Bitte vor dem Lesen dieses Berichts entweder "Crocodile Rock" von Elton John oder "See you later, Alligator" von Bill Haley auf den Plattenteller legen...
Klettersteig Krokodil (Urner Alpen)
Jeden Sommer einen oder zwei Schweizer Klettersteige. Das ist bei uns Pflicht! Und für den Sommer 2012 hatten wir uns schon seit längerer Zeit den Tierbergli-Klettersteig im Sustengebiet ausgeguckt. Dann ereilte uns im Frühling eine handfeste Überraschung: Der Hüttenwart der Bergseehütte im Göscheneralptal hat einen nagelneuen Klettersteig gebaut.
Im Granit der Göscheneralp habe ich quasi bergsteigerisch das Laufen gelernt und bin dort aufgewachsen. Ich kenne die meisten Wege in diesem Gebiet und so verspürte ich natürlich den unbändigen Drang, auch diesen neuen Pfad zu erforschen.
Im vergangenen Jahr hatten wir meine Schwester Franziska schon auf der Via Ferrata Diavolo ins Klettersteigen eingeführt. Nun wollten wir ihr dieses Vergnügen auf einem nagelneuen Steig nicht vorenthalten. Wir packten auch noch meine Bergkameradin Karin ein und starteten an einem Sonntag im September in Goldau.
Wie schon so oft hatten wir zwischen zwei Regentagen ein kurzes Föhnfenster erwischt und so stiegen wir bei blauem Himmel in der Göscheneralp aus dem Auto. Während wir am Südhang der Bergseehütte zustrebten, klebte an der Nordseite eine Wolkenbank an den Gipfeln. Solch eine Föhnbank sieht zwar bedrohlich aus, ist aber vollkommen harmlos und bei Föhn nicht unüblich.
Während Karin ziemlich zügig zur Hütte hochstieg, tat sich Franziska schwer mit den Höhenmetern, aber sie hielt tapfer durch. Mit genügend Pausen erreichte auch sie die Bergseehütte, teilte uns dann aber mit, dass es nun mit Bergwandern reichte. Wir könnten den Klettersteig ruhig gehen und sie zurücklassen, denn sie hatte auf der Hütte eine Bekannte aus der Arbeit getroffen. Mit ihr stieg sie wieder zur Göscheneralp ab, einen feinen - und hochverdienten - Eisbecher im Visier, während wir uns auf den Weg zum Klettersteig Krokodil machten.
Die Granit-Blockfelder sind für diese Gegend typisch und wir kraxelten über die teilweise recht wackeligen Blöcke, bis wir den Einstieg erreichten. Endlich wieder Granit! Ich hielt die Hand an das körnige, dunkle und warme Gestein. Hier gibt es keine glattgeschliffenen Griffe und Tritte, sondern an diesem Fels hat man maximale Reibung. Beim Einstieg schockierten uns die vielen Stahlbügel, doch wir stellten nach den ersten paar Metern fest, dass man hier schon bald überfordert ist, wenn man die natürlichen Tritte nicht zu nutzen weiss.
Typisch für die vielen Kletterrouten in der Umgebung sind die kleinen Leisten, die man als Tritte nutzen muss und auch diese fanden wir hier. Und teilweise gibt es wirklich nur diese Leisten, sodass der Klettersteig recht anspruchsvoll wurde. Beim Erklettern des ersten Turmes wurde der Steig immer ausgesetzter und direkt unter dem Gipfel wurde er auch noch teilweise überhängend. Wir steckten in der Schlüsselstelle, die aber rasch überwunden war. Dann kletterten wir noch kurz über eine Plattenverschneidung auf den Gipfel und unser Blick fiel auf den zweiten Turm. Vor uns lag eine einzige sehr hohe und steile Platte! Ob wir das schaffen würden?
Den zweiten Teil gibt es morgen...