einer rund 10 m langen Höhle im Anhang. Es ist eine sehr fotogene Stelle. Die Felswand führt weiter auf eine schottrige Terrasse, wo der Klettersteig mit dem Rigidalstockgrat-Klettersteig zusammentrifft. Nur noch eine kurze ungesicherte Passage und ein leichter gesicherter Grat führen zum Gipfelkreuz.

rigidal4.JPG

Kuckuck! Das Adleraugeloch

Die Aussicht ist überwältigend. Im Norden fällt der Blick auf die Zentralschweizer Voralpen: Kolosse wie die Rigi, der Pilatus oder das Stanserhorn erscheinen von hier sehr klein. Im Osten grüßt von weiter Ferne der Glärnisch. Aber die echten Schauwerte befinden sich im Süden: Titlis, Grassen, Spannort und Schlossberg, die Wendenstöcke – sie alle beweisen, dass das vergletscherte Hochgebirge in der Zentralschweiz beginnt.

Zum Abstieg über den Klettersteig Rigidalstockgrat und zum Zittergrätli folgt demnächst ein weiterer Tourenbericht.
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Die Klettersteige am Brunni - Teil 1 24 Nov 2014 21:53 #2

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Ach ja...
und natürlich voll exklusiv und einzigartig: Das Topo zum KS Rigidalstockwand:

brunni-rigidalwand.jpg
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Die Klettersteige am Brunni - Teil 1 25 Nov 2014 14:26 #3

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Danke, sehr schönes Review!
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Die Klettersteige am Brunni - Teil 1 25 Nov 2014 17:36 #4

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BLR schrieb:
Das Blatt wendete sich im Herbst 2013, als der Geschäftsführer der Brunnibahnen uns anfragte, wo man denn die schicken Ankerpunkte der französischen Klettersteige beziehen kann – die mit dem Sauschwanz.

Hoffentlich haben die Schweizer die Sauschwänze richtigrum gesetzt.
Vielleicht habe ich ja auch keine Ahnung oder die Franzosen rechnen mit dem unwahrscheinlichen Fall der Schwerkraftumkehr, aber in der Diable-Schlucht in Aussois hätte ich mich noch nichtmal mit der Rastschlaufe in diese Dinger eingehangen.
Die sehen dort nämlich alle so aus:


2013-04-2412-05-10_M_resize.jpg



Gruß, Markus
Der Mensch plant und Gott lacht...
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Die Klettersteige am Brunni - Teil 1 28 Nov 2014 09:48 #5

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:S
Ein vernünftiger Sauschwanz - hier aus der franz. Via ferrata de la Berch - dient dazu, Nachsteiger (z.B. Kunden eines Bergführers) zusätzlich mit einem leicht ein- und auszuhängenden Kletterseil zu sichern:

Sauschwanz.JPG


B)
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