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THEMA: Riding the crocodile!

Riding the crocodile! 22 Okt 2012 21:32 #1

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Bitte vor dem Lesen dieses Berichts entweder "Crocodile Rock" von Elton John oder "See you later, Alligator" von Bill Haley auf den Plattenteller legen...

Klettersteig Krokodil (Urner Alpen)

Jeden Sommer einen oder zwei Schweizer Klettersteige. Das ist bei uns Pflicht! Und für den Sommer 2012 hatten wir uns schon seit längerer Zeit den Tierbergli-Klettersteig im Sustengebiet ausgeguckt. Dann ereilte uns im Frühling eine handfeste Überraschung: Der Hüttenwart der Bergseehütte im Göscheneralptal hat einen nagelneuen Klettersteig gebaut.

Im Granit der Göscheneralp habe ich quasi bergsteigerisch das Laufen gelernt und bin dort aufgewachsen. Ich kenne die meisten Wege in diesem Gebiet und so verspürte ich natürlich den unbändigen Drang, auch diesen neuen Pfad zu erforschen.

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Im vergangenen Jahr hatten wir meine Schwester Franziska schon auf der Via Ferrata Diavolo ins Klettersteigen eingeführt. Nun wollten wir ihr dieses Vergnügen auf einem nagelneuen Steig nicht vorenthalten. Wir packten auch noch meine Bergkameradin Karin ein und starteten an einem Sonntag im September in Goldau.

Wie schon so oft hatten wir zwischen zwei Regentagen ein kurzes Föhnfenster erwischt und so stiegen wir bei blauem Himmel in der Göscheneralp aus dem Auto. Während wir am Südhang der Bergseehütte zustrebten, klebte an der Nordseite eine Wolkenbank an den Gipfeln. Solch eine Föhnbank sieht zwar bedrohlich aus, ist aber vollkommen harmlos und bei Föhn nicht unüblich.

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Während Karin ziemlich zügig zur Hütte hochstieg, tat sich Franziska schwer mit den Höhenmetern, aber sie hielt tapfer durch. Mit genügend Pausen erreichte auch sie die Bergseehütte, teilte uns dann aber mit, dass es nun mit Bergwandern reichte. Wir könnten den Klettersteig ruhig gehen und sie zurücklassen, denn sie hatte auf der Hütte eine Bekannte aus der Arbeit getroffen. Mit ihr stieg sie wieder zur Göscheneralp ab, einen feinen - und hochverdienten - Eisbecher im Visier, während wir uns auf den Weg zum Klettersteig Krokodil machten.

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Die Granit-Blockfelder sind für diese Gegend typisch und wir kraxelten über die teilweise recht wackeligen Blöcke, bis wir den Einstieg erreichten. Endlich wieder Granit! Ich hielt die Hand an das körnige, dunkle und warme Gestein. Hier gibt es keine glattgeschliffenen Griffe und Tritte, sondern an diesem Fels hat man maximale Reibung. Beim Einstieg schockierten uns die vielen Stahlbügel, doch wir stellten nach den ersten paar Metern fest, dass man hier schon bald überfordert ist, wenn man die natürlichen Tritte nicht zu nutzen weiss.

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Typisch für die vielen Kletterrouten in der Umgebung sind die kleinen Leisten, die man als Tritte nutzen muss und auch diese fanden wir hier. Und teilweise gibt es wirklich nur diese Leisten, sodass der Klettersteig recht anspruchsvoll wurde. Beim Erklettern des ersten Turmes wurde der Steig immer ausgesetzter und direkt unter dem Gipfel wurde er auch noch teilweise überhängend. Wir steckten in der Schlüsselstelle, die aber rasch überwunden war. Dann kletterten wir noch kurz über eine Plattenverschneidung auf den Gipfel und unser Blick fiel auf den zweiten Turm. Vor uns lag eine einzige sehr hohe und steile Platte! Ob wir das schaffen würden?

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Den zweiten Teil gibt es morgen...
"Wenn du allein bist, bist du still, und wenn du still bist - vor allem wenn du zwei Monate still bist-, bewegen sich Dinge in dir."
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Letzte Änderung: 24 Okt 2012 19:39 von kletterkiki. Begründung: Link eingefügt
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Riding the crocodile! 23 Okt 2012 19:12 #2

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Des Krokodiles zweiter Teil...

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Am Fuss des zweiten Turmes sehen wir, dass die Platte ziemlich geneigt ist und viele kleine Leisten aufweist. Außerdem ist die Platte mit vielen Schuppen ausgestattet, die man von unten oder von der Seite anpacken kann. Wir haben keine Lust auf den Notabstieg zwischen den zwei Türmen, daher steigen wir die Platte hoch und erleben eine wunderbare Kletterei am Granit. So würde es wohl sein, wenn man eine der Mehrseillängenrouten am Bergseeschijen, am Horefellistock oder am Hochschijen bezwingt.

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Die Spitze des zweiten Turmes krönt das Krokodil, eine auffällige Felsformation, die wie das aufgerissene Maul eines Krokodils in die Höhe ragt. Hier soll auch irgendwo ein Geocache versteckt sein. Der Klettersteig führt zwar nicht durch das Maul, aber unter dem Maul hindurch. Und das ist nun wirklich eine der interessantesten Einzelstellen, die ich auf mehr als 200 Klettersteigen gesehen habe. Unter dem schrägen Maul legt man sich auf die schräge Platte, muss aber auf der Seite liegend vorankriechen und strebt dabei auf eine Kante zu, die einfach nur ins Nichts führt. Erst wenn man an der Kante liegt, ist der Weiterweg auf der Unterseite der Platte sichtbar. Hier braucht es ordentlich Mut und Muckis, um diese Stelle zu bezwingen.

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Der nächste Höhepunkt folgt sogleich: Die 17 m lange Dreiseilbrücke. Auf einem sehr fest gespannten Drahtseil überwindet man sehr komfortabel einen Graben. Natürlich gibt es auch eine Umgehung dieser Stelle, aber der Abstieg über die Aluminium-Strickleiter ist technisch wesentlich schwieriger als die Seilbrücke. Vor allem weil man sich mitsamt der Leiter um die eigene Achse drehen kann. Hier kann man nun ausgiebig und entspannt viele spektakuläre Fotos schießen, denn schließlich hat man alle Schlüsselstellen hinter sich.

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Der Abstieg vom zweiten Turm und zurück zur Hütte führt wieder durch die riesigen Granit-Blockfelder. Hier kann man sich darin üben, als Bergsteiger in unwegsamem Gelände zurecht zu kommen. Von der Hütte bis zur Göscheneralp genießen wir einen breiten Weg und gute Gespräche. Mitten in diesem Abstieg begegnen wir sogar Toni Fullin und wechseln mit ihm ein paar Worte. Der Hüttenwart der Bergseehütte ist der Autor aller Alpinführer des Schweizer Alpen-Clubs über die Urner Alpen. Er hat unzählige Kletterrouten in Gneis und Granit eröffnet und eingerichtet. In sein Palmarés gehört unter anderem der Gasherbrum II. Und so hat dieser weithin bekannte Bergführer nun auch einen Klettersteig gebaut. Mit eigenen Händen und mit eigenhändig zusammengetragenen Geldern. Und was soll man sagen? Der Mann weiß, wie man einen schönen Klettersteig baut!

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An der Straße treffen wir die gut gelaunte Franziska und wir machen uns auf den Rückweg nach Goldau. Wir könnten von einem perfekten Bergtag berichten, wenn wir auf dem Rückweg nicht noch am Axen während einer Stunde im Stau gestanden wären. Wir machen uns nichts draus, denn am Klettersteig gab es keinen Stau. Noch nicht… das könnte in den nächsten Jahren passieren, denn der Klettersteig Krokodil hat das Zeug zum Klassiker!

Und hier noch das selbstgezeichnete Topo des Neo-Klassikers:

Krokodil2.jpg
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