Skyrider - Skylotec Klettersteig-Set

Die Firma Skylotec bietet mit dem "Skyrider" ein neues Konzept für ein Klettersteig-Set. Anlass genug für das Klettersteig.de-Team, dieses neue Set einen ausführlichen Test zu unterziehen.

Funktion

Die Innovation des Sets liegt bei seinem neuartigen Sicherungsteil, welches im Falle eines Sturzes sofort arretieren soll und somit ein Zurückfallen bis zum nächsten Sicherungsanker verhindert.
Getestet wurde unser Skylotec am Drachenwand-Klettersteig, sowie an der heimischen Kletterwand unseres Teammitglieds Blaufuchs.

Gewicht / Preis

Die Kontrolle auf der heimischen Küchenwaage ergab 880g und war somit doppelt so schwer wie ein herkömmliches KS-Set (Salewa Premium Attac; 440 g) mit ähnlichem Bremsteil und vergleichbaren elastischen Bändern. Der durchschnittliche Verkaufspreis mit 140-150,- EUR liegt ebenfalls beinahe doppelt so hoch wie das oben schon erwähnte Vergleichsset.

Handling

Nicht am Stahlseil hängend lässt sich der Öffnungsmechanismus fast nicht mit einer Hand öffnen, man benötigt also 2 Hände um es erstmals um ein Stahlseil zu legen. Während des Steigens ist das Öffnen mit eines Hand möglich, da das Stahlseil selbst als Gegenmoment hilft.

Kleine, oder gar Kinderhände können das Set mit einer Hand fast nicht bedienen (getestet durch 9 jähriges Kind mit Körpergröße von 150 cm und guter Klettersteigerfahrung).

Das Umhängen war anfangs sehr ungewöhnlich, aber im Laufe der Zeit durchaus praktikabel. Allerdings ist der Zeitaufwand begreiflicherweise höher, als beim klassischen 2-Karabiner-System und man braucht mehr Kraft in den Fingern (schnellere Ermüdung der Fingermuskulatur).

Bilderklärung: Durch Drücken der Taste rechts oben und danach Drehen der Verriegelung nach unten, lässt sich das System Entriegeln und Versetzen (Skyturn).

Handling

Belastungstest

Belastet man das System in einer senkrechten Passage, greift der Bremsmechanismus ohne Probleme. In horizontalen Passagen bringt das System keinen Vorteil. Zur Not kann man das Ganze auch als technische Steighilfe (wie Prusik- oder Bachmann-Knoten) benutzen und eine Passage ohne enormen Kraftaufwand meistern.

Probleme

Mitführen

Das Set sollte stets mit der Hand mitgeführt werden! Zieht man es hinter sich her (wie die beiden Karabiner herkömlicher Sets) ist der Kraftaufwand höher und bei falscher Seilführung (siehe Bilder 2 und 3) konnte es vorkommen, das sich das Set verkantet hat und man nach unten greifen musste.

Mitfuehren1 Mitfuehren2

Bilderklärung: Je größer der Winkel zwischen dem Stahlseil und dem elastischen Band war umso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sich das System verhakt. Beim rechten Bild trat dieser Umstand noch schneller zutage.

Ausserdem ist die Geräuschentwicklung beim Mitführen des Skyturn nicht unerheblich. Und während herkömmliche Karabiner auf Grund der großen Öffnung auch schon einmal über kleinere Befestigungsschrauben gezogen werden können, muss man dieses Set auch bei den kleinsten Unterbrechungen umsetzen.

Fixierung des Skyturn

Fixierung

Wenn man den Verriegelungsmechanismus zu weit nach hinten dreht und den Knopf gedrückt hält, kann man das System bei geöffnetem Zustand fixieren! Diese Fixierung löst sich erst wieder, wenn man erneut auf den Knopf drückt und nicht automatisch, wenn man den Skyturn wieder auf das Stahlseil legt!! Passt man hier nicht auf, fällt das Ganze natürlich sofort vom Seil.

Foto: Das System ist im geöffneten System arretiert und schließt nicht automatisch.

Unsauberes Anbringen am Seil

Achtet man beim Umsetzen nicht auf eine korrekte Umschließung des Stahlseils und läßt die Verriegelung zu früh wieder los, kann es passieren, dass das Stahlseil selbst eine Verriegelung verhindert.

Bild: Die beiden Haltestifte bleiben am Stahlseil hängen und schließen nicht vollständig.

Blockierung

Abrutschen bei Belastung

Handling

Im belasteten Zustand gelang es durch Drehbewegung des Systems, weiter am Seil nach unten zu rutschen. Dies stellt allerdings vermutlich kein unbedingtes Sicherheitsrisiko dar, weil der eigentliche Sturz ja geblockt wurde. Irritierend war es dennoch.

 

Fazit

Vorteil:

  • In senkrechten Passagen kann ein Absturz bis zum nächsten Sicherungsanker verhindert werden

Nachteil:

  • hoher Preis
  • hohes Gewicht
  • Geräuschentwicklung
  • längere Zeiten beim Umhaken; größerer Kraftaufwand nötig
  • mögliche Fehlerquellen beim Handling (die zwar als Anwenderfehler gelten könnten, aber bei so lebenswichtigen Systemen nicht auftreten dürften)
  • Einseitiger Vorteil (nur in senkrechten Passagen)

Abschluss:

Für erfahrene KS-Geher die sich bei senkrechten Passagen in Grenzbereiche (Sturzbereiche) vorarbeiten wollen und stets einen stressfreien Blick auf ihr Sicherungssystem haben, kann dieses System bei kurzen, sportlichen Klettersteigen durchaus von Vorteil sein.

Für den normalen Klettersteiggeher könnten die möglichen Bedienungsfehler gerade im Stressbereich (drohender Sturz) eher zur Verunsicherung führen. Wenn dann einmal ein Umhaken nicht sauber funktioniert und die Arme eh schon zittern, dürfte die Panik nicht weit sein. Enorm kritisch ist dann evtentuell der erhöhte Kraftaufwand beim Umhängen, so dass man 2 Hände benötigt. Dies wäre dann nur mit einer zusätzlichen Bandschlinge zum Rasten möglich.

Für Kinder ist dieses System grundsätzlich nicht zu empfehlen.

 

Getestet von Blaufuchs