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THEMA: Im wilden Südosten: Mala Mojstrovka

Im wilden Südosten: Mala Mojstrovka 05 Dez 2012 14:35 #1

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UNSER ERSTER IN SLOWENIEN

Wir stiegen auf dem Vrsic-Pass aus dem Auto und wurden von zwei schlappohrigen Schafen zu unserem ersten Slowenischen Klettersteig begrüßt. Es war kühl auf dem Pass, daher konnten wir gut verstehen, dass die zwei Viecher etwas Nestwärme benötigten. Aber nix da! Wir wärmten uns beim Aufstieg zur Vratica auf. Sollen es uns doch die Schafe nachtun.

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Oben auf dem Sattel schauten wir in die Nordwestwand der Mala Mojstrovka und sahen schwarz und weiß zugleich. Mitte Juni glich der sonst so geröllige Zustieg einer Skipiste. Ob wir ohne Markierungen den Einstieg finden würden? Und ob ich mit meinem Schneefeldtrauma überhaupt bis zum Einstieg hochsteigen würde?

Ein österreichisches Paar mit ihrem 10-jährigen Sohn schloss zu uns auf. Die Mutter hatte den Klettersteig auf die Mala Mojstrovka schon vor etlichen Jahren mal gemacht, wusste aber nicht mehr, wo die Seile losgingen. Beim Überlegen, ob man die Tour wagen will oder nicht, welchen Winkel man nun ansteuern will, kann viel Zeit vergehen. Nach einer Stunde Hin und Her entschieden wir uns für den Direktaufstieg in einen markanten Winkel.

Wie war ich froh, dass ich die festen Bergschuhe den weichen Trekkingfinken vorgezogen hatte! Beim Schlagen der Tritte in den Altschnee dienten die harten Sohlen als gutes Werkzeug und erst als ich zu den Felsen gelangte, sickerte die erste Feuchtigkeit durch die Schuhe. Ich war nervlich sehr angespannt, denn ein Ausrutscher konnte eine 200 Meter lange Rutschpartie bedeuten. Ich wollte mir nicht ausmalen, aus welchem Tempo ich dann unten im Schotter auf 0 km/h runtergebremst würde.

moj2.JPG


Die Stahlseile befanden sich direkt vor mir und „KLACK!“. Ich war sicher! Auch meine Bergpartnerin kam nun direkt ans Seil. Kurz darauf auch die österreichische Familie. Der Sohn ging am langen Seil und hatte einen Heidenspaß, trotz der alpinen Gefahren. Wir stiegen nun auf einer felsigen Rampe über den Klettersteig hoch, wobei der Steig nach slowenischer Art nicht durchgängig gesichert war. Viele Kraxeleien im 1. Grad mussten ohne Sicherung bewältigt werden.

moj3.JPG


Immer mal wieder folgten kurze und sehr ausgesetzte Querungen, die etwas Mut abverlangten, doch wir waren uns bald einig: Wir sind hier auf einem der schönsten Klettersteige der Welt. Durch einen knackigen Kamin stiegen wir von der Rampe auf ein Bändersystem, dem wir erst nach links, dann gegen rechts folgten. Wir kamen dem Grat immer näher und freuten uns auf die Sonnenstrahlen, die uns im Klettersteig fehlten. Obwohl der Steig nun immer leichter wurde, standen wir plötzlich wieder vor einem großen Problem...

Fortsetzung folgt...
"Wenn du allein bist, bist du still, und wenn du still bist - vor allem wenn du zwei Monate still bist-, bewegen sich Dinge in dir."
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Letzte Änderung: 05 Dez 2012 19:27 von kletterkiki. Begründung: Herzl
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Im wilden Südosten: Mala Mojstrovka 09 Dez 2012 13:39 #2

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Ein 10 Meter breites Schneefeld! Mitten in der Wand! Die Klettersteigsicherung lag tief unter dem Schnee und ließ sich nicht ausgraben. Man hätte um das Schneefeld herumkraxeln können, wäre aber ungesichert im 2. Grad unterwegs gewesen mit einem tiefen Abgrund hinter sich. Und was wäre die Folge gewesen, wenn man auf dem Schneefeld ausgerutscht wäre? Ein ungebremster Sturz hinunter auf das Schneefeld beim Einstieg.

Wir entschieden uns für die Überquerung des Schneefeldes. Mit größter Sorgfalt hackte ich Tritte in den Schnee und war bis zum Zerreißen gespannt. Ein Schritt nach dem anderen. Erst weitergehen, wenn ich mit dem vorhergehenden Tritt absolut sicher war. So kamen wir recht gut über das Schneefeld. Mit einer Geschwindigkeit von 1 m in der Minute...

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Endlich erreichten wir die sonnige Kante und hielten sie irrtümlich für den Gipfel der Mala Mojstrovka. Wir hätten erwartet, dass die Markierungen abwärts über die Geröllflanke führen, doch sie führten zu einer felsigen Nordflanke, die wir erst noch im 1.-2. Grad hochklettern mussten. Endlich standen wir auf der Mala Mojstrovka und genoßen die Aussicht, die wegen den Wolken leider etwas eingeschränkt war.

Im Westen und Südwesten bestaunten wir die Ponza-Kette, den Mangart und den Jalovec. Noch eindrücklicher war es beim Blick nach Osten: Sehr prominent stand der Prisonjk vor uns. Wir genoßen einen klaren Einblick in die Nordwand, in welchem zwei Klettersteig-Klassiker verlaufen: Der Hanza-Steig und der Fensterweg. Weiter hinten waren Skrlatica, Razor, und Triglav leider nur zu erahnen. Wie um uns auf der kühlen Mojstrovka zu verhöhnen, wurde der Bavski Grintavec im Süden von einem Spotlight in freundliches Licht getaucht.

moj5.JPG


Wir stiegen über die Südostflanke der Mala Mojstrovka ab. Eine sehr schottrige, geröllige und rutschige Angelegenheit. Oft lag auf einer abschüssigen Felsplatte nur eine dünne Schotterschicht. Wir brauchten eine gute Portion Trittsicherheit, damit wir uns hier nicht den Hintern aufschmirgelten. Über eine kleine Scharte wechselten wir in die Ostflanke und hatten direkten Blick auf den Vrsic-Pass und... die legendäre Geröllabfahrt.

Statt auf dem Wanderweg mühsam zum Pass zu wandern, kann man hier knieschonend und direkt in der Falllinie zum Pass abfahren. Man sollte nur eines beachten, worauf man aber vor Ort nicht hingewiesen wird: Nur eine Spur führt zum Pass. Die anderen enden als Sackgasse mitten in dichten Latschenkiefern. Die Österreichische Familie war schon vor uns in der rechten Spur in die Latschen reingerutscht und versuchte, uns noch zu warnen.

moj6.JPG


Doch es war schon fast zu spät. Als ich die Österreicher bemerkte, schaffte ich es noch mit viel Mühe hinüber auf die linke schmale Spur. Doch meine Begleiterin war schon zu weit. Sie vollendete die rechte Spur bis zu den Latschen und kämpfte sich danach unter Gezeter durch die dichten, hangelnden Sträucher. Aber nach kurzer Zeit hatte sie auch dies geschafft und wir lagen uns in den Armen, glücklich eine solch schöne Bergtour geschafft zu haben.

Das Topo zum Klettersteig:

mojstrovka1.jpg


Und hier der Link zum Datensatz.
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Letzte Änderung: 09 Dez 2012 15:46 von kletterkiki.
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Im wilden Südosten: Mala Mojstrovka 31 Jan 2013 14:31 #3

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:ohmy: Ich bin den Steig im Hochsommer ohne Schneefelder gegangen. Da kann man mal sehen, wie aus einer " harmlosen Genußkletterei " durch schlechte Wetterverhältnisse ( Schneefeld) eine deutlich schwierigere und gefährlichere Tour wird.
Wie gefährlich sind dann erst Winterbegehungen !!
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Im wilden Südosten: Mala Mojstrovka 31 Jan 2013 21:45 #4

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Wir mussten die Tour dieses Jahr im September abbrechen: www.klettersteig.de/forum/17-tourenbedin...f-ca-1000-meter#2121

Erst kam nur Schnee und bissl Eis runter... aber als dann (in einer ungesicherten Passage) Steine mitkamen war Schluss mit lustig!
"Ich wurde oft falsch verstanden. Häufig unternahm ich Dinge, die für andere eine Provokation waren."
Walter Bonatti (1930-2011)
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