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THEMA: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts...

die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 08 Jul 2012 18:04 #1

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...eigentlich dachte ich, dieser Beitrag ist zu unbedeutend und zu lächerlich, um ihn zu posten, aber ich habs der kletterkiki mal versprochen und vielleicht kann ja der eine oder andere Gelegenheitsklettersteiggeher oder Anfänger vielleicht doch was damit anfangen.

Vielleicht sollte ich vorausschicken, das ich nicht so der mutigste bin, zumindest wenn Tiefblicke ins Spiel kommen.

Es geht um die Besteigung der Porze in den Karnischen Alpen / Osttirol.
Darauf hinauf führen zwei Klettersteige, die man gut zu einer wunderbaren Überschreitung verbinden kann, so man kann...

Beide Klettersteige sind leicht, der östliche A/B, der westliche A, sollte doch keine Schwierigkeit sein.

Also ran ans Werk. Das erste mal in Begleitung ,zwar auch nicht erfahren, aber doch zu jeder Schandtat bereit. Und mutig wie eine Löwenmutter. Den östlichen Steig wunderbar geschafft, obwohl da einige Stellen ungesichert sind, die man sich eher gesichert wünschen würde. Vom Ausstieg des Klettersteigs wars noch ein Stück bis zum Gipfel, da stellte sich uns eine Passage entgegen, die uns nicht geheuer vorkam. heute wissen wir, dass die umgangen werden kann. Damals haben wir den richtigen Weg nicht erkannt, über den "leichten" Klettersteig zurück wollten wir nicht. Also Karte gezückt und eine machbara Alternative gesucht, War lang und länger, aber in dem Moment für uns machbar.

Ich kam oft an die Porze zurück und versuchte es über die westliche Seite, mal war ich am Enstieg kaputt, mal rastete ich kurz vorher und auf der Rückseite ist ein ziemlich heftiger Bergsturz abgegangen. mal gings bis zum einstieg und von der Südseite kam Schlechtwetter auf. Beim letzten mal gins durch den Steig bis auf den Grat, da war eine Sicherung herausgerissen und das hat mit den Mut geraubt. Ok zurück mochte ich eigentlich auch nicht ob der Absturzgefahr, falls man in den ungesicherten Passagen mal ausrutscht.

Aber in diesem Jahr war es soweit, nach vielen vergeblichen Versuchen. Zustieg und Klettersteig waren trotz ziemlicher Hitze relativ unproblematisch. Auch die ausgerissene Stelle war "repariert", LOL. Am Grat (ich hasse Grate) keine guten Aussichten von der italienischen Seite, und es war dermaßen stürmisch da oben, dass selbst ein Norddeutscher wie ich von Sturm spricht. Ok, am Ende hat es bis zum Gipfel gereicht. Die große Zufriedenheit blieb allerdings geschafft. Vielleicht werd ich sie mal wiedersehen, vielleicht ist dann alles viel leichter, vielleicht kann ich dann den Moment da oben geniessen.

Heute weiß ich nur, dass mir all die vergeblichen Versuche ungleich mehr gegeben haben.

Und was ich dabei gelernt habe: manchmal lohnt sich umdrehen durchaus.

Ich wünsche allen hier viele schöne Bergerlebnisse und auch, dass immer alles so klappt, wie ihr euch das vorstellt, und gerne mal zurückziehen, aber nicht aufgeben :-)
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Aw: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 08 Jul 2012 18:45 #2

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Danke für deinen Beitrag!!! Ich finde es gut, dass du sowas hier schreibst. Sicher haben ganz viele hier ähnliche Erlebnisse gemacht (mich eingeschlossen). Die Berge rennen ganz sicher nicht weg und dann versucht man es halt wieder... Ich finde ja: Die Berge lehren Demut! Und das ist gar net schlecht...
"Ich wurde oft falsch verstanden. Häufig unternahm ich Dinge, die für andere eine Provokation waren."
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Aw: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 08 Jul 2012 21:50 #3

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Hallo Impfen,

schöner Bericht! Und Gratulation zu Deiner Vernünftigkeit. Wer nicht weiss, wann er den Gipfel sein lassen muss, findet sich schnell mal auf einem teuren Rückflug ins Tal wieder (oder schlimmerem...)

Mein Pièce de Résistance heißt Sustenjoch und liegt in den Urner Alpen. Mehrmals geplant, doch es scheiterte immer am Wetter... Mindestens zweimal stand ich oben am Sustenpass und sah keine 100 Meter weit.
Dann konnte ich im Jahr 2005 endlich von der Südseite aufsteigen und stand oben. Perfekt wäre es aber als Überschreitung gewesen, wäre da nicht auf der Nordseite viel Schnee gelegen. Allein wollte ich dann den schneebedeckten Abstieg über brösligen Gneis nicht wagen.

Berge laufen ja zum Glück nicht weg...
"Wenn du allein bist, bist du still, und wenn du still bist - vor allem wenn du zwei Monate still bist-, bewegen sich Dinge in dir."
Silvia Vidal
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Aw: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 09 Jul 2012 14:15 #4

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Hallo,

Auch ich finde es wichtig, zu wissen dass man umdrehen KANN, und wann man das tut. Ich bin schon oft umgedreht, und habe trotzdem viele tolle Erlebnisse gehabt. Selbst an so etwas "Einfachem" wie der Bieler Spitze bin ich schon umgedreht, weil ich im Schneetreiben den Steig nicht mehr gesehen habe. Ich denke mir immer, ich lebe noch, also habe ich wohl alles richtig gemacht.

Inzwischen habe ich in meinem Tourenbuch sogar eine Aufstellung mit abgebrochenen Touren, benannt "Des wohr nix" :laugh: Damit weiß ich immer was noch auf meiner Wunschliste steht.
Und peinlich ist mir das in keinster Weise. Im Gegenteil, ich bin stolz auf meine Fähigkeit zu erkennen wann es nicht mehr weitergeht. Hoffentlich lässt die mich nicht im Stich ... ;)

Darum, danke für diesen schönen Bericht! So etwas stärkt das Vertrauen in die eigene Verantwortung.

Viele Grüße,
Ulrich
Die meisten Menschen [..] erleben die Natur als enttäuschende Umsetzung von TV-Eindrücken oder als Bedrohung.
Hans Lozza, Wanderführer durch den Schweizer Nationalpark
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Aw: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 12 Jul 2012 21:47 #5

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hallo,
so stand ich am 3.7.12 etwa 5 Gehminuten vom Gipfelkreuz vom Paternkofel. Wolken stiegen rassant auf, der Gipfel ging zu, und am letzten Stück gibt es keine Sicherungen mehr. Aus einem einfach gestuften Klettersteig wird auf einmal ein schwierieger!
Dann bekommt mann im 3Zinnen Gebiet alles mögliche zu sehen, Leute ohne Helm, selbst gebastelte Gurte mit kleinen Karabiner, und Welche die ohne Rücksicht auf Verluste an einem vorbei rennen und Steinlawinen auslösen, ich konnte es nicht fassen. Das hat mir dann definitif die Lust zum Gipfel genommen und ich bin mit meinem Kollegen dann umgedreht, um wieder in sicheres Gelände zu gelangen.
LG
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Aw: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 12 Jul 2012 21:55 #6

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Der Paternkofel ist voll die Härte... das ist ein lebendes Museum an Selbstsicherungen aus den letzten 50 Jahren. Dazu kommen noch einige Phantasiekonstrukte und blanker Leichtsinn.

Das wildeste was ich dort sah, war eine Frau, die ihrem Sohn eine Reepschnur an den Hosengurt geknüpft hatte und das andere Seilende um die Hand gewickelt hatte. Selbst war sie nicht im Stahlseil eingehängt. Gute Nacht, wenn der Sohn den Abflug macht! :pinch: :pinch: :pinch:
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Aw: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 15 Jul 2012 15:40 #7

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geht doch nichts über gesundes Gottvertrauen...
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Aw: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 16 Jul 2012 12:44 #8

was is der echt so übel? Wollte nämlich im Herbst auch mal rein.. bin bis jetzt C gegangen.... is der dann zu schwierig? Dachte der wäre nicht so schwer?
lg Claudia
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Aw: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 16 Jul 2012 13:21 #9

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Jaein, das mit der Schwierigkeit ist schwer ein zu schätzen. Dort wo der Steig gesichert ist, ist alles machbar, aber wie so oft ist das letzte Stück zum Gipfel nicht gesichert, hier ist absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefordert.
Ich würde den Gipfel nur dann machen wenn die Sicht frei ist, um sicher zu sein. Es gibt auch soviel Wege mit leichten un gesicherten Kletterpassagen dort oben finde ich dass man schnell auf der falschen Spur ist und dann wird es echt problematisch.
Auch würde ich den Paternkofel nie in der Hauptsaison machen, da ist alles so überlaufen und das ist die andere Gefahr, Leute ohne Rücksicht auf Verluste, völlig ahnungslos bringen Sie andere Menschen in Gefahr, GottseiDank stand ich über den losgetretenen Steinen, habe auch nichts von einem Unfall gehört an diesem Tag, aber es hat mich für immer gezeichnet, das behalte ich für mein ganze Leben vor den Augen.
Dann frage ich mich warum die Klettersteigerbauer an manchen Stellen 3-4m Seil sparen, warum??
Am Passportensteig gleich daneben ist in einer Rinne so eine Stelle, da braucht mam vollen Mut um da rüber, fast kein Tritt 2cm und fast kein Halt für die Hände?
so wird man dann überrascht, wenn man Anfänger mithollt, ich dachte mir A-B, B alles machbar, leider ist es nicht immer so.
Ich fühle mich in der Zeit vile besser an C oder D Steigen die ganz gesichert sind, als auf A-B Steigen mit kniffligen ungesicherten Passagen.
Am Dibona (B)ist es mir auch so gegangen, da werde ich noch später etwas in dem Steig kommentieren. LG
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Aw: die n-te Chance oder auch irgendwann klappts... 29 Jul 2012 15:54 #10

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Renato schrieb:
hallo,
so stand ich am 3.7.12 etwa 5 Gehminuten vom Gipfelkreuz vom Paternkofel. Wolken stiegen rassant auf, der Gipfel ging zu, und am letzten Stück gibt es keine Sicherungen mehr. Aus einem einfach gestuften Klettersteig wird auf einmal ein schwierieger!
Dann bekommt mann im 3Zinnen Gebiet alles mögliche zu sehen, Leute ohne Helm, selbst gebastelte Gurte mit kleinen Karabiner, und Welche die ohne Rücksicht auf Verluste an einem vorbei rennen und Steinlawinen auslösen, ich konnte es nicht fassen. Das hat mir dann definitif die Lust zum Gipfel genommen und ich bin mit meinem Kollegen dann umgedreht, um wieder in sicheres Gelände zu gelangen.
LG

Ich versteh dich! Wir sind bei der Gamsscharte raus aus den Steig. Kurz vor der Scharte bot sich uns folgendes Bild:
P7236009_2012-07-29.JPG

Irre! Und ziemlich vorne ein Kind!

4 Tage später dann an der Cir V... Eine Gruppe von ca. 15 Leuten. Zuerst ging wieder ein Kind:
P7276218.JPG

Ach ja: Steine haben sie nachher auch noch auf uns rieseln lassen :-(...
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Letzte Änderung: 29 Jul 2012 17:01 von kletterkiki.
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alpengams schrieb:
was is der echt so übel? Wollte nämlich im Herbst auch mal rein.. bin bis jetzt C gegangen.... is der dann zu schwierig? Dachte der wäre nicht so schwer?
lg Claudia

Hallo Claudia,

der Steig selber ist nicht schwierig. Das Problem ist, dass es ein Steig ist hier ganze Familien mit Kind und Kegel unterwegs sind. Es kommt sehr häufig zu Staus und es ist viel Geduld gefragt...

Gruß

Anja
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